Lebensstürme
Racconti musicali. 2., durchgesehene und erweiterte Auflage




Racconti musicali. 2., durchgesehene und erweiterte Auflage
Erfolgsverwöhnt, privilegiert und attraktiv steht Dora vor der Zerreißprobe: Bis jetzt jongliert sie ihre Rollen als Konzernfrau, Mutter, Ehefrau und Künstlerin scheinbar mühelos. Doch pünktlich zum Weihnachtsfest explodiert ihre Bilderbuchehe mit Martin. Der schöne Schein bekommt tiefe Risse, alte Werte und Glaubenssätze sind im Zerfall begriffen. Lebensstürme lässt tief Verdrängtes an die Oberfläche kommen und enthüllt die Schattenseiten und Lebenslügen ihres gesamten illustren Familienclans. Ein Prosamosaik aus Lebensschicksalen, verbunden durch die Magie der Musik – Lebensstürme zeichnet die Charaktere einer Münchner Großfamilie aus verschiedenen Perspektiven nach. Dabei taumeln sie zwischen Liebe und Tod, Verzweiflung und später Erkenntnis, musikalischer Ekstase und neuer Akzeptanz. Die Sehnsucht nach Ästhetik kompensiert das Realitätserleben in einer entzauberten Welt.
Die Untersuchung beleuchtet den komplexen Begriff der Dekadenz um 1900, der nicht nur als vages epochales Konstrukt, sondern auch in vielschichtigen Diskursen und poetischen Konstellationen erscheint. Dabei wird das Erbe der Dekadenzforschung systematisch angegangen, insbesondere durch die Analyse zentraler Diskursivitätsbegründer wie Baudelaire, Bourget, Bahr und Nietzsche. Nietzsches ambivalente Konzepte von Dekadenz, die zwischen kulturpessimistischem Abstieg und ästhetischem Aufstieg schwanken, sind entscheidend für die deutschsprachige Literatur. Erstmals werden drei doppelwertige Denkfiguren der Dekadenz aus Nietzsches Werk abgeleitet und in den Werken dreier Autoren in ihrer Ambivalenz zwischen Gesundheit und Krankheit, Ende und (Neu)Beginn sowie Ganzheit und Fragmentierung untersucht. Die Studie verfolgt die Kontinuitäten und Transformationen literarischer Dekadenz in ausgewählten Texten dieser Zeit. Ihre Originalität ergibt sich aus den universalen Denkfiguren und spezifischen poetischen Konstellationen – von Thomas Manns ‚spätrealistischer Dekadenz‘ über Hofmannsthals ‚ästhetizistische Dekadenz‘ bis hin zu Rilkes ‚modernistischer Dekadenz‘ – die schrittweise eine poetische ‚Umwertung aller Werte‘ vollziehen und Dekadenz als modernistisches Phänomen etablieren.
Nicht nur das jüngste Millennium, sondern auch die Jahrhundertwende(n) um 1800 und um 1900 erweisen sich als signifikante literarische Diskursräume und Zeitschwellen zwischen Ende, Übergang und (Neu)Anfang. Die Beiträge des Oxforder Symposiums vom April 2008 erhellen ästhetische und epochale Transformationen und Kontinuitäten in der deutschen Literatur (1780 - 1930). Sie repräsentieren die methodische Vielfalt des Faches, von wissenschafts- und mentalitätsgeschichtlichen Ansätzen und Quellenstudien über Ästhetikgeschichte, Mythentransformationen zu poetologischen Transformationen - sie sind diachron wie synchron, germanistisch wie komparatistisch und vorwiegend interdisziplinär.