Die Untersuchung bietet einen typologischen Vergleich der Werke von Velimir Chlebnikov und Hugo Ball, zwei zentralen Figuren des russischen Kubofuturismus und des Züricher Dadaismus. Beide Dichter zeigen einen charakteristischen Titelwahn: Chlebnikov nennt sich „Vorsitzender des Erdballs“, während Ball sich als „magischer Bischof“ bezeichnet. Ihre Ideen und Vorstellungen sind stark von den theurgischen und religiös-philosophischen Aspekten des russischen mythopoetischen Symbolismus geprägt. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Kontrafaktur, einem intertextuellen Verfahren, das archetypische Muster aufgreift. Die avantgardistischen Performances beider Dichter weisen Merkmale liturgischer Handlungen auf, wobei einige Texte an der Ästhetik der Ikone orientiert sind und andere als Kontrafakturen von Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ gelesen werden können. Die Analyse von Balls Werken zeigt, dass seine Auseinandersetzung mit russischer Kultur umfassend und einflussreich war, insbesondere durch die Kunst und Kunsttheorie Kandinskijs sowie diverse Texte der russischen religiösen Philosophie. Chlebnikovs Theorien sind zudem durch Blavatskajas Werke beeinflusst. Beide Dichter streben die Rekonstruktion einer universellen Ursprache an, wobei Chlebnikov Leibniz und Ball Pseudo-Dionysius Areopagita rezipiert. Ein historischer Exkurs beleuchtet die entsprechenden Konzepte dieser Tradition. Die mythopoetische Selbstidentifikation mit dem No
Elena Berns Reihenfolge der Bücher

- 2018