Schattenbilder haben das moderne Verständnis von Bildlichkeit radikal verändert. Die breit angelegte Kulturgeschichte geht den Folgen dieser Revolution bisheriger Seh- und Bildherstellungsmethoden in Wissenschaft und Kunst nach und entwickelt anhand des umfangreichen Bild- und Quellenmaterials eine an Physik und projektiver Geometrie orientierte Bildtheorie. Das Standardwerk gibt einen allgemeinverständlichen und lebendigen Einblick in die Geschichte der Schattenaufnahmen vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Dabei spielen wissenschaftliche Verfahren wie die Röntgentechnik ebenso eine Rolle wie künstlerische Auseinandersetzungen mit Raum und Körper. Bilder und deren materielle Entstehungskontexte werden dabei mitunter in einer fast schon kriminalistischen Manier – wie z. B. bei Man Ray – zum Sprechen gebracht. So wird Kunstgeschichte neu geschrieben.
Tim Otto Roth Bücher



The exhibitions of Tim Otto Roth - internationally renowned concept artist, composer and researcher into the phenomenon of shadows - are carefully crafted gesamtkunstwerke. In parallel to the opening of the new Christian Schad Museum in Aschaffenburg, the adjacent Jesuit Church Art Gallery will be transformed by him into a corresponding environment: an organic dot pattern renders the tiled floor a walkable ornament, breathtaking shadow projections circulate in the vaults of what used to be a baroque church, and the sounds of a water organ sculpture permeate the church room.
Schatten im Blick?
- 53 Seiten
- 2 Lesestunden
Mit der Ausstellung "Schatten im Blick" begibt sich das Wallraf auf eine Spurensuche nach einem besonders flüchtigen und schwierig darzustellenden Zeitgenossen: dem Schatten. Es ist eine geschichtliche Entdeckungsreise, die in der frühen Neuzeit beginnt und bei der die Besucher auf Werke von Meistern wie Dürer, Rembrandt, Saenredam und de Lairesse treffen. Nach dem Mittelalter, das den Schlagschatten gänzlich aus seinen Bildern gebannt hatte, begannen sich Künstler wie Leonardo da Vinci und Albrecht Dürer eingehender mit der geometrischen Konstruktion von Schatten zu beschäftigen. Doch erst im 17. Jahrhundert entwickelte man allmählich auch ein theoretisches Verständnis, das die besonderen Projektionsverhältnisse im Sonnenlicht berücksichtigte. Die Entwicklung der Schattendarstellung anhand von Graphiken nachzuvollziehen, unterscheidet sich von bisherigen an der Malerei orientierten Ansätzen, da gerade die Graphik auch als Illustrationsmedium eine Brücke zwischen Kunst und Wissenschaft schlägt. Mit einem geschärften Blick für projektive Verhältnisse bringt die Ausstellung auch zahlreiche Kuriositäten zum Vorschein: Am rätselhaftesten dürfte dabei Jan Saenredams graphische Interpretation vom "Platonischen Höhlengleichnis" sein. Die Ausstellung wird kuratiert von Tim Otto Roth, Konzeptkünstler und promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker.