Wie nationalsozialistisch waren die Vorläuferinstitute der heutigen Sparkasse Münsterland Ost im „Dritten Reich“? Als eine der ersten Sparkassen in Deutschland überhaupt stellt sie sich ihrer belasteten NS-Vergangenheit in der vorliegenden unabhängigen Studie des Geschichtsorts Villa ten Hompel und des Westfälischen Wirtschaftsarchivs. Wie sah also der Alltag der Sparkassen in den Jahren von 1933 bis 1945 aus? Wie stark wirkte sich die NS-Ideologie auf die Geschäftspraxis aus? Was waren die Konsequenzen für langjährige Kunden wie jüdische Bürgerinnen und Bürger, die nun verfolgt wurden? Und in welchem Maße finanzierten auch die Sparkassenkunden den Vernichtungskrieg gegen Europa mit? Das Buch „Wer spart, hilft Adolf Hitler“ – so lautete der Titel einer Werbeanzeige der Sparkasse aus dem Jahr 1933 – gibt anschauliche und detailreiche Antworten in einer chronologisch-thematischen Erzählung.
Philipp Erdmann Bücher




Kommunales Krisenhandeln im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit
Die Stadtverwaltung Münster zwischen Nationalsozialismus und Demokratisierung
Als der Zweite Weltkrieg begann, sah sich die Stadtverwaltung Münster vorbereitet. Vorher hatte sie die Umgestaltung der westfälischen Gauhauptstadt umfassend geplant. Doch seit dem 1. September 1939 stand die Regulierung von Versorgungsmängeln, von Kriegseinwirkungen und -folgen für mehr als ein Jahrzehnt im Fokus kommunalen Krisenhandelns. Bewältigungstechniken, zum Teil das Personal und vor allem die systemstabilisierende Funktion der Stadtverwaltung blieben über das Kriegsende hinaus bestehen. Erst nach Gründung der Bundesrepublik setzte sich die Überzeugung durch, mit kommunaler Planung die Stadt und das Leben in ihr umfassend gestalten zu können. Diese Phase und weniger exklusiv das Kriegsende gerät damit als Zeit tiefen Wandels in den Fokus. Wie sich dieser auf die Verwaltung selbst, aber auch auf die Stadtgesellschaft auswirkte und für wen „Modernisierungen“ keine Vorteile brachten, zeigt Philipp Erdmanns detailreiche Studie.
Verwaltungsgeschichte vermitteln
Konzepte und Quellen für die historisch-politische Bildung von Beschäftigten in Kommunalverwaltungen (didaktische Mappe)
Entnazifizierung in Münster
Eine Stadt verhandelt ihre Vergangenheit 1945-1952
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Entnazifizierung für alle, die im öffentlichen Dienst oder in Führungspositionen arbeiten wollten, unerlässlich. In Münster wurde dieser Prozess bislang wenig untersucht. Philipp Erdmann beleuchtet in seiner detailreichen Studie lokale Entwicklungen und Besonderheiten, darunter einen „Entnazifizierungsskandal“. Anhand ausgewählter Einzelfälle werden die komplexen Interaktionen zwischen Belasteten, den „Entnazifizierern“ in Ausschüssen, Interessenverbänden, der katholischen Kirche und den Behörden aufgezeigt. Die Entnazifizierung war kein isoliertes Verfahren, sondern wurde in Zeitungen und Netzwerken sowie in der Beziehung zu den Kirchen intensiv diskutiert. Interpretationsspielräume führten zu „Entnazifizierungskarrieren“, bei denen die Selbstinszenierung als Abkehr vom Nationalsozialismus oder gezielte Verzögerungstaktiken den Betroffenen zugutekamen. Auch die öffentliche Diffamierung von Ausschussmitgliedern stellte eine effektive Strategie dar, um dem „Instanzenlabyrinth“ weitgehend unbeschadet zu entkommen. Der Autor dokumentiert, wie sich diese Vermeidungs- und Ablenkungsstrategien im Laufe der Jahre veränderten und untersucht, wie die zunehmend offene Kritik an den Entnazifizierungen letztlich denjenigen zugutekam, deren milde Beurteilungen Anlass zur Kritik gaben. Diese Studie wurde 2017 mit dem Nachwuchspreis für junge Historikerinnen und Historiker ausgezeichnet.