Café Marx
Das Institut für Sozialforschung von den Anfängen bis zur Frankfurter Schule




Das Institut für Sozialforschung von den Anfängen bis zur Frankfurter Schule
Kulturgeschichte der Freundschaft im deutschen Judentum, 1888-1938
Die Kulturgeschichte der Freundschaft im deutschen Judentum wird von Philipp Lenhard umfassend untersucht, insbesondere in der Zeit vom wilhelminischen Zeitalter bis zum Vorabend des Holocaust. Freundschaft wird als entscheidender Faktor für das Denken und Handeln der deutschen Juden dargestellt, insbesondere für die um 1900 geborene Generation. Diese Ideologie bot eine Antwort auf die Suche nach Sinn und Identität in einer oft feindlichen Welt. Freundschaft schuf eine Heimat, in der Loyalität und Gleichberechtigung zentrale Werte waren, und ist unverzichtbar für das Verständnis jüdischer Identität und Kulturgeschichte.
Philipp Lenhards Buch ist die erste Biografie Friedrich Pollocks (1894–1970). Sie erzählt das Leben eines Mannes, der eine prägende Rolle in der deutsch-jüdischen Geistesgeschichte spielte und sich doch stets im Hintergrund hielt. Ein Fabrikantensohn, der das Privateigentum abschaffen wollte; ein Jude, der vom Judentum nichts wissen wollte; ein Professor, der wenig publizierte; ein Ökonom, der sich an der Börse verzockte; ein Kommunist, der den Marxismus für anachronistisch hielt; und schließlich: ein kritischer Intellektueller. Wer sich mit der politischen Kultur der Weimarer Republik, der Entstehung der »Kritischen Theorie« und der deutsch-jüdischen Emigration in die USA auseinandersetzt, kommt an Friedrich Pollock nicht vorbei. Der Weggefährte Max Horkheimers und Gründer des Frankfurter Instituts für Sozialforschung spielt als bedeutender Vertreter der Kritischen Theorie eine tragende Rolle in der deutsch-jüdischen Geistesgeschichte.
Die Entstehung moderner jüdischer Ethnizität in Frankreich und Deutschland 1782–1848
Mit der Durchsetzung der Nationalstaatsidee seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert geriet die traditionelle jüdische Gemeinschaft in Europa in eine Krise. Die jüdische Gemeindeautonomie wurde sukzessive abgeschafft, die Juden sollten jedes ethnische Bewusstsein ablegen und sich nur noch als »Glaubensgemeinschaft« verstehen. Während ein Teil der aufgeklärten jüdischen Elite daraufhin das Judentum in eine reine »Religion« zu transformieren versuchte, stellten andere dieser Reduktion bewusst ethnische Konzeptionen gegenüber. Die Studie untersucht die Entstehung dieser modernen jüdischen Ethnizität in Frankreich und Deutschland.