Die Anerkennung der Juden als gleichberechtigte Staatsbürger wurde im späten 18. Jahrhundert formuliert und teilweise durch die preußischen Reformen sowie die Befreiungskriege erreicht. Die formale Vollziehung fand jedoch erst mit der Deutschen Reichsverfassung von 1871 statt, während weiterhin viele Einschränkungen bestanden. Juden in Preußen waren beispielsweise vom Offizierslaufbahn und von ordentlichen Professuren ausgeschlossen. Ihre Tätigkeitsfelder umfassten die freien Berufe, Wirtschaft, Medien, Literatur und bildende Kunst. Anhaltende rechtliche Diskriminierungen und offener Antisemitismus verstärkten den Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung und rechtlicher Gleichstellung, was zu verschiedenen Anpassungsformen führte, einschließlich christlicher Taufen. Gleichzeitig lehnten jüdische Angehörige der künstlerischen Avantgarde die bestehende Gesellschaftsordnung ab und pflegten Nonkonformismus. Der Kriegsausbruch 1914 stellte auch für das deutsche Judentum eine Zäsur dar. Steffen Bruendel zeigt, wie arrivierte und avantgardistische Literaten sowie Künstler auf den Spannungsbogen von Nonkonformismus und Überanpassung reagierten. Er schildert ihre Erfahrungen während des Krieges und deren künstlerische Verarbeitung, sowie die Auswirkungen auf ihr Selbstverständnis als Juden in Deutschland, wobei das Jahr 1916 bereits eine entscheidende Wende darstellt.
Steffen Bruendel Reihenfolge der Bücher





- 2016
- 2016
Wann und wie entsteht große Kunst? Dichter und Maler aus ganz Europa setzten sich ausführlich mit dem Ersten Weltkrieg auseinander – zum Teil bejahend, zum Teil kritisch. In der enormen Diskrepanz zwischen anfänglicher Euphorie und späterer Depression liegt bis heute die kulturgeschichtliche Faszination. Besonders das Jahr 1916 war aufgrund der klimatischen Rahmenbedingungen außergewöhnlich. Ein Vulkanausbruch wenige Jahre zuvor veränderte die Atmosphäre und führte zu einem besonders kalten Sommer. Viele Künstler nutzten dies, um sich verstärkt ihrem Schaffen und der Verarbeitung des Krieges zu widmen. So wurde das Jahr 1916 zum Ausgangspunkt für eine Vielzahl von Werken. Steffen Bruendel zeigt, wie die Schlachten von den intellektuellen Frontkämpfern erfahren, gedeutet und verarbeitet wurden.
- 2014
Eine einzigartige Epochendiagnose Viele deutschsprachige Künstler und Literaten jubeln bei Kriegsausbruch 1914. Auch Philosophen, Historiker und Theologen versuchen, dem Krieg einen höheren Sinn zu verleihen. Er wird als geistig-kulturelle Auseinandersetzung mit den Feinden und als Chance zur gesellschaftlichen Erneuerung gedeutet. Im Verlauf des Krieges mehren sich jedoch die kritischen Stimmen. Der Historiker Steffen Bruendel zeigt anhand zahlreicher Originaltexte auf, inwiefern Entwicklungen im künstlerischen, gesellschaftlichen und politischen Bereich angestoßen wurden, die bis heute nachwirken. Entstanden ist so ein spannender Blick auf die Zeit des Ersten Weltkriegs als Ideenwende – und ein außergewöhnliches Leseerlebnis. Das erste Buch zum Thema aus dem Blickwinkel der damaligen geistigen Elite Ein Lesegenuss für alle Leser von Florian Illies‘ 1913
- 2003
Volksgemeinschaft oder Volksstaat
Die "Ideen von 1914" und die Neuordnung Deutschlands im Ersten Weltkrieg
- 403 Seiten
- 15 Lesestunden
Das Ziel dieser Studie besteht darin, anhand der von den deutschen Gelehrten verfaßten Eingaben, Aufrufe und Schriften die Entstehung und Entwicklung der von ihnen entfalteten und debattierten politischen Ideen in der Zeit von August 1914 bis zum November 1918 nachzuzeichnen und dabei insbesondere die Wandlungen dieser Ideen unter dem Einfluß sich verändernder Kontextbedingungen zu analysieren.