Levanders Blumen ... und weitere Geschichten. Der Leser fühlt sich unmittelbar an die Figur des traditionellen Geschichtenerzählers erinnert, der seinen Hörern mit tiefster Emotionalität von dem Handeln seiner Helden erzählt. Helden - wer sind die Helden in einem heutigen Zeitalter von Identitätsverlust und Konformität, gibt es sie überhaupt noch, darf es sie überhaupt noch geben? Brockmann gibt liebevolle Antworten in 29 Geschichten. Menschen werden darin zu lebendigen Figuren, zu erzählenswerten Bildern, die ihre individuellen Stärken und Schwächen leben, sich selbst entdecken und sich mit ihren Schwächen, die vielleicht sogar öfters ihre Stärken sind, entwickeln. Die Grenzen gesellschaftlicher Normierung werden dabei umgangen, jedoch lässt Brockmann seine Figuren niemals in offene Rebellion verfallen. Der Handwerker Hüppenspahn verstrickt sich für den Rest seines Lebens in ein alkohol-erotisches Verhältnis mit der Hausbesitzerin Meiersohn. Der halbfertig studierte Ingenieur Hans Martin flieht vor der so lange erhofften Auszeichnung für seine Erfindung und einem Berg von Geld. Die Schwestern, die in der Abneigung gegen die Männer ihre Liebe zueinander entdecken. Viele andere Figuren mit Eigenarten und Besonderheiten, selbst der entmachtete Politiker AKM bleibt eine verständliche Person. Fast immer spielt die offen skizzierte Sexualität der Erzählfiguren eine besondere, aber doch ständig andere, weil individuelle Rolle - Befreiung, Unterdrückung und Abhängigkeit, Lust, Zuneigung, Neugierde, Herrschaft und vieles mehr. Kein Buch von Außenseitern, kein Buch von extravaganten Besonderheiten, vielmehr das Buch von sehr alltäglichen Helden, die in ihrer jeweiligen gesellschaftlichen Realität versuchen, ihre kleinen Identitäten zu erhalten. So gibt es kein positiv, kein negativ, kein richtig und auch kein falsch. Die Erzählungen sind nichts anderes als die Liebeserklärungen des Autors an die kleinen Individualitäten unserer Gesellschaft. Und die sind ein wichtiger Trost in unserer täglichen Normierung. Gut, dass wir sie haben, unsere Geschichtenerzähler. Michael Meinicke
Matthias Brockmann Bücher



Jeder Golfer erzählt gern Geschichten und Anekdoten oder berichtet von seinen „Heldentaten“ auf dem Platz. Und was gibt es Schöneres, wenn man sich mit, aber vor allem über, die Leidensgenossen amüsieren kann! In 18 Kapiteln, mit Augenzwinkern und sanfter Ironie, erzählt Autor Matthias Brockmann, wie er vom Virus „Golf“ gepackt wurde und was er auf den Plätzen der Welt alles erlebt hat. Und gibt gleichzeitig einen heiteren Einblick in die skurile Welt der Golfer. Für Golfer ein großes Vergnügen - für alle anderen eine nicht ganz ernst gemeinte „Warnung“ vor diesem Sport!
Hans Martin, ewiger Student, hat am Morgen Hanna Hansen, die Frau, mit der er gemeinsam den Hansenhof und eine monatliche Apanage geerbt, mit der er sieben Jahre auf dem schönen Anwesen gelebt hat, beigesetzt. Die ungewohnte Stille des abgelegenen Hauses schmerzt. Sein Leben wird einsam werden, weiß er. Mit Rotwein und Kaminfeuerwärme kämpft er dagegen an. In dieser Nacht will er sich erinnern, danach auf den Dachboden gehen, sich erhängen. Oder doch lieber ein Fest veranstalten? Der Autor führt uns, die Lesenden, durch ein Puppenheim bebildeter Emotionen. Das zersplitterte Kaleidoskop eines bürgerlichen Lebens. Die Blicke in diesem Guckkasten lassen Namen erkennen. Edith, Anke, Elke oder Hanna heißen sie. Diese Frauen dienen dem Sex, der ja das „wahre“ Leben bedeuten soll. Das ist das punktgenaue Abbild einer Mehrheit in unserer satten, bundesdeutschen Gesellschaft. Es sind die nahezu bekenntnishaften Aufschlüsse über das Selbstverständnis eines Bürgers der heutigen Zeit, die zum teils amüsant, teils schmerzlichen Nachdenken zwingen. Michael Meinicke