Das Umfeld, in dem deutsch-türkische und frankomaghrebinische Gegenwartsautoren schreiben, ist plurikulturell und mehrsprachig. Der Migrationskontext, mit dem die Autoren und ihre Werke in Verbindung gebracht werden, und die Uneindeutigkeit ihrer kulturellen Zuordnung haben seit den 80er Jahren zu einer ebenso diffusen wie disparaten Rezeptionssituation in Deutschland und in Frankreich geführt. Die vorliegende Arbeit entwickelt das Konzept der „Postmigration“, um dieses literaturhistorische und ästhetische Phänomen vergleichend beschreiben zu können. Die Gegenüberstellung der Rezeptionsgeschichte in beiden Ländern impliziert einen soziologischen und semiotischen Ansatz, der Literatur als System in Bezug zu anderen sozialen Systemen betrachtet. Dadurch lassen sich spezifische Marginalisierungsprozesse offenlegen, die zur Nischenbildung, aber auch zu diversen Instrumentalisierungen der Literaturen der Postmigration geführt haben. Die Autorin schlägt vor, die Literaturen der Postmigration wie postkoloniale oder Exilliteraturen im Prisma eines neuen Begriffs von ‚Weltliteratur‘ zu betrachten – im Sinne einer heuristischen Kategorie, die die Überwindung nationaler Beschreibungsmodelle ermöglicht. Anhand zahlreicher Beispiele wird hier eine Typologie poetischer Strategien der Postmigration vorgestellt.
Myriam Geiser Bücher


Grenzen der Zentralität
- 256 Seiten
- 9 Lesestunden
Die Idee der Mitte scheint in unseren westlichen Denktraditionen eine konstante kognitive Größe zu sein, aber wie wird über die Verortung von Mittelpunkten entschieden und welche Folgen hat das für die Betroffenen? Die Beiträge zeigen an Beispielen aus Philosophie, Kulturanthropologie, Literatur, Theater, Musik, bildender Kunst, Medien, Gedächtnispolitik, Populärkultur und Stadtplanung die besondere Dynamik, die dem Spannungsverhältnis von Zentrum und Peripherie innewohnt, und lassen dabei erkennen, dass alle Formen von Zentralität ihre Grenzen haben und von den Rändern her hinterfragt werden können. La notion de centre semble jouer un r ^ole cognitif essentiel dans nos traditions de pensé occidentales. Cependant, qui décide -- et comment -- de l'emplacement des différents centres, et quelles sont les conséquences d'un tel choix pour ceux qu'il concerne ,? Les articles qui composent ce volume illustrent les tensions dynamiques inhérentes à la relation du centre et de la périphérie, à l'aune d'exemples issus de divers domaines: philosophie, anthropologie culturelle, littérature, thé ^atre, musique, Beaux Arts, médias, politique mémorielle, culture populaire et urbanisme. Il en ressort que toute centralité a ses limites et doit ^etre interrogée depuis les marges qui la constituent.