Wie geht die Universität als privilegierter Ort der Wissenschaft mit den Erschütterungen der Covid-19-Pandemie um? Die Beiträger*innen beleuchten die deutsch-französische Forschungslandschaft sowie die Institution Universität während der Covid-19-Pandemie aus interdisziplinärer Sicht und zeigen: Mehr als sonst gerät die Universität ins zentrale Blickfeld gesellschaftlicher Aushandlungen. Das Jahrbuch dokumentiert außerdem das Treffen der Frankreich- und Frankophoniezentren Deutschlands zur 25-Jahr-Feier des Frankreichzentrums der Universität des Saarlandes sowie die französische Gastdozentur 2021 »Theaterarbeit transnational«. Rezensionen zu aktuellen wissenschaftlichen Werken aus dem deutsch-französischen Bereich komplettieren den Band.
Daniel Kazmaier Bücher



Negativität ist kein Motiv, keine Methode, kein Muster, keine Form. Negativität ist ein Modus der Erfahrung: der Erfahrung der Unerfahrbarkeit von transzendenten und immanenten Sinngarantien. Diese Erfahrungsstruktur führt zum religiösen Wissen der Vormoderne. Dort schließt die Literatur des 17. und frühen 18. Jahrhunderts die Lücke, die zwischen der negativen Theologie in Antike und Mittelalter und modernen Konzepten, wie sie zwischen Hegels Philosophie und Adornos negativer Dialektik entworfen worden sind. Indem Negativität als literarische Figuration die Darstellung zum Problem macht, verleiht sie ihr gleichzeitig einen eigenen Zuschnitt. Dank seiner figurativen Kraft, kann der literarische Text das in Szene setzen, was nicht ist, ohne Negativität definieren oder konzeptualisieren zu müssen. Drei Schauplätze des Abbruchs führen zu drei Autor/innen: Anhand von Blaise Pascals Pensées (1670) und den Lettres Provinciales (1656/57) werden materiale Abbrüche verhandelt, anhand von Catharina Regina von Greiffenbergs Geistlichen Sonetten, Liedern und Gedichten (1662) rhetorische Abbrüche und anhand von Immanuel Jakob Pyras Versepos Der Tempel der wahren Dichtkunst (1737/1745) narrative Abbrüche.
D. Kazmaier / J. Kerscher / X. Wotschal: Warten als Kulturmuster. Eine Einleitung – A. Keck: Vom Warten und Reisen. Autorschaftsinszenierungen bei Glavinic und Hoppe – M. Bez: Souveränes Warten. Texte als materialisiertes Warten? Goethe und Proust – M. Dschaak: Warten als masochistischer Erzählstil – A. Erwig: Poetiken des Wartens um 1900 und das ‚Begehren des Neutrums‘ - Rilkes Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge – S. Marschall: Warten - Serielles Erzählen von innen und außen betrachtet – J. Nesselhauf / M. Schleich: „Tired of Waiting?!“ - Transmediale Überbrükkungsstrategien im rezenten Qualitätsfernsehen – T. Weitin: Warten auf die Zahlen. Literatur lesen unter dem Eindruck von big data – M. Kirschner: Messianische Zeiterfahrung? Thesen zu Erwartung, Hoffnung und Geduld aus theologischer Sicht – K. M. Stünkel: „Hast du des Heils geharrt?“ - Jüdisches und christliches Warten in der Literatur des Neuen Denkens im Ausgang von Rosenzweig und Rosenstock-Huessy – N. Dorscheid: Vom Warten im Krieg – K. Baier: Die verwaltete Zeit. Warten als Institutioneneffekt bei Franz Kafka und Thomas Mann – I. Theele: ‚Warteraum‘ Exil - Raum als Narrativ eines Krisenzustandes – E. Pylaeva: Warten ohne Ende: Formen des Wartens im Exil – A. Gerland: Die komische Seite des Wartens. Beispiele aus dem grotesken Theater des 20. Jahrhunderts