Literatur im skandinavischen Exil, 1933 bis heute
- 205 Seiten
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Zürich, Moskau, New York, Los Angeles, Buenos Aires und Shanghai sind bekannte Exilzentren, während Lund oder die Insel Thurø weniger im Fokus stehen. Für viele, die seit 1933 aus europäischen Diktaturen fliehen mussten, war Skandinavien nicht die erste Wahl. Expansive Besatzungspolitiken, mangelnde persönliche Kontakte und Sprachbarrieren führten dazu, dass weniger ExilantInnen nach Nordeuropa flohen als in die USA oder die Sowjetunion. Daher blieb Skandinavien in der traditionellen literaturwissenschaftlichen Exilforschung oft im Hintergrund. Dennoch fanden auch in Dänemark, Schweden und Norwegen mehrere tausend Menschen Zuflucht, darunter bedeutende Kultur- und Literaturschaffende wie Kurt Tucholsky, Nelly Sachs und Bertolt Brecht. Sogar ganze Verlage, wie Thomas Manns Verlag Berman-Fischer, siedelten nach Schweden über oder wurden dort als Exilverlage gegründet. Der Band setzt die auf Nordeuropa fokussierte Exilforschung fort, indem er die akademischen, technischen und gesellschaftlichen Veränderungen berücksichtigt, die die Geistes- und Kulturwissenschaften seit den 1980er Jahren geprägt haben. Die Beiträge aktualisieren die traditionelle Exilforschung und erweitern die Perspektiven auf kulturelle Veränderungen durch gegenwärtige Flucht- und Migrationsbewegungen.
