Es kann nicht jeder ein Gelehrter sein
Eine Kulturgeschichte der jiddischen Literatur 1105-1597



Eine Kulturgeschichte der jiddischen Literatur 1105-1597
Herbst 2014. Eine Frau und ein Mann, eine Literaturwissenschaftlerin aus Boston und ein Schriftsteller vom Bodensee. Zusammen gehen Sie auf Lesereise*, beobachtet vom deutschen Feuilleton. Walser, gebannt von der Sprachmacht des großen jiddischen Romanciers Abramovitsh, den Susanne Klingenstein ihm durch ihre Erzählkunst entdeckt hat. Sie, fasziniert von der Sprachkraft, dem Charme und der Virilität des großen deutschen Autors. Ihr gemeinsames Ziel: Leser für die ostjüdische Welt zu begeistern. Die Reise wurde für Susanne Klingenstein eine Reise ins Herz eines anderen Schriftstellerlebens. Wer ist dieser Martin Walser? Wie entstehen seine Romane? Warum versteckt sich der Intellektuelle hinter der Maske des Biedermanns? In diesem Buch nähert sich Klingenstein, seit 2009 mit Walser befreundet, dem Phänomen Walser – dem Fallensteller und Spieler, dem Verführer und Verkaufsgenie. So entsteht ein Porträt Martin Walsers, wie es noch keines gegeben hat.
Mendele der Buchhändler ist eine Erfindung des literarischen Meisters Sholem Yankev Abramovitsh, der durch die Ukraine reist, um Juden mit Büchern zu versorgen. Auf seinen Fahrten erhält er Manuskripte, die er editiert und mit erläuternden Vorworten herausgibt. Diese Fiktion hielt Abramovitsh seit Beginn seiner Karriere als jiddischer Schriftsteller 1864 aufrecht. Bei seinem Tod 1917 war Mendele als Autor bekannter jiddischer Romane weithin bekannt, während der Name Abramovitsh nahezu vergessen war. Dieses Buch erklärt, warum er sich dieser Fiktion bediente und zeichnet die Entstehung der modernen jiddischen Literatur zwischen 1864 und 1900 nach. Abramovitsh, 1835 in der Nähe von Minsk geboren, widmete sich nach dem Tod seines Vaters 1848 dem Talmudstudium. 1852 wurde er von einem professionellen Bettler nach Kamenetz-Podolsk gebracht, wo er einen Mentor fand, der ihm säkulares Wissen und die russische Sprache vermittelte. Ab 1857 schrieb er Essays auf Hebräisch, da gebildete Juden Jiddisch als ungehobelt verachteten. 1864 erkannte er, dass er die traditionellen Juden nur auf Jiddisch erreichen konnte. Daraufhin entwickelte er ein nuanciertes Jiddisch, schrieb Romane und verewigte die jüdische Ukraine. Sein Weg führte ihn über Berdichev und Zhitomir nach Odessa, wo er 1889 zum Begründer der jiddischen Literatur ernannt wurde. Dieses Buch erzählt von seinem Lebensabenteuer und erklärt seine Werke.