Theologen waren ein fester Bestandteil des «Theaters des Tötens». Sie gingen bei Hinrichtungen dem Armesünderzug vom Gefängnis zur Richtstätte voran und hatten die Aufgabe, sich nach der Vollstreckung des Urteils in einer Ansprache ans Publikum zu wenden. Der Standrede kam dabei eine doppelte Funktion zu. Einerseits sollte sie dem richterlichen Urteilsspruch Legitimität verschaffen, indem die Geistlichen die sittlichen Verfehlungen in den Biografien der Täterinnen und Täter aufspürten, die zum Abgleiten in die Kriminalität geführt hatten. Andererseits diente sie der Abschreckung, da sie den Zuschauerinnen und Zuschauern die Gefahren einer unangepassten, eigensinnigen Lebensweise deutlich machen sollte. Die vorliegende Edition versammelt für den Zeitraum von 1700 bis 1850 ein umfassendes Korpus dieser bislang eher marginal behandelten Predigtgattung und macht sie so als Quelle für kulturhistorische Studien zugänglich.
Philipp Hubmann Reihenfolge der Bücher




- 2023
- 2023
Soziale Medien haben die Art und Weise, wie wir das Internet wahrnehmen und nutzen, entscheidend verändert. Die anhaltende Popularität von Plattformen wie Facebook, Instagram, YouTube, Twitter oder Snapchat, die alle zwischen 2004 und 2011 gegründet worden sind, hat dabei längst begonnen, auch die ästhetischen Normen und Kommunikationsmodi des literarischen Felds zu beeinflussen. Das Aufkommen von Konzepten wie „uncreative writing“, „instantanes Schreiben“ oder „ubiquitäre Literatur“ sowie das Entstehen neuer Genres wie der „Twitteratur“ oder „Instapoesie“ verdeutlichen, dass sich die Literaturwissenschaft zurzeit einmal mehr in einem dynamischen Transformationsprozess befindet. Das aktuelle Themenheft der Variations versammelt daher deutsch-, französisch- und englischsprachige Beiträge, um die bildlichen, performativen und textuellen Erzählformen des Web 2.0 aus einer literatur- und kulturwissenschaftlichen Perspektive zu analysieren.
- 2016
Politische Aporien
Akteure und Praktiken des Dilemmas
Die europäischen Demokratien sind in Bedrängnis. Ein komplexes Bedrohungsszenario aus Wirtschafts-, Flüchtlings-, Sicherheits- und Identitätskrise fördert zwar die diskursive Betriebsamkeit, stellt jedoch die Möglichkeit entscheidender Problemlösungen zunehmend in Frage. Hat sich die »neue Unübersichtlichkeit« zu einer »neuen Ausweglosigkeit« verschärft? In acht Beiträgen entfaltet der vorliegende Sammelband ein wissenschaftliches Panorama zur kritischen Zeitdiagnostik. Er repräsentiert nicht nur verschiedene nationale und disziplinäre Perspektiven, sondern reflektiert zugleich auch einige allgemein verbreitete Reaktionen auf politische Aporien unserer Zeit: Hysterie oder Beschwichtigung? Resignation oder Systemkritik?
- 2013
Simultaneität
- 416 Seiten
- 15 Lesestunden
Handy, Internet und Co. - aus dem Diktat der Gleichzeitigkeit scheint es im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung kaum einen Ausweg zu geben. »Da Gleichzeitigkeit immer Unbeeinflussbarkeit bedeutet« (Luhmann), liegt es im Interesse politischer, kultureller und wirtschaftlicher Zeitregime, Zonen des Risikos zu kontrollieren und das Simultane einzuhegen. Der Band zeigt: Kunst und Wissenschaft sind Teil und Widerpart der Gleichzeitigkeitsideologie, indem sie Modelle der Zeitlichkeit und Zeitreflexion etablieren und idealerweise den Durchbruch einer ästhetischen Eigenzeit herbeiführen, die Gleichzeitigkeit nicht als synchronistischen Universalismus, sondern als simultanes Differenzphänomen erfahrbar macht. Das Einzelne ist Teil des Ganzen, ohne auf dessen Codes und Rhythmen verpflichtet zu werden.