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(Deutsch/Englisch)
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In seinem Künstlerbuch Time Batteries präsentiert Markus Saile aktuelle Bilder und Installationsansichten, die die räumliche und zeitliche Entgrenzung seiner künstlerischen Arbeit und den Stellenwert der von ihm vorgenommenen Hängungen thematisieren. Mittels sich überlagernder Farblasuren untersucht er den inneren Widerspruch der Malerei, sich unentscheidbar zwischen Projektionsfläche und materiellem, im Ausstellungsraum situierten Objekt zu bewegen. „Die Bilder zeigen eine Einheit des Sukzessiven, oder eine tiefe Oberfläche. Sie erscheinen so wie unsere Erinnerungsbilder, in dem Sinne, dass diese auch als eine Form von Schichtung verstanden werden können, erzeugt von Überlagerungen, Auslöschungen, Lücken und Neufassung. Erinnerungen sind weniger Abbilder eines ursprünglichen Ereignisses als vielmehr verkettete Überblendungen, keine Rekonstruktion der Vergangenheit, sondern eine jeweils aktualisierte, virtuelle Neukonstruktion, ein schöpfender Akt. Eine Erinnerung ist, wie die Bilder, ein poetischer Speicher. Und so wie die einzelnen Farbschichten in die Bilder eingebettet sind, in ihnen latent nachwirken und ineinander wirken, wirken auch die einzelnen Arbeiten in den Bildern, die vor ihnen entstanden sind nach, in denen, die neben ihnen hängen, und denen, die noch kommen werden.“ (Baptist Ohrtmann, „Time Batteries“)
In der Malerei von Markus Saile (geb. 1981 in Stuttgart, lebt und arbeitet in Köln) überlagern sich dichtere und lasierende Farbschichten, sie lassen Formen und Räume erahnen und bleiben doch abstrakt. Bisweilen geben sie den Blick auf die Grundierung der Leinwand oder der Holzuntergründe frei, auf denen er malt. Der Malprozess wird in Kratzern oder Wischspuren sichtbar, wenn die Farben immer wieder aufgetragen und teilweise abgewaschen werden. Die Bilder sind von einer großen Ruhe und doch scheinbar in Bewegung. Auch wenn sie oft relativ kleinformatig sind, entwickeln sie eine ungeheure Leuchtkraft. Immer wieder meint man etwas zu erkennen – eine Landschaft, eine bestimmte Form –, das sich jedoch im nächsten Moment wieder auflöst und neue Möglichkeiten des Sehens eröffnet. Das Buch erscheint anlässlich Markus Sailes erster institutioneller Einzelausstellung im Kunstverein Springhornhof Neuenkirchen. Der Ausstellungstitel bezieht sich auf den Text „Nicht-Arbeit“ (franz. non-travail) von Marguerite Duras. Sie will, so schreibt sie darin, einen Zustand der Nicht-Arbeit erreichen, „(…) eine Leere schaffen, um das Unvorhersehbare, das Offensichtliche kommen zu lassen.“Mit einem Text von Christoph Schreier.