Angela Schanelec schafft Filme, die zunächst irritieren, jedoch auf eine zurückhaltende und reduzierte Weise. Ihr ästhetisches und narratives Konzept weicht vom konventionellen Film ab und verfolgt eine Ästhetik der Verflachung, die den Film als selbstreflexives Medium präsentiert. Dabei entwickelt sie filmische Parameter der Nouvelle Vague der 1960er Jahre weiter – jedoch mit einer sparsamen Verwendung filmischer Mittel. Ihre Werke können als Alltagsbeobachtungen verstanden werden, die neue Möglichkeiten filmischer Tiefe eröffnen. Der Zuschauer wird herausgefordert, eigene Erfahrungen zu reflektieren und mit dem Film zu verbinden, um die Geschichten zu vervollständigen. Jana Heberlein untersucht die Entstehung dieser filmästhetischen Tendenz, analysiert den Einfluss von Schanelecs Lehrer Harun Farocki und die Beziehungen zur Neuen Berliner Schule. Sie bietet eine detaillierte Analyse von Schanelecs Filmen „Marseille“, „Nachmittag“ und „Orly“ mit Fokus auf Ästhetik und Narration und präsentiert verblüffende Ergebnisse anhand konkreter Szenenbeispiele. Heberlein verdeutlicht, wie Schanelec eine neue filmische Tiefe erzeugt, die den Rezipienten zur Schaffung einer neuen Ebene in seiner Fantasie anregt. Ihre Studie beleuchtet filmästhetische Veränderungen seit den 1990er Jahren und das Thema der Neuen Berliner Schule anschaulich und nachvollziehbar.
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