Die religiöse Wirklichkeit moderner, westlicher Gesellschaften wird dadurch gekennzeichnet, daß tradierte Glaubensinhalte nicht einfach übernommen, sondern überwiegend selektiv angepaßt werden. Dies hat seine Wurzeln bereits im 19. Jahrhundert. Auf diese Zusammenhänge macht die Autorin - ausgehend von der Religionstheorie Friedrich Schleiermachers - in ihrer Studie aufmerksam und legt dar, wie dieser klassische Entwurf evangelischer Theologie heute im praktisch-theologischen und religionspädagogischen Diskurs Orientierung und Klarheit vermitteln kann. Martina Kumlehn geboren 1966, ist Assistentin an der Ev.-theol. Fakultät (Abt. Religionspädagogik) der Universität Bonn.
Martina Kumlehn Bücher






Protestantische Schulkulturen
- 441 Seiten
- 16 Lesestunden
Evangelische Schulen sind zu einer festen Größe innerhalb des deutschen Schulsystems geworden. Nach einer sprunghaften Expansionsphase vor allem in Ostdeutschland stehen diese Schulen derzeit vor der Aufgabe einer intensivierten Selbstvergewisserung. Je länger je mehr müssen evangelische Schulen ihr besonderes Profil pädagogisch und theologisch ausweisen können. Die Qualifizierung von Lehrkräften ist in diesem Zusammenhang ebenso wichtig wie die Formulierung von Bildungsstandards, die Gestaltung des Schullebens und die Herausbildung einer kenntlichen und christlich angemessenen Schulkultur. Nur über eine umfassende Profilbildung können Schulen in evangelischer Trägerschaft als Form eigener Repräsentanz in Kirche und Gesellschaft begriffen werden. Der Band „Protestantische Schulkulturen“ soll diesen Prozess unterstützen.
Konstrukte gelingenden Alterns
- 249 Seiten
- 9 Lesestunden
Der Begriff des erfolgreichen, aktiven oder gelingenden Alterns spielt sowohl im wissenschaftlich-gerontologischen Diskurs als auch in den gesellschaftlichen Debatten eine zentrale Rolle. Die Leitbilder und Vorstellungen, die sich damit verbinden, sind jedoch sehr unterschiedlich. Wann und wie gelingt Altern? Um diese Frage zu beantworten, bedarf es der Reflexion auf das alternde Selbst und die Faktoren, die es in seinem Selbstgefühl und Selbstbewusstsein beeinflussen. Das Nachdenken über gelingendes Altern setzt einerseits Deutungsmuster und Sprachformen voraus, welche es überhaupt vorstellbar und kommunizierbar machen. Es verlangt aber andererseits auch die kritische Prüfung vorausgesetzter Ansprüche und Normen. In den Beiträgen dieses Bandes werden entsprechende Grundsatzüberlegungen entfaltet.
Der Sammelband untersucht die Bestattungskultur und ihren Wandel im Umgang mit dem Tod, der zunehmend professionalisiert und durch Markt und Kultur beeinflusst wird. Traditionelle Liturgien begegnen modernen Ritendenkmalen, während der Tod und seine sozialen Folgen in einer beschleunigten Kultur neu interpretiert werden.
Krisen deuten
Schleiermacher im Spiegel des modernen Krisenbewusstseins
Die Erfahrung von Krisen kann im Gefolge vielfältiger Entsicherungsprozesse als besonderes Kennzeichen der Moderne verstanden werden. In der Spätmoderne beschleunigt sich diese Krisendynamik jedoch in erheblichem Maße. Krisen verlangen nach Deutung, weil sie bisherige individuelle und kulturelle Ordnungsmuster in Frage stellen. Vor dem Hintergrund des modernen Krisenbewusstseins wird ein besonderer Fokus auf die Wahrnehmung von Leben und Werk Friedrich Schleiermachers gelegt, der in vielfältiger Weise existentiell-theologische Krisendeutungen entfaltet hat und heutige Krisendiskurse immer noch anzuregen vermag.
Geöffnete Augen - gedeutete Zeichen
Historisch-systematische und erzähltheoretisch-hermeneutische Studien zur Rezeption und Didaktik des Johannesevangeliums in der modernen Religionspädagogik
Martina Kumlehn rekonstruiert erstmals die wechselvolle Rezeption des Johannesevangeliums in religionspädagogischen Konzeptionen des 20. Jahrhunderts. Fünf Studien orientieren sich an den großen Entwicklungslinien der Disziplin von der liberalen Religionspädagogik bis zur Symboldidaktik, zeigen jedoch anhand dieses besonderen Fokus, wie komplex sich die Disziplingeschichte darstellt, wenn theologiegeschichtliche Kontexte differenziert wahrgenommen werden. In einer sechsten Studie rekonstruiert die Autorin die narrative Theorie Paul Ricoeurs im Kontext seiner Hermeneutik und seiner Metapherntheorie, erprobt das Modell dreifacher Mimesis und überkreuzter Referenz von Geschichts- und Fiktionserzählung an einer Analyse des Johannesevangeliums und fragt von da aus nach den Impulsen dieses Ansatzes für eine Religions- und Bibeldidaktik im Spannungsfeld von Phänomenologie und Semiotik. Wahrnehmungskompetenz, fiktionale Wirklichkeitskonstruktionen und ihr Verhältnis zur Geschichte sowie die Ausbildung narrativer Identität stehen dabei im Zentrum.
Altern ist nicht nur ein medizinischer und sozialer Vorgang ? es verlangt ein hohes Maß an Deutungsarbeit. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes zeigen, welche Impulse und Grundlagen das weite Spektrum theologischer Deutung ? quer durch alle Teildisziplinen ? für einen konstruktiven Umgang mit dem Alter und seinen Herausforderungen bietet. Sie gehen dabei folgenden Fragen nach: Welche religionsgerontologischen Probleme bestimmen theologisches Nachdenken über das Altern? Wie lässt sich Altern systematisch-theologisch deuten? Welche Impulse bieten die großen biblischen Erzählungen zur Wahrnehmung des Alters? Wie lassen sich religions- und kulturhermeneutische Erkenntnisse zum Altern praktisch-theologisch fruchtbar machen? Wie kann die Diakonie auf differenzierte Prozesse des Alterns reagieren?
Kulturen des Streits
Deutungsmachtkonflikte zwischen Konsens und Zerwürfnis
Streit ist Teil des menschlichen Zusammenlebens. Doch inwiefern lässt sich von Streitkulturen sprechen? Die Beiträge des Bandes zeigen: Die Durchsetzung, Duldung oder Unterdrückung von Geltungsansprüchen erfolgt durch Deutungsmachtstrategien, die durch Streitkulturen bestimmt sind und ihrerseits Kulturen des Streits hervorbringen. Streitkulturen werden bestimmt von ihrem Verhältnis zu Konsens und Zerwürfnis: Konflikte können als destruktiv und störend empfunden werden. Doch die produktiv-kritische Auseinandersetzung in und zwischen Religionen, Wissenschaftsdisziplinen und Gesellschaftsformen ist auch auf Konflikt und Streit angewiesen, wenn wechselseitiges Verstehen nicht verordnet, sondern erreicht werden soll