Das Erkenntnisinteresse der Autorin richtet sich in diesem Buch auf die dynamischen interaktiven Beziehungen des Individuums mit seiner Umwelt unter den Bedingungen sozialer Wandlungsprozesse. Hierbei interessieren insbesondere Jugendliche und ihre Familien in der Bundesrepublik nach der deutsch-deutschen Vereinigung. Es wird untersucht, inwieweit Jugendliche aus Ost und West soziale Veränderungen über mehrere Jahre hinweg erfahren und wahrnehmen. Soziale Wandlungsprozesse werden dementsprechend auf der Basis von Individualdaten nachvollzogen. Darüber hinaus wird verfolgt, inwieweit sich die Einschätzung der unmittelbaren familialen Umgebung in den Jahren nach der Wende wandelt. In diesem Zusammenhang wird geprüft, ob sich die psychosoziale Befindlichkeit Jugendlicher sowie deren Neigung zu Problemverhalten mit dieser Wahrnehmung sozialer Veränderungen in Beziehung setzen lässt und inwieweit sich wiederum reziproke Wechselwirkungen zwischen diesen Bereichen ergeben. Die Arbeit gliedert sich in einen theoretischen sowie einen empirischen Teil. Letzerer basiert auf mehreren querschnittlichen sowie längsschnittlichen Erhebungen aus den Jahren 1990 bis 1995. Befragt wurden mittels eines standardisierten Fragebogens Berliner Schüler und Schülerinnen der Klassen sieben bis zehn.
Petra Butz Bücher


Mindestlohn und Gerechtigkeit
Akzeptanz eines gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland aus der Perspektive angrenzender ,Mehrverdienender ‘
Ende 2013 wurde im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD ein gesetzlicher Mindestlohn beschlossen, der am 01.01.2015 in Kraft trat. Trotz Warnungen von Ökonomen über mögliche Arbeitsplatzverluste von bis zu einer Million stieß der Mindestlohn in der Bevölkerung auf eine Zustimmung von etwa 88 Prozent. Dies führte zur Frage, ob auch 'Mehrverdienende', die zuvor knapp über dem Mindestlohn entlohnt wurden, diesen akzeptieren würden oder ob ihr Gerechtigkeitsempfinden verletzt werden könnte. Eine Ablehnung seitens der 'Mehrverdienenden' könnte zu Effizienz- und Produktivitätseinbußen auf betrieblicher Ebene führen. Die Autorin untersucht, ob die breite Unterstützung des Mindestlohns auf makroökonomischer Ebene auch auf die mikroökonomische Perspektive spezifischer 'Mehrverdienender' zutrifft und welchen Einfluss institutionelle Rahmenbedingungen haben. Zudem wird analysiert, welches Bild von Mindestlohnempfängern 'Mehrverdienende' ihrem Gerechtigkeitsurteil zugrunde legen und wie die wahrgenommene Gerechtigkeit im Unternehmen ihr Akzeptanzverhalten beeinflusst. Petra Butz wählt einen hierarchischen sozialisationstheoretischen Analyserahmen, um zu zeigen, dass der gesetzliche Mindestlohn das Gerechtigkeitsgefühl der 'Mehrverdienenden' nicht verletzt. Empirische Ergebnisse verdeutlichen, dass makrospezifische wohlfahrtsstaatliche und gerechtigkeitsideologische Faktoren, insbesondere die Verteilungsgerechtigkeit, das subjektive