Das Buch bietet eine historisch-politische Einführung in die Sexualität als Politikum seit dem 19. Jahrhundert, insbesondere nach 1968. Es behandelt sexuelle Liberalisierung, Kämpfe um Emanzipation und deren Beziehung zur kapitalistischen Produktionsweise sowie die problematische Verbindung von Gesellschaft und Natur in der Sexualität.
Sebastian Bischoff Bücher






Kriegsziel Belgien
Annexionsdebatten und nationale Feindbilder in der deutschen Öffentlichkeit, 1914-1918
Am 4. August 1914 marschierten deutsche Truppen in das neutrale Belgien ein und wähnten sich einer vermeintlich bestialisch kämpfenden belgischen Zivilbevölkerung gegenüber. Es entstanden, heute nahezu vergessen, antibelgische Feindbilder, die in der Anfangszeit des Ersten Weltkriegs in der deutschen Medienöffentlichkeit weithin Verbreitung fanden. „Belgische Grausamkeit“ entwickelte sich zum geflügelten Wort, und Belgien wurde – laut dem Herausgeber der liberalen Vossischen Zeitung – zur „größten Gefahr, die es für Deutschland geben kann“. Die Forderungen überschlugen sich: Das Land müsse unter deutsche Kontrolle gestellt, wenn nicht gar annektiert werden, und eine breite Öffentlichkeit diskutierte die Vertreibung der örtlichen Bevölkerung, ihre „Ausräumung“, um Vergeltung zu üben oder um Siedlungsland bereitzustellen. Sebastian Bischoff analysiert erstmals systematisch die mediale Debatte über ein wichtiges, jedoch kaum beachtetes deutsches Kriegsziel. Er folgt den Dynamiken, Brüchen und Widersprüchen der nach dem katholischen Zentralorgan Germania „bedeutsamsten aller durch den Krieg aufgeworfenen Fragen“. Die Studie leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Nationalismus- und Mediengeschichte des Deutschen Kaiserreichs.
Mit seiner Äußerung über Belgien als „beautiful city“ konnte der spätere US-Präsident Donald Trump 2016 einen ungewollten Satireerfolg feiern. Trumps Bemerkung fiel in einer Zeit, als Belgien auf Grund islamistischer Terroranschläge in die internationalen Schlagzeilen geraten war. Spuren dieser Ereignisse verwiesen auch auf die jüngste Vergangenheit des Landes. Kenntnisse über belgische Geschichte sind im deutschsprachigen Raum jedoch noch immer verhältnismäßig gering. In diesem Sammelband vereinigt der 2012 gegründete Arbeitskreis Historische Belgienforschung erneut die auf zwei seiner Workshops vorgestellten Forschungsergebnisse von Historikerinnen und Historikern, aber auch von Vertreterinnen und Vertretern aus anderen kultur- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen. Der zeitliche Rahmen der Beiträge erstreckt sich vom Ende des 17. Jahrhunderts bis in die unmittelbare Gegenwart. Einen besonderen Schwerpunkt bildet der Erste Weltkrieg, in dem Belgien eine besondere Rolle spielte.
Belgien hat einen bedeutenden Einfluss auf die historischen Entwicklungen Europas und ist Sitz zentraler Einrichtungen der Europäischen Union. Dennoch ist es in der deutschsprachigen Forschung wenig präsent. Der 2012 gegründete Arbeitskreis Historische Belgienforschung zielt darauf ab, dieses Defizit zu beheben. In diesem Sammelband werden die Beiträge der ersten beiden Tagungen veröffentlicht, um den aktuellen Stand der historischen Belgienforschung zu dokumentieren. Historikerinnen und Historiker sowie Fachleute aus der Germanistik, Kunst- und Kulturwissenschaft sowie Politik- und Sozialwissenschaften präsentieren Arbeiten, die sich mit Themen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart befassen. Die geografische Lage, die Bevölkerungsstruktur und die historischen sowie kulturellen Traditionen Belgiens ermöglichen eine vergleichende und transnationale Perspektive, was die Auseinandersetzung mit seiner Geschichte sowohl empirisch als auch methodisch bereichert. Mit Beiträgen von namhaften Wissenschaftlern wird ein breites Spektrum an Themen abgedeckt, das die Vielfalt und Komplexität der belgischen Geschichte widerspiegelt.