In experimentellen Choreografien und Performances ist seit etwa 2008 eine lebhafte Auseinandersetzung mit der Wirkmächtigkeit (teil-)autonomer Dinge und der Verwobenheit menschlicher und nicht-menschlicher Akteure zu beobachten. Welche Anliegen sind mit der Inszenierung einer verteilten Handlungsmacht verknüpft? In ausführlichen Inszenierungsanalysen macht Martina Ruhsam die Akteur-Netzwerk-Theorie und den Agentiellen Realismus von Karen Barad für die Performancetheorie produktiv. Sie schlägt eine politische Lesart ausgewählter posthumanistischer Choreografien vor und reflektiert über deren Relevanz im Hinblick auf eine politische Ökologie
Martina Ruhsam Bücher


Kollaborative Praxis: Choreographie
- 207 Seiten
- 8 Lesestunden
In künstlerischen Kollaborationen im Feld der zeitgenössischen Choreographie stellt sich heute die Frage, wie Kollektivität mit einer Singularisierung verhandelt werden kann, die eine Loslösung von konsensuellen Standpunkten erfordert. Wurden die künstlerischen Kollektive der 60er Jahre noch durch eine gesellschaftspolitische Utopie zusammengehalten, so gibt es heute keine 'kollektive' politische Intention, die die zusammenarbeitende KünstlerInnen repräsentieren (wollen) würden. In fragilen, temporären und flexiblen Konstellationen, in denen die Heterogenität der partizipierenden KünstlerInnen nicht verleugnet oder ignoriert wird, werden unkonventionelle kollaborative Methoden getestet, aufs Spiel gesetzt und in den Performances zur Disposition gestellt. Die Analyse diverser Arbeitsprozesse und der daraus resultierenden Choreographien ('Projekt', 'REportable', 'While We Were Holding It Together' u. a.) erforscht die (politischen) Potenziale und Aporien, die das künstlerische Arbeiten in Gruppen ohne fixe Rollenzuschreibungen und ohne die Unterordnung des Einzelnen unter eine gemeinsame Identität birgt.