Schule als Ort gesellschaftlicher Teilhabe
Bildungswissenschaftliche Perspektiven, Schulkonzepte und Schulprofile im Fokus
Bildungswissenschaftliche Perspektiven, Schulkonzepte und Schulprofile im Fokus
Sinti und Roma stellen in Europa seit mehr als 600 Jahren eine bedeutende autochthone, kulturell distinkte Bevölkerungsgruppe dar, der allerdings bisher weder von sozial- noch von erziehungswissenschaftlicher Seite die ihr gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Dies überrascht um so mehr, als die Beschäftigung mit dieser ethnischen Minorität die Möglichkeit eröffnet, die Lebensbedingungen ein- und derselben kulturellen Gruppe in verschiedenen nationalstaatlichen Kontexten in international- und historisch-vergleichender Perspektive zu untersuchen. Die im vorliegenden Buch versammelten europäischen Länderbeispiele dokumentieren die Schulsituation von Sinti und Roma im Überblick, greifen zentrale Problemstellungen auf und stellen innovative, von der Europäischen Union geförderte Ansätze im Schulbereich vor. Vorwort von Christel Adick Einleitung TEIL 1: HISTORISCHE UND SYSTEMATISCHE ASPEKTE DER LEBENSSITUATION VON SINTI UND ROMA IN EUROPA Sabine Hornberg Entwicklungslinien, Problemstellungen und Perspektiven der Schulsituation von Sinti und Roma in Europa Heike Krokowski Die deutschen Sinti und Roma im Nationalsozialismus – Repression, Verfolgung und Völkermord Georg Hansen Gesellschaftliche und staatliche Produktion des Feindbildes „Zigeuner“ Jean-Pierre Liégeois Eine europäische Perspektive TEIL 2: DIE SCHULSITUATION VON SINTI UND ROMA IN AUSGEWÄHLTEN EUROPÄISCHEN LÄNDERN Leila Ziglio „Zingari“ in Italien Luis Tuiz Arbol Fernández/Manuel Suárez Rodríguez Gypsy Pupils in Spain: A Report from a Project within the Comenius Programme Christina Thomas Integration durch Achtung und Anerkennung der Differenz: Erfahrungen aus der Praxis im deutschen Bildungswesen Elizabeth S. Jordan The Inclusive School: Effective Education for Secondary Age Travellers in Scotland Renata M. Erich Ein Spannungverhältnis: Schule und Roma in Österreich Márta Gutsche Die Schulsituation der Roma in Ungarn Božena Himmel Die „Roma-Frage“ – ein Stolperstein auf dem Weg Tschechiens in die EU? Anhang Ausgewählte Filme zu Sinti und Roma Weitere Literatur zu Sinti und Roma Autorinnen und Autoren
Prozesse der Internationalisierung, Globalisierung und Transnationalisierung sind seit den 1990er Jahren nicht nur Teil sozialwissenschaftlicher Diskurse, sondern auch der International und Interkulturell Vergleichenden Erziehungswissenschaft. Christel Adick hat in diesem Kontext einen bedeutenden Beitrag geleistet. Ihrer Auffassung nach können Fragen der Bildung und Erziehung nicht mehr nur im Rahmen nationalstaatlicher Entwicklungen betrachtet werden, sondern müssen auch weltgesellschaftliche Entwicklungen berücksichtigen. Ihre Arbeiten thematisieren die Anforderungen an Bildung und Erziehung, die sich aus einem intensiven globalen Wettbewerb, zunehmenden Migrationen über nationale Grenzen und Gesellschaften mit Autochthonen und Zugewanderten ergeben. Adick verbindet theoretische Ansätze mit praktischen Aspekten der Bildung und Erziehung in der International und Interkulturell Vergleichenden Erziehungswissenschaft. In diesem Band haben Weggefährtinnen und Weggefährten sowie akademische Schülerinnen und Schüler von Christel Adick mitgewirkt. Die Beiträge reflektieren das Anliegen, ihre Ideen und Schriften zu würdigen und die Resonanz ihrer Arbeit über die Grenzen der International und Interkulturell Vergleichenden Erziehungswissenschaft hinaus zu erfassen.
Deregulierung im Bildungssystem stellt eine zentrale Herausforderung sowohl für die Akteure in Bildungspolitik, -administration und -praxis wie auch für die Bildungstheorie und -forschung dar und findet ihren Ausdruck prominent u. a. in der Forderung nach mehr Autonomie für die Einzelschule und dem Wechsel von der Input- zur Outputorientierung im Pflichtschulsystem. Die in diesem Band thematisierten Dimensionen von Deregulierung im Bildungswesen zeigen ihre Vielgestaltigkeit und Vielschichtigkeit und verweisen auf die Notwendigkeit von belastbaren empirischen Studien in diesem Feld. Deregulierung im Bildungswesen zielt in erster Linie auf den Abbau staatlicher Regelungen – Gesetze, Verordnungen, Richtlinien – und auf eine Verringerung zentraler Steuerung und Kontrolle. Sie impliziert keinesfalls ‚keine Steuerung‘, sondern modifizierte oder gar neue Formen der Steuerung und Re-Regulierung. Es gilt zu prüfen, welche gesellschaftlichen, ökonomischen, organisatorischen, pädagogischen und weiteren Folgen mit Deregulierung im Bildungswesen einhergehen – die hier versammelten Beiträge widmen sich diesem Anliegen, präsentieren Forschungsbefunde und laden zum Nachdenken und zur Diskussion dieser aktuellen Thematik ein.
Diese Studie beschäftigt sich mit internationalen Schulmodellen, die von der deutschsprachigen Erziehungswissenschaft bisher weitgehend vernachlässigt wurden. In einem idiographischen Vergleich werden Genese, Bildungs- und Erziehungsziele, Organisationsformen und Unterrichtsinhalte von Schulen mit einem explizit europäischen Bezug (Europa-Schulen und Europäische Schulen) und mit internationalen Bezügen (UNESCO Projektschulen und Internationale Schulen) herausgearbeitet und mit dem neo-institutionalistischen world-polity-Ansatz theoretisch eingeordnet. Diese Studie bleibt jedoch nicht an dieser Stelle stehen, sondern kann zeigen, dass die Internationalen Schulen und mit ihnen verbundene Organisationen Merkmale aufweisen, die dem unlängst in der Erziehungswissenschaft aufgekommenen Konzept ‚Transnationaler Bildungsräume‘ entsprechen. Die Ergebnisse dieser Studie liefern mithin Ansatzpunkte für die Weiterarbeit in diesem noch jungen Feld der Erziehungswissenschaft.
Angesichts von fortschreitenden Prozessen der Internationalisierung und Globalisierung, aber auch von drängenden Fragen im Zusammenhang mit multikulturellen Erziehungs- und Bildungskontexten sieht sich die International und Interkulturell Vergleichende Erziehungswissenschaft mit vielfältigen An- und Herausforderungen konfrontiert. Die in diesem Band versammelten Beiträge knüpfen hier an: Sie werfen Schlaglichter auf Stand und Perspektiven dieser Teildisziplin heute und erörtern Entwicklungslinien und zentrale Fragestellungen der Vergleichenden Erziehungswissenschaft in Deutschland seit 1966. Mit Beiträgen von Christel Adick, Barbara Asbrand, Ulrich Baumann, Inci Dirim, Sabine Hornberg, Gregor Lang-Wojtasik, Paul Mecheril, Wolfgang Mitter, Arnd-Michael Nohl, Volker Schubert, Gita Steiner-Khamsi, Peter J. Weber.
Roma leben seit Jahrhunderten auf dem europäischen Kontinent und stellen die größte ethnische Minderheit in Europa dar. Unter den Angehörigen der sie umgebenden Mehrheitsgesellschaften herrschen vielfach Unkenntnis, Stereotype und Vorurteile über Roma vor; ihre Lebens- und Bildungssituationen sind häufig von Diskriminierung und Marginalisierung geprägt. Hier setzt diese Publikation an, für die Expertinnen und Experten aus europäischen Ländern gewonnen werden konnten. Im ersten Teil des Bandes werden zentrale Themen wie die Sprache der Roma, die Romani Chib, der Roma Education Fund und Roma betreffende Entwicklungen in Südosteuropa im Überblick behandelt. Der zweite Teil umfasst Beiträge zu den Lebens- und Bildungssituationen von Roma in ausgewählten Staaten. Berichtet und erörtert werden historische Hintergrundinformationen, empirisch gewonnene Daten und aktuelle Entwicklungen sowie Ansätze zu einer Bearbeitung der Bildungsbenachteiligung von Roma. Mit den Beiträgen ist das Anliegen verknüpft, Impulse für vertiefende Auseinandersetzungen mit den Lebens- und Bildungssituationen von Roma zu geben und sie stärker in den Fokus der Erziehungswissenschaft zu rücken.