Wenn in Bezug auf Theater vom Als-ob die Rede ist, denkt man in der Regel nicht ans zeitgenössische Theater. Schließlich ist gegen das sogenannte «Illusionstheater», mit dem diese Rede für gewöhnlich assoziiert wird, seit Beginn des 20. Jahrhunderts einiges unternommen worden. Zahlreiche Beispiele zeigen jedoch, dass das Als-ob keineswegs obsolet geworden ist. Illusion, mitunter auch Täuschung, ist im zeitgenössischen Theater Realität – auch dort, wo es nicht um die Darstellung fiktiver Realitäten geht, sondern um die Auseinandersetzung mit der Realität der Aufführungssituation als solcher. Die Beiträge dieses Bandes gehen verschiedenen Realitäten der Illusion im zeitgenössischen Theater nach und fragen nach den Konsequenzen, die sich daraus für die Theaterwissenschaft ergeben.
Andre Eiermann Bücher


Postspektakuläres Theater
Die Alterität der Aufführung und die Entgrenzung der Künste
- 422 Seiten
- 15 Lesestunden
Postspektakuläres Theater - damit ist nicht etwa ein Theater in einer Gesellschaft nach dem Spektakel gemeint. Vielmehr schlägt diese Studie die Bezeichnung für solche Formen der zeitgenössischen szenischen Kunst vor, die das kritische Potential der Aufführung vor dem Hintergrund veränderter Bedingungen des Spektakels nicht mehr in der Betonung von Unmittelbarkeit suchen, sondern es stattdessen anhand eines Ausspielens von Mittelbarkeit entfalten. Während Überlegungen zur Alterität der Aufführung in der Regel die Ko-Präsenz von Akteuren und Zuschauern voraussetzen und deren Beziehungen als unmittelbare denken, entwirft diese Studie einen anderen Begriff der Aufführung und zeigt, dass deren Alterität stets eine vermittelnde dritte Instanz involviert. Aus eingehenden Analysen zahlreicher Arbeiten so unterschiedlicher Künstler_innen wie Rabih Mroué, Mette Ingvartsen, Heiner Goebbels, Erwin Wurm u. a. werden weitreichende theoretische Konsequenzen gezogen, die über die Theaterwissenschaft hinaus auch allgemein kunstwissenschaftliche Fragestellungen und solche der philosophischen Ästhetik betreffen. So wird beispielsweise das Verhältnis von Aufführungs-, Inszenierungs- und Werkbegriff neu bestimmt sowie entscheidend zur Diskussion um die Entgrenzung der Künste und zur Beschreibung ästhetischer Erfahrung beigetragen.