Erzählungen über die Vergangenheit bestimmen unser kulturelles Gedächtnis und prägen unsere Gegenwart. Ob Churchill als »Retter der freien Welt«, Jeanne d’Arc als Beschützerin Frankreichs oder die Resistenza als antifaschistische Gründung Italiens: Geschichtsmythen sind auch in unserer vermeintlich aufgeklärten Welt allgegenwärtig. In seinem bahnbrechenden Werk Geschichtsmythen fragt Benjamin Hasselhorn: Wie entstehen diese Mythen? Welche Mechanismen sichern ihren Erfolg? Welche Rolle spielen sie im kollektiven Gedächtnis und wie formen sie unsere gesellschaftliche Identität? Und vor allem: Können Mythen entkräftet oder gar beseitigt werden? In einer Zeit, in der Mythen unsere Identität prägen und in hitzigen Debatten weiterleben, liefert Geschichtsmythen einen scharfsinnigen Blick auf die Erzählungen, die uns immer wieder neu definieren, und zeigt auf, warum sie bis heute politische und gesellschaftliche Macht ausüben.
Benjamin Hasselhorn Bücher






Tatsache!
Die Wahrheit über Luthers Thesenanschlag
Der Thesenanschlag fand tatsächlich statt! Beweise dafür haben die Historiker Mirko Gutjahr und Benjamin Hasselhorn zusammengetragen. Herausgekommen ist ein kleines, aber umso bemerkenswerteres Buch, das mit einigen Mythen aufräumt, die im Reformationsjahr 2017 besonders kontrovers diskutiert wurden: Da geisterte Martin Luthers Thesenanschlag als Legende, als fragwürdige Überlieferung oder gar als Märchen durch die Öffentlichkeit. Plötzlich stellten selbst Experten Luthers Thesenanschlag vor 500 Jahren wieder infrage, obwohl die Forschung längst weiter ist. 2007 nämlich war eine Notiz von Luthers Privatsekretär Georg Rörer als früheste Quelle über die Geschehnisse des 31. Oktober 1517 wiederentdeckt worden. Damit sollte die Debatte eigentlich beendet sein. Oder doch nicht? Was genau wissen wir über Luthers Thesenanschlag? Wieso kam es zu der Überzeugung, er habe nicht stattgefunden? Und warum ist die Frage nach dem Thesenanschlag überhaupt wichtig? Schließlich wurde nie bestritten, dass Luther seine Thesen am 31. Oktober 1517 verschickt hat. Diesen Fragen gehen die beiden Autoren nach - und finden überraschende Antworten. [It is a Fact! The Truth about Luther's Nailing the 95 Theses] The 95 Theses actually were nailed to the door of the Castle Church. Proofs for this event have been compiled by the historians Mirko Gutjahr and Benjamin Hasselhorn. They result in a small, but remarkable book, that puts an end to several myths controversially discussed during the Reformation Anniversary 2017.
Dieses Buch ist eine Liebeserklärung an das Luthertum und das Evangelisch- Sein. Es ist für diejenigen geschrieben, die sich über vieles wundern, was in der evangelischen Kirche geschieht, die inzwischen bei den meisten evangelischen Gottesdiensten etwas vermissen und die sich fragen, woher dieser Zustand eigentlich kommt. Zugleich ist es aber auch eine Streitschrift. Denn trotz aller Aktivitäten zum Reformationsjubiläum scheint es eine Krise des Lutherischen zu geben. Die Entfremdung der Menschen von lutherischen, ja überhaupt von christlichen Traditionen scheint immer größer zu werden. Was war das eigentlich, das Luthertum? Wieso ist es in der Geschichte Europas und der Welt so wichtig gewesen? Und wieso scheint ihm die Puste ausgegangen zu sein? Auf diese Fragen sucht das Buch nach Antworten.
Ist die Monarchie ein Verlierer der Geschichte? Eine lange in der Geschichtswissenschaft verbreitete Modernisierungsthese konnte diesen Schluss nahelegen. Auch heute noch spielen normative Konzepte einer »politischen Moderne« und die Annahme einer Fortschrittsgeschichte von der Monarchie zur (parlamentarischen) Demokratie eine große Rolle. Dabei haben die monarchiegeschichtlichen Forschungsarbeiten in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Erkenntnissen zu Tage gefördert, die einem eindimensionalen Negativurteil über die Monarchie entgegenstehen. Es ist daher an der Zeit, eine Neubewertung vorzunehmen, welche die enorme Wandelbarkeit und Anpassungsfähigkeit der modernen europäischen Monarchien angemessen berücksichtigt. Der Band leistet dazu einen ersten Beitrag. Er versammelt die Aufsätze wichtiger Vertreter der »neuen Monarchiegeschichte« und untersucht die vielfältigen politischen, rechtlichen und kulturellen Wandlungen, denen die europäischen Monarchien im 19. und 20. Jahrhundert unterlagen.
Am 9. November 1918 floh Kaiser Wilhelm II. nach Holland ins Exil. Das besiegelte das Ende der Monarchie in Deutschland. Wilhelm II. galt fortan als Feigling und wurde als Hauptschuldiger am Ersten Weltkrieg identifiziert. Wenig bekannt ist heute, dass es auch ganz anders hätte kommen können: Manche im Umfeld des Kaisers planten, ihn im November 1918 an der Front den »Heldentod« sterben zu lassen und damit die Monarchie zu retten. Das unrühmliche Ende hat das Bild vom Kaiserreich nachträglich verdunkelt – zu Unrecht? Winston Churchill meinte, bei einer stabilen parlamentarischen Monarchie hätte Hitler in Deutschland kaum Fuß fassen können. Ländern wie Großbritannien oder Schweden gelang es, im 20. Jahrhundert mit ihrer Monarchie der Demokratie ein Stück Tradition und damit Stabilität zu geben. Unter Berücksichtigung der aktuellen Monarchieforschung wirft dieses Buch einen neuen Blick auf die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts. [The Death of the King. 1918 and the End of Monarchy in Germany] On 9 November 1918, Kaiser Wilhelm II fled to the Netherlands into exile. This marked the end of German monarchy. Henceforth, Wilhelm II was regarded a coward and identified as the chief culprit of World War One. What is little known today is that things could have turned out very differently: plans were made to let the Kaiser die a »heroic death« on the frontline and thus save the monarchy. The downfall of German monarchy retrospectively darkened the image of the Wilhelmine era – unjustly? Winston Churchill was convinced that a strong parliamentary monarchy would have prevented Hitler from rising to power. Countries like Great Britain or Sweden who maintained their monarchies were able to give their democracies tradition and stability. With regard to recent research on monarchy this book takes a fresh look at 20th century European history.
Das Reformationsjubiläum steht vor der Tür. Der 500. Jahrestag des Thesenanschlags bietet die Gelegenheit, Luther und die Reformation einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Wie aber kann dies konkret gelingen? Ist der Teil der Fachwissenschaft im Recht, der eine konsequente Historisierung Luthers fordert und dessen Fremdheit betont, oder ist es besser, die reformatorische Botschaft zu aktualisieren und für ihre bleibende Bedeutung für die Gegenwart zu werben? Der Band versammelt die Überlegungen von Akteuren geschichtskultureller Praxis, die in der Schule, im Museum oder in Film und Fernsehen vor der Aufgabe stehen, heute Luther zu „vermitteln“. Dabei geht es um grundsätzliche Fragen historischer Bildungspraxis, aber auch um konkrete Ideen, wie Reformationsgeschichte im Jahr 2017 erzählt werden kann. Mit Beiträgen von Stefan Rhein, Benjamin Hasselhorn, Albrecht Geck, Karlo Meyer, Sabine Blaszcyk, Nico Lamprecht, Peter Lautzas, Stefan Laube, Harald Schwillus, Claudia Brink, Robert Kluth, Marc Höchner, Mirko Gutjahr, Esther Wipfler, Hans-Rüdiger Schwab, Mario Krebs, Ulli Pfau.
Johannes Haller
Eine politische Gelehrtenbiographie
Johannes Haller war der meistgelesene deutsche Historiker seiner Zeit, bekannt für allgemeinverständliche Darstellungen zur deutschen Geschichte sowie mediävistische Arbeiten zur Kirchen- und Papsttumsgeschichte. Trotz seines Ruhms galt er zeitlebens als Außenseiter in der Geschichtswissenschaft, was vor allem seinem als „schwierig“ empfundenen Charakter und seiner Neigung zur Polemik geschuldet war. Nach 1918 wurde ihm zudem ein anhaltender Nachruhm verwehrt: Zunächst kritisierte er die Weimarer Republik aus deutschnationaler Perspektive und zeigte in den frühen 1930er Jahren Sympathien für die nationalsozialistische Bewegung, was zu einer „angewiderten Bewunderung“ des NS-Regimes führte. Die politische Gelehrtenbiographie von Benjamin Hasselhorn untersucht Hallers Lebensweg und rekonstruiert seine wissenschaftliche, politische und weltanschauliche Entwicklung im Kontext der deutschen Geschichte zwischen 1865 und 1947. Die Analyse zeigt, dass Haller keineswegs ein wissenschaftlich „erledigter“ und politisch „belasteter“ Historiker ist, sondern als „vir sui generis“ ein faszinierendes Forschungsobjekt darstellt, das tiefere Einblicke in Politik, Religion und Wissenschaft des 19. und 20. Jahrhunderts bietet.