In den letzten drei Jahrhunderten war Österreich beziehungsweise die Habsburgermonarchie immer wieder mit Situationen konfrontiert, in denen in sehr kurzer Zeit eine große Anzahl an Flüchtlingen im Land Aufnahme suchte. In der aktuellen Flüchtlingsdebatte scheint dieser Umstand jedoch weitestgehend in Vergessenheit geraten zu sein, obwohl viele Handlungsweisen erstaunlich konstant sind. Das Ziel dieses Sammelbands ist es, auf Kontinuitäten und Brüche staatlichen und gesellschaftlichen Handelns hinzuweisen und somit die Perspektiven auf heutige Herausforderungen zu erweitern. Die hier versammelten Beiträge zeigen die geografische und zeitliche Breite historischer Fluchtbewegungen nach Österreich auf. So jene aus sozialistischen Staaten, diejenigen während der Jugoslawienkriege in den 1990er Jahren aber auch jene, die durch die Umwälzungen der Französischen Revolution bedingt stattfanden. Der zeitliche Rahmen der in diesem Band ver sammelten Untersuchungen ist breit angelegt und umfasst die letzten dreihundert Jahre. Er reicht von den christlichen Flüchtlingen aus dem Osmanischen Reich im 18. Jahrhundert, über jüdische Flüchtlinge aus dem Zarenreich im 19. Jahrhundert bis hin zu den Flüchtlingsströmen während und nach den beiden Weltkriegen und schließt mit den Flüchtlingen aus Bosnien vor 25 Jahren ab.
Börries Kuzmany Reihenfolge der Bücher


- 2017
- 2011
Das heute in der Westukraine gelegene Brody wurde im Zuge der Ersten Teilung Polens 1772 Teil des Habsburgerreichs und war rund 150 Jahre lang dessen nordöstlichste Grenzstadt. Nach einer anfänglichen Blüte setzte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein rapider wirtschaftlicher Niedergang ein. Als Österreichs jüdischste Stadt nahm Brody eine besondere Stellung in den gesellschaftlichen und kulturellen Beziehungen Galiziens ein. Diese Sonderrolle zeigt sich nicht zuletzt in außergewöhnlichen Lösungen für das ethno-konfessionelle Zusammenleben in Politik, Bildung und Alltagsleben. Reisende und Schriftsteller, wie etwa der in Brody geborene Joseph Roth, sowie ehemalige Bewohner hinterließen Beschreibungen, Erinnerungen und Bilder, die je nach Zeit und Herkunft sehr unterschiedliche Wahrnehmungen dieser Stadt aufzeigen.