»Natürlichkeit« ist seit dem späten 18. Jahrhundert eine zentrale Kategorie zur Beurteilung der Erfahrungswelt und wird zur ästhetischen Norm. Kunstwerke sollen natürlich sein, doch was bedeutet das? Jan von Brevern untersucht die anhaltende Sehnsucht nach natürlichem Essen, Leben und Aussehen – Ideale unserer Zeit. Während wir uns über natürliche Limonade oder Kosmetik nicht wundern, erscheint die Vorstellung, Kunst könne natürlich sein, seltsam. Johann Georg Sulzer behauptet 1771 in seiner Allgemeinen Theorie der Schönen Künste, dass das Natürliche eine der vorzüglichsten Eigenschaften der Kunstwerke sei. Was bedeutet das? Welche Ansprüche stellt die Theorie an die Kunst, und wie reagiert diese darauf? Das Buch beschreibt, wie mit dem Aufstieg der philosophischen Ästhetik im 18. Jahrhundert Natürlichkeit ästhetisiert wird. Es beleuchtet das Spannungsverhältnis von Natur, Kunst und Technik, untersucht die Stilmittel des Natürlichen und die Verbindung zwischen Spazierengehen und Natürlichkeit. Natürlichkeit entsteht durch den Entzug von Natur und wird zur Aufgabe, wenn Natur als entfernt wahrgenommen wird. Es wird aufgezeigt, wie die Kunst mit dieser Herausforderung umgeht, welche gesellschaftlichen Funktionen ihr zugemutet werden und wie das Kunstwerk schließlich zum Paradigma des Natürlichen werden konnte.
Jan von Brevern Bücher



Blicke von Nirgendwo. Geologie in Bildern bei Ruskin, Viollet-le-Duc und Civiale
- 311 Seiten
- 11 Lesestunden
Wer zeichne, so Eugène Viollet-le-Duc, der lerne zu sehen - »und Sehen ist Wissen«. Für die Geologie, die sich um 1850 in einer Theoriekrise befindet, leitet sich daraus ein Versprechen ab: Die Produktion neuer Bilder würde helfen, endlich die großen erdgeschichtlichen Fragen zu lösen. Der Zeichnung kommt hierbei eine wichtige Funktion zu. Doch die größten Hoffnungen konzentrieren sich auf ein junges Medium, dessen Potentiale noch kaum abschätzbar erscheinen – die Fotografie. In sechs Kapiteln fächert Jan von Brevern die historischen, technischen und ästhetischen Bedingungen geologischer Bilder im 19. Jahrhundert auf. Im Zentrum stehen dabei die »Bildexperten« John Ruskin, Eugène Viollet-le-Duc und Aimé Civiale. Auf ihren Skizzen und Fotografien, so die Überzeugung, wurde etwas sichtbar, das dem bloßen Auge verborgen blieb. Was man Bildern alles zutraute, aber auch, wie mit ihnen gearbeitet werden musste, damit sich die Erwartungen erfüllten: davon handelt »Blicke von Nirgendwo«.
The Islands of Benoît Mandelbrot: Fractals, Chaos, and the Materiality of Thinking
- 176 Seiten
- 7 Lesestunden
The book explores the intersection of visual representation and scientific reasoning, focusing on the impact of digital imagery in fields like fractal geometry and chaos theory. It delves into the work of Benoît Mandelbrot, examining how the material aspects of scientific images shape abstract concepts. Utilizing unpublished materials from Mandelbrot's office, the text reveals new insights into the relationship between the material world and mathematical ideas, enriched by historical contributions from Adrien Douady and Otto Rössler.