Die Weimarer Klassik wird gemeinhin als ein Höhepunkt der europäischen Geistesgeschichte wahrgenommen. Und doch haben sich ihre Ideen im Umfeld einer avancierten Kultur des Sinnlichen entfaltet und können nicht losgelöst von einer materiellen Lebenswelt betrachtet werden. Wie nachhaltig sinnliche Erfahrungen die ästhetischen und intellektuellen Leistungen der Weimarer Klassik geprägt haben, vergegenwärtigen insbesondere drei Kulturpraktiken, die im Zentrum der Ausstellung stehen: Wohnen, Sammeln und Schreiben. Die große Sonderausstellung und der begleitende Katalog führen die sinnlichen Aspekte dieser eng miteinander verwobenen Kulturpraktiken anschaulich vor Augen und eröffnen einen ungewohnten und faszinierend neuen Blick auf die scheinbar so vertraute Epoche der Weimarer Klassik.
Sebastian Böhmer Bücher



Technologien des Glaubens
Schubkräfte zwischen technologischen Entwicklungen und religiösen Diskursen
Zu einer Semantik von unten
Medien-, material- und diskursphilologische Studien zu Schrift und Schreiben in der Zeit von 1770 bis 1834
- 338 Seiten
- 12 Lesestunden
Ab 1770 gerät das im deutschsprachigen Raum etablierte Schriftkonzept der Aufklärung zunehmend unter Druck. In ihm herrschte die mechanistische Vorstellung einer vollständigen Übertragung genau eines Sinns (Signifikat) durch einen ‚reinen‘ Kanal (Signifikant) vor. Es erwies sich jedoch als zunehmend untauglich, um Komplexität zu bewältigen. Die Studie untersucht neue Möglichkeiten schriftlicher Abbildung, die sich um 1800 zeitgleich entwickelten: Einige Autoren hielten am Übertragungsprinzip fest, förderten zu diesem Zweck aber technische Innovationen. Andere thematisierten die Erosion des alten Konzepts und fanden verschiedene Wege, produktiv mit ihr umzugehen. Zudem differenzierte sich ein neues Zeichenmodell aus, das durch den Rekurs auf die materiellen, raumzeitlichen sowie personalen Bedingungen der Schrift eine freie Sinn-Generierung ermöglichte: die ‚Semantik von unten‘.