70 Jahre deutsche Geschichte im Spiegel des Backnanger "Murrtal-Boten"
- 126 Seiten
- 5 Lesestunden






„Wilhelm Schüßler und seine biochemischen Arzneimittel“ widmet sich einer Reihe von offenen Fragen über den Oldenburger Arzt und die von ihm entwickelte Therapie bzw. die von ihm in seinem Hauptwerk, „Eine Abgekürzte Therapie“, empfohlenen Medikamente, die so genannten „Functionsmittel“. Es geht um den Nachlass des Arztes und seine Beziehung zu den Apothekern Albert Marggraf und Willmar Schwabe, um die Herstellung der „Schüßler-Salze“ und damit in Zusammenhang stehende Vorschriften, Angaben über die Anwendung der Mittel, Schüßlers Bezugsquellen und weitere Produzenten der biochemischen Mittel. Fragen zum Herstellungsrecht und der Verbreitung von Schüßlers Heilweise runden das Buch ab. Durch Zitieren zahlreicher Originalquellen können Leser und spätere Forscher selbst einen ersten Eindruck gewinnen, aus den Wortlauten eigene Schlüsse ziehen und die Plausibilität der getroffenen Schlussfolgerungen prüfen. Marion Baschin zeichnet ein detailliertes Bild eines komplexen Themas und schlussfolgert: „In einem so sensiblen Bereich, wie es das Thema Gesundheit und Krankheit und die damit verbundenen Faktoren (…) sind, können ein Blick in die Vergangenheit und die Erarbeitung von belegbaren Informationen dazu beitragen, Diskussionen zu versachlichen und aufgeworfene Fragen zu klären.“
Wie sah der Alltag eines Arztes im 19. Jahrhundert aus? Welche Faktoren bestimmten seine Praxis? Diese Fragen beantwortet Marion Baschin in ihrer sozialgeschichtlichen Untersuchung der ärztlichen Tätigkeit von Friedrich Paul von Bönninghausen (1828–1910). Bönninghausen praktizierte zwischen 1864 und 1910 in Münster in Westfalen als Homöopath. Er hatte die Praxis von seinem Vater Clemens von Bönninghausen übernommen und führte wie er Krankenjournale. Die quantitative und qualitative Auswertung einer repräsentativen Auswahl dieser Journale erlaubt einen Einblick in die alltägliche Praxis des homöopathischen Arztes. Dabei werden die Persönlichkeit Bönninghausens, seine Kenntnisse sowie die Klientel seiner Praxis, die dort behandelten Krankheiten und alle Aspekten der administrativen, kommunikativen und therapeutischen Gestaltung der ärztlichen Tätigkeit betrachtet. So kann der Alltag einer wohl weitgehend „durchschnittlichen“ homöopathischen Arztpraxis im ausgehenden 19. Jahrhundert rekonstruiert werden. Dabei fällt vor allem auf, dass die homöopathische Praxis Bönninghausens denjenigen anderer Ärzte ähnlicher ist, als man vermuten könnte.
Wer lässt sich von einem Homöopathen behandeln? Waren es mehr Männer oder Frauen? Waren es eher reiche oder auch arme Leute? Warum gingen die Kranken zu dem Homöopathen? Welche Leiden plagten sie? Und wie verlief eine solche Behandlung überhaupt? Auf diese und viele andere Fragen rund um die Praxis von Hahnemanns „Lieblingsschüler“ Clemens Maria Franz von Bönninghausen (1785–1864) bietet das Buch Antworten. Im Mittelpunkt der sozialgeschichtlich ausgerichteten Untersuchung stehen die Personen, das Handeln und die Entscheidungen derjenigen Kranken, die sich im 19. Jahrhundert für eine Therapie bei diesem Laienhomöopathen entschieden. Die quantitative und qualitative Analyse von mehr als 14.200 Patientengeschichten erlaubt Einblicke in die Erfahrungswelt der Betroffenen und den Umgang mit ihren verschiedenen Beschwerden – in einen Alltag, der in mancherlei Hinsicht fremd, in anderen Aspekten aber sehr vertraut erscheint.