Der Band präsentiert 32 Porträts von Schriftstellern des 19. Jahrhunderts, die in ihren Werken auf die Herausforderungen ihrer Zeit reagieren. Während einige, wie Gutzkow und Freiligrath, die Revolution von 1848 hoffen, schaffen andere, wie Storm und Stifter, Gegenwelten der Stille und Harmonie.
Klaus Bellin Bücher





Das Neue Weimar wollte er schaffen, der Stadt den Glanz zurückgeben, den sie einmal besaß, als Wieland, Goethe, Herder und Schiller hier lebten und mit Franz Liszt noch einmal ein Silbernes Zeitalter anbrach. Diese großen Zeiten waren lange vorbei, als Harry Graf Kessler (1868–1937) im August 1891 zum ersten Mal an die Ilm kam. Er traf auf freudlose Häßlichkeit und eine erschütternde Ärmlichkeit. Aber er fuhr seit 1896 immer wieder hierher und setzte, gemeinsam mit Elisabeth Förster-Nietzsche, der Schwester des Philosophen, und dem belgischen Designer und Architekten Henry van de Velde, alles daran, Weimar aus seiner Erstarrung zu lösen. 1903 wurde er Direktor des Museums für Kunst und Kunstgewerbe in Weimar und verwandelte das verzopfte, schläfrige Provinznest für eine kurze Spanne in einen Ort, von dem man redete. Während die Welt mit Erstaunen wahrnahm, wie Weimar sich zu einer attraktiven Kunstmetropole entwickelte, sorgten die Intrigen am Hof und ein ungehobelter, machtbesessener Großherzog schon 1906 für das Ende aller Hoffnungen. Mit Kesslers erzwungener Kündigung ging der eben erst errungene Ruf schon wieder verloren.
Thomas Mann sucht ein Haus am Meer und findet ein kurzes Sommerglück auf der Kurischen Nehrung. Arnold Zweig wünscht sich eine Ehe zu dritt. Erich Maria Remarque schreibt einen sensationellen Weltkriegsroman, und danach ist in seinem Leben nichts mehr, wie es war. Ernst Toller kommt aus dem Gefängnis und gerät unverhofft an die Spitze der Münchner Revolution. Bertolt Brecht lernt im Exil, wie man Teller und Gläser spült. Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt, die Dioskuren der Schweizer Literatur, finden trotz aller Bemühungen keine gemeinsame Sprache. Und Arno Schmidt zieht mit seiner großen Bibliothek und vielen Zettelkästen in die Einsamkeit der Lüneburger Heide … Klaus Bellin, Berliner Literaturkritiker und glänzender Essayist, versammelt Stimmen des zwanzigsten Jahrhunderts, berühmte und übersehene, gefeierte und vergessene. Er führt zu stillen Poeten und wortmächtigen Erzählern, zu Büchern, die Riesenerfolge wurden oder in den Wirren der Zeit untergingen. Gerhart Hauptmann, Stefan Zweig und Joseph Roth, Franziska von Reventlow, Marieluise Fleißer, Ricarda Huch und Anna Seghers, Hans Henny Jahnn, Hans Fallada und Bernhard Kellermann: Sie alle, kenntnisreich und mit leichter Feder porträtiert, treten hier für Momente ins Licht und behaupten ihren Anspruch auf Gegenwart.
Augenblicke der Literatur
- 301 Seiten
- 11 Lesestunden
Literarische Streifzüge durch die deutsche und europäische Literatur vorwiegend des 19. und 20. Jahrhunderts. Kurze, einprägsame und gut lesbare Geschichten und Episoden zu Dichtern und ihrem Werk wie Goethe und Schiller, Frau von Stein, Seume und Heine, zu Stendhal, Flaubert und George Sand, zu Gerhart Hauptmann, Heinrich Mann, Thomas Mann, Rainer Maria Rilke, Franz Kafka, Hermann Hesse, Harry Graf Kessler, Arthur Schnitzler, Gottfried Benn und Thea Sternheim, Marieluise Fleißer, Brecht und Anna Seghers, zu Max Frisch, Heinrich Böll, Günter Grass, Uwe Johnson, Günter de Bruyn u. a. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Schriftstellerfamilie Thomas Mann und seiner Kinder: Klaus Mann, Erika Mann, Elisabeth Mann Borghese. Dabei wird nicht theoretisiert, sondern erzählt - ebenso anekdotisch wie literaturhistorisch präzise, so daß der Leser dem Dichter quasi in persona begegnen kann.
Es war wie Glas zwischen uns
Die Geschichte von Mary und Kurt Tuchholsky
Die Beziehung von Kurt Tucholsky und Mary Gerold war sowohl Liebesgeschichte als auch Tragödie, ein Auf und Ab aus Glück und Enttäuschung, Entfremdung, Sehnsucht und Trennung. Er, unstet, widersprüchlich, oft depressiv, ging immer wieder eigene Wege. Erst als sein Lebenswille erlosch, sprach er es aus: Er hat nur einmal wirklich geliebt – Mary, die 1924 seine zweite Frau wurde und von der er seit 1928 getrennt lebte. Klaus Bellin erzählt von den Frauen, die den Lebensweg des Schriftstellers kreuzten – und von der einen Liebe, die nicht gelebt werden konnte und trotzdem nicht starb. „Ich habe nur eine Frau in meinem Leben geliebt, und ich werde mir nie verzeihen, was ich ihr angetan habe.“ Kurt Tucholskys Eintrag im Sudelbuch, 7. November 1935 „Wer sich künftig dem Autor mit den fünf PS – was hier für Pseudonyme steht – zuwenden möchte, wird auf Bellins Arbeit nicht verzichten können. Unbedingt zu empfehlen.“ Deutschlandradio Kultur „Vier Jahre waren sie verheiratet, ein Leben lang hing sie an ihm. Der Potsdamer Klaus Bellin würdigt eine tolle, unfassbare Frau.“ Märkische Volksstimme