Pikareskes Erzählen hat offensichtlich Konjunktur in der literarischen (Post)Moderne Lateinamerikas und Afrikas. Die sozialen und ökonomischen Dynamiken von Urbanisierung, Modernisierung und Globalisierung fordern geradezu die Konstruktion einer subalternen Sicht auf gesellschaftliche Ränder und Krisenphänomene heraus. Der vorliegende Band geht von der Grundthese aus, dass sich in den Modellen pikaresker Weltwahrnehmung und -erzeugung, die in der frühen Neuzeit in Spanien entwickelt wurden, Muster zeigen, die auch in zeitgenössischen Krisenszenarien wirksam sind und Formen literarischer Selbstermächtigung ermöglichen. Der Band versammelt neben übergreifenden Beiträgen Fallstudien zum pikaresken Erzählen im hispano- und lusophonen Lateinamerika sowie in verschiedenen Regionen des frankophonen Afrika und zeigt, dass pikareskes Erzählen eine komplexe Positionierung zwischen regionalen und globalen Dimensionen des literarischen Felds erlaubt.
Susanne Goumegou Reihenfolge der Bücher





- 2023
- 2011
Schwindend schreiben
Briefe und Tagebücher schwindsüchtiger Frauen im Frankreich des 19. Jahrhunderts
- 263 Seiten
- 10 Lesestunden
Die Schwindsucht wird im französischen 19. Jahrhundert zu der Krankheit schöner, dem Tod geweihter Frauen. Autoren wie Alexandre Dumas und René de Chateaubriand vollziehen das literarische Frauenopfer im Zeichen einer Krankheit, deren widersprüchliche Symptomatik die Medizin der Zeit vor Rätsel stellt. Die Studie untersucht Briefe und Tagebücher schwindsüchtiger Frauen, die sich die herrschenden Schwindsuchtsbilder in ihrem Schreiben je unterschiedlich aneignen. Dabei legt sie das Augenmerk auf die Verflechtung von Schrift, Körper und Krankheit, wodurch gerade die Prozessualität und Unabgeschlossenheit des Schreibvorgangs in den Vordergrund rücken. An den Selbstzeugnissen von Pauline de Beaumont, Céleste de Chateaubriand, Joséphine Sazerac de Limagne und Marie Bashkirtseff lässt sich eine ambivalente Dynamik aus Selbstverausgabung und Selbstkonstitution ablesen, Charakteristikum einer ›écriture de la consomption‹, die im literarischen und medizinischen Diskursgefüge der Zeit zu Verschiebungen führt.
- 2011
Traumwissen und Traumpoetik
- 356 Seiten
- 13 Lesestunden
This collection explores the intricate relationship between dreams and literature, highlighting various perspectives on dream poetics from the onset of literary modernity to contemporary interpretations. It begins with analyses of Baudelaire's prose poems, examining the poetic implications of dreams. The discussion extends to Rimbaud's lyrical imagination and Flaubert's take on knowledge through dreams in "Tentation de saint Antoine." D'Annunzio's depiction of Rome intertwines city and dream, while the exploration of dream narratives in 19th-century France bridges science and literature. The aesthetic of dreams in modern Italian literature is also scrutinized, alongside Jünger's diary reflections on dreams and Michaux's insights into the birth of poetics from dream critique. The volume further delves into Kafka's surrealism and the dreamlike qualities in the works of 20th-century authors, including analyses of literary dream narratives and the interplay between dreams and simulacra in Klossowski's writings. Finally, it addresses the representation of dreams in the context of trauma, particularly in Holocaust literature, and examines the intersection of dream poetics with reality in the works of Tabucchi and Cixous. This rich tapestry of essays invites readers to reflect on the profound influence of dreams on literary expression and understanding.
- 2007