Die Habsburgermonarchie mit der Vielfalt ihrer Völker, Sprachen und historischen Räume war ein faszinierendes „Europa im Kleinen". Föderalismus wurde im 19. Jahrhundert zur umkämpften Leitidee. Das föderale Laboratorium reichte von Metternichs »Föderativstaat« über die Personalautonomie der Austromarxisten bis zu Verfassungsentwürfen unter Franz Ferdinand und Kaiser Karls Nationalitätenbundesstaat von 1918. Neben föderalen Reformentwürfen beschreibt das Buch das Habsburgerreich als gelebte Föderation. Diese umfasste eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, die dualistische Konkurrenz von Österreich und Ungarn und eine zunehmende Eigenständigkeit und Zusammenarbeit der österreichischen Kronländer gerade in modernen Politikbereichen wie Bildung, Gesundheit, Fürsorge und Infrastruktur. Diese föderale Geschichte im europäischen 19. Jahrhundert führt weit über die Geschichte des habsburgischen Reichs hinaus bis in die europäische Gegenwart.
Jana Osterkamp Reihenfolge der Bücher





- 2021
- 2009
Verfassungsgerichtsbarkeit in der Tschechoslowakei (1920 - 1939)
- 309 Seiten
- 11 Lesestunden
Mit der tschechoslowakischen Verfassung von 1920 entstand ein neuer „Prototyp“ der europäischen Verfassungsgerichtsbarkeit: ein Gericht, das verfassungswidrige Gesetze für nichtig erklären konnte. Im Gegensatz zum Wiener Verfassungsgerichtshof geriet dieses tschechoslowakische Verfassungsgericht jedoch in Vergessenheit. Die Arbeit rekonstruiert seine Geschichte anhand bislang unerschlossener Archivquellen und analysiert seine wichtigsten Entscheidungen. Zudem wird der vielstimmige Begleitchor der rechtswissenschaftlichen Debatten zur Verfassungsgerichtsbarkeit dargestellt, der naturrechtliche, gesetzes- und verfassungspositivistische Ansätze sowie Neuerungen der Reinen Rechtslehre und der Brünner Schule einbezog. Ein Vergleich mit Österreich und der Weimarer Republik zeigt sowohl innovatives Potenzial als auch hemmende Strukturen der tschechoslowakischen Verfassungsgerichtsbarkeit. Darüber hinaus beleuchtet die Autorin die politischen Probleme der Zeit, darunter die Auseinandersetzungen um parlamentarische Demokratie und Ermächtigungsgesetze, Wirtschaftskrisen, den Einfluss politischer Parteien, den Machtverlust des Parlaments und die Nationalitätenfrage, die 1938 kulminierte. Die Arbeit wurde 2008 mit dem Werner Pünder-Preis ausgezeichnet.