Das Buch thematisiert das Leid des europäischen Grenzregimes und die moralische Kälte der EU gegenüber Migranten. Fabian Georgi plädiert für globale Bewegungsfreiheit als Teil einer gesellschaftlichen Transformation und reflektiert die Herausforderungen und Chancen einer offenen Migrationspolitik sowie mögliche Umsetzungsschritte.
Fabian Georgi Bücher



Jährlich sterben tausende Menschen bei dem Versuch, die Grenzen des Globalen Nordens zu überschreiten, um Schutz, Arbeit und ein besseres Leben zu finden. Gleichzeitig errichten Regierungen Zäune, Kontrollen und Lager, um menschliche Mobilität zu regulieren. Diese Situation wirft Fragen auf: Wie kam es dazu? Warum werden Grenzen abgeschottet, obwohl dies zu Leid führt? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Buches, das die Geschichte der Internationalen Organisation für Migration (IOM) beleuchtet. Gegründet 1951 als Gegeninstitution zum UNHCR, fungierte die IOM während des Kalten Krieges als antikommunistische Migrationsagentur des Westens. Heute ist sie Teil des UN-Systems mit 169 Mitgliedsstaaten und einem Jahresbudget von 1,5 Milliarden US-Dollar. Ihr Motto „Migration for the Benefit of All“ suggeriert, dass die Widersprüche der Migration durch umfassendes Management gelöst werden können. Dennoch sieht sich die IOM heftiger Kritik ausgesetzt: Amnesty International und Human Rights Watch werfen ihr vor, die Menschenrechte von Geflüchteten und Migrant*innen zu verletzen. No-Border-Gruppen bezeichnen IOM-Mitarbeiter als „Menschenjäger“ und kritisieren ihr Migrationsmanagement als neoliberal. Der Autor rekonstruiert die fast 70-jährige Geschichte der IOM im Kontext geostrategischer Konflikte, kapitalistischer Krisen und migrantischer Kämpfe und beleuchtet die Dynamiken europäischer und globaler Migrationsregime seit dem Zweiten
In den letzten 20 Jahren hat sich europäische Migrationspolitik tiefgreifend verändert. Neues Leitbild ist das umfassende, effiziente und flexible ‘Management’ von Migrationsprozessen. Das International Centre for Migration Policy Development (ICMPD), eine zwischenstaatliche Organisation mit Sitz in Wien, hat seit seiner Gründung 1993 eine wichtige Rolle für Weiterentwicklung und Ausbau des europäischen Migrationsregimes gespielt. Wie lassen sich Entwicklung, Programmatik und Praxis des ICMPD charakterisieren? Welche politische Rationalität liegt dem Projekt eines europäischen Migrationsmanagements zugrunde? Der Autor Fabian Georgi legt in diesem Buch die erste wissenschaftliche Studie zum ICMPD vor. Exemplarisch für das europäische Migrationsregime werden Entwicklung, Programmatik und Praxisformen der Organisation detailliert analysiert. Darauf aufbauend entwickelt der Autor Elemente einer kritischen Theorie des Migrationsmanagements und macht dabei Demokratietheorie, Nationalismusforschung und Weltsystemtheorie ebenso fruchtbar, wie das Konzept der Autonomie der Migration. Das Buch richtet sich sowohl an interessierte SozialwissenschaftlerInnen verschiedener Disziplinen, als auch an eine kritische Öffentlichkeit.