Peter von Zittau berichtet in der Königsaaler Chronik zum Jahr 1334 von handfesten Streitigkeiten zwischen Bettelbrüdern und Pfarrgeistlichen in Prag. Bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts hatten sich Franziskaner und Dominikaner im mittelalterlichen Böhmen und Mähren niedergelassen; seit den 1260er Jahren wurden überdies Niederlassungen der Augustinereremiten errichtet. In den folgenden zwei Jahrhunderten, bis zum Ausbruch der Hussitenkriege, hatten die genannten Bettelorden einen großen, teilweise umstrittenen Einfluss auf die böhmisch-mährische Geschichte und Kultur. Stephan Flemmig trägt den tschechischen, polnischen und deutschsprachigen Forschungsstand zu den mendikantischen Orden im hochmittelalterlichen Böhmen und Mähren zusammen. Er kann so nicht nur einen Überblick über die Geschichte der Mendikanten und ihre Ansiedlung in Böhmen und Mähren geben, sondern auch ihr Verhältnis zu den Landesherren, zum Adel und zu den Städten bestimmen sowie ihr Wirken aufzeigen. Und er arbeitet auf dieser Basis die Vielschichtigkeit des Streites von 1334 heraus.
Stephan Flemmig Bücher
1. Januar 1980


Antiintellektualismus in der böhmischen Franziskanerobservanz um 1500?
Das naturkundliche Werk des Jan Bosak Vodnansky
Die spatmittelalterliche Geschichte Bohmens wurde von der hussitischen Bewegung tief gepragt. Entsprechend mussten auch die Bruder der franziskanischen Observanz ihr Verhaltnis zum Hussitismus klaren. In der damit verbundenen Frage nach dem Wert von Bildung und Gelehrsamkeit dominierte eine stark antiintellektualistische Position. Dagegen positionierte sich Jan Bosak Vod?ansk. Neben seinem gut bekannten theologischen Wirken steht der Vocabularius dictus Lactifer von 1511. Dieses lateinisch-tschechische Worterbuch enthalt ein bemerkenswertes naturkundliches uvre, das naher vorzustellen ist.