James Herriot
3. Oktober 1916 – 23. Februar 1995
Auch bekannt als: James Herriot
James Herriot, eigentlich James Alfred „Alf“ Wight (* 3. Oktober 1916 in Roker, Sunderland; † 23. Februar 1995 in Thirlby bei Thirsk) war ein britischer Tierarzt und Buchautor. Nachdem er 25 Jahre als Landtierarzt gearbeitet hatte, fing er nebenberuflich damit an, Leben und Arbeit eines Landtierarztes in humorvollen Kurzgeschichten zu schildern, die er in der fiktiven Stadt Darrowby und ihrer Umgebung spielen ließ. So entstanden von 1970 bis 1992 acht erfolgreiche Bücher, aus denen auch zwei Kinofilme und die Fernsehserie All Creatures Great and Small (deutsch: Der Doktor und das liebe Vieh, 1978–1990) sowie deren Remake Der Doktor und das liebe Vieh (2020) hervorgingen.
Wight wurde am 3. Oktober 1916 im nordenglischen Sunderland als Sohn von James Henry Wight und Hannah Bell Wight geboren. Sein Vater war Schiffsschlosser und nebenbei als semiprofessioneller Musiker tätig, unter anderem als Stummfilmpianist im Kino. Seine Mutter war professionelle Sängerin und betrieb ab Mitte der 1920er-Jahre außerdem eine erfolgreiche Schneiderei.Obwohl sie aus Sunderland stammten, wohnten Wights Eltern schon seit ihrer Heirat 1915 in Glasgow, wo ebenfalls Schiffsindustrie ansässig war, sich ihren musikalischen Tätigkeiten jedoch mehr Möglichkeiten boten. Wights Mutter war für die Geburt ihres Sohnes nach Sunderland gereist und kehrte drei Wochen später mit dem Baby nach Glasgow zurück. Dort wuchs Wight auf, wobei er von 1921 bis 1928 die Yoker Primary School und von 1928 bis 1933 die Hillhead High School besuchte. Wights Sohn Jim widerspricht in seiner Biographie der Annahme, Alf Wight sei in bitterer Armut aufgewachsen. Zwar waren Wights Eltern nicht gerade wohlhabend, hatten aber zu jeder Zeit ihr Auskommen und konnten Wight eine gute Kindheit bieten: Ein Artikel in der Hobbyzeitschrift Meccano Magazine weckte in Wight das Interesse an der Tiermedizin. Als einige Wochen darauf ein Veterinärprofessor an der Hillhead High School den Tierarztberuf vorstellte, war der junge Wight begeistert und informierte sich weiter über Ausbildung und Voraussetzungen. Nach der Schule nahm er ein Studium am Veterinärmedizinischen College in Glasgow auf, das er im Dezember 1939 abschloss. In seiner Freizeit trieb er viel Sport, vor allem Fußball und Tennis, und unternahm Wanderungen durch das Bergland rund um Glasgow. Nach dem Studium war Wight zunächst als Assistent in der Tierarztpraxis von J. J. McDowall in Sunderland tätig, wo er bereits als Student Praktika absolviert hatte. McDowall hielt viel von Wight und überließ ihm oftmals allein die Praxis, konnte ihm jedoch aus finanziellen Gründen keine dauerhafte Anstellung bieten. Daher wechselte Wight am 18. Juli 1940 zur Tierarztpraxis des 5½ Jahre älteren Tierarztes Donald Sinclair in Thirsk, wo er nicht nur ein festes Gehalt, sondern von Anfang an auch einen Anteil am Gewinn bekam. Da Sinclair schon kurz nach Wights Eintreten in die Praxis zum Militär einberufen wurde, hatte Wight, wenig erfahren und in unbekanntem Gebiet, die Praxis allein zu führen, was mit harter Arbeit, aber auch intensiven Erfahrungen verbunden war. Doch schon nach einigen Wochen wurde Donald Sinclair wieder aus dem Militärdienst entlassen. Mit ihm und dessen jüngerem Bruder Brian, ein Jahr älter als Wight, der noch studierte, aber in der Praxis mithalf, erlebte Wight viele der Ereignisse, die er später in seinen Büchern schilderte. In dieser Praxis blieb er sein Leben lang tätig. 1941 lernte Wight auf einer Tanzveranstaltung die Sekretärin Joan Catherine Anderson Danbury (28. März 1919 – 14. Juli 1999) kennen; sie heirateten am 5. November 1941 in Thirsk. Wights Mutter war enttäuscht darüber, dass ihr einziger Sohn ein einfaches Mädchen aus mittelloser Familie heiratete. Für Wight, der seinen Eltern zeitlebens sehr zugetan war, aber auch davon überzeugt war, genau die richtige Partnerin gefunden zu haben, war das ein anstrengender Konflikt.Die Wights bekamen zwei Kinder: James Alexander („Jim“, 13. Februar 1943) wurde ebenfalls Tierarzt und übernahm die väterliche Praxis. Rosemary („Rosie“, 9. Mai 1947) wurde Humanmedizinerin. Eigentlich hatte sie auch Landtierärztin werden wollen, doch Wight hatte ihr das ausgeredet, da er glaubte, eine Frau sei den körperlichen Anforderungen dieses Berufs nicht gewachsen. Nachdem er später allerdings ausgezeichnete Tierärztinnen kennengelernt hatte, stellte er in den Büchern sein Vorgehen gegenüber Rosie mehrmals in Frage. Im März 1941 hatte die deutsche Luftwaffe die Schiffswerften in Glasgow bombardiert und dabei auch das Haus von Wights Eltern schwer beschädigt. Unter diesem Eindruck hatte sich Wight freiwillig zur Royal Air Force gemeldet, obwohl er als Tierarzt vom Militärdienst freigestellt war. Im November 1942 wurde er einberufen und zum Piloten ausgebildet, jedoch im August 1943 als medizinisch untauglich entlassen. Grund dafür waren eine Analfistel, an der er sein ganzes Leben lang litt, und eine beim Militär stümperhaft ausgeführte und medizinisch unnötige Extraktion.Am 2. Mai 1949 trat Wight als vollwertiger Teilhaber in Sinclairs Praxis ein – ein Schritt, zu dem sich Sinclair lange nicht hatte entschließen können. Der feste Gewinnanteil bedeutete für Wight einen großen finanziellen Fortschritt. Im Winter 1953 zog Familie Wight aus dem alten und viel zu großen Praxishaus in ihr eigenes Haus „Rowardennan“ um.Am 8. April 1960 verstarb Wights Vater plötzlich an einem Herzanfall, während Wight nach Glasgow unterwegs war, um seine Eltern zu besuchen. Der durch seinen kräftezehrenden Beruf schon stark belastete Wight stürzte infolge dieses Schocks in eine Depression, die er dank großzügiger Hilfe von Freunden innerhalb von zwei Jahren überwand.1961 begleitete Wight als betreuender Tierarzt einen Schaftransport per Schiff nach Klaipėda (Memel), 1963 einen Rindertransport per Flugzeug nach Istanbul. Privat verbrachte er mehrmals Urlaube auf Mallorca. Von den besuchten Ländern war er so fasziniert, dass er anschließend Russisch und Spanisch lernte. 1965 beschloss Wight, einen schon lang gehegten Plan umzusetzen und ein Buch über das Leben als Tierarzt zu schreiben; nach mehreren Anläufen erschien 1970 sein erstes Buch, das für ein Werk eines noch vollkommen unbekannten Autors außergewöhnlich großen Erfolg hatte. Da Wight noch viel Erzählstoff zur Verfügung stand, folgten weitere Bücher mit zunehmendem Erfolg. Die Beliebtheit seiner Werke freute Wight, doch er unterbrach seine tierärztliche Tätigkeit nicht; das Schreiben betrachtete er stets als Hobby. Insbesondere öffentliche Auftritte waren ihm unangenehm. Mehrmals zitiert sein Sohn Jim in seiner Biographie den Ausspruch: „Ich bin 1 Prozent Buchautor und 99 Prozent Tierarzt.“ Meist schrieb Wight nach einem langen Arbeitstag abends im Wohnzimmer, während die übrige Familie vor dem Fernsehgerät saß.Nach Erscheinen seines siebten Buches The Lord God Made Them All 1981 beschloss er, mit dem Schreiben aufzuhören, und brachte bis 1988 nichts zu Papier, sondern widmete sich wieder ganz seinem Beruf. Doch als ab 1987 die Staffeln 4 bis 7 der Fernsehserie produziert wurden, fragte man ihn nach weiterem Material. Daraus entstand innerhalb von vier Jahren sein letztes Buch Every Living Thing, das 1992 erschien, sofort zum Bestseller wurde und es monatelang blieb. 1991 zog sich Wight, 75 Jahre alt, aus der Arbeit in der Praxis zurück. Im Dezember 1991 wurde bei einer klinischen Untersuchung Prostatakrebs festgestellt, worauf Wight sich in das Lambert Memorial Hospital in Thirsk in Behandlung begab. Die prognostizierte verbleibende Lebenszeit von drei Jahren schöpfte er voll aus, obwohl sich sein gesundheitlicher Zustand stetig verschlechterte. Trotz Schmerzen blieb er in Haus und Garten aktiv, unternahm Spaziergänge in der Umgebung und besuchte bis einen Monat vor seinem Tod auch die Spiele seines Fußballvereins AFC Sunderland. Am frühen Morgen des 23. Februar 1995 starb er nach zwei Tagen Bettlägerigkeit im Alter von 78 Jahren in seinem Haus in Thirlby. Bei ihm waren seine Frau, seine Tochter Rosie und deren Tochter Emma; sein Sohn Jim hatte die Nacht am Bett seines Vaters gewacht und war zu dem Zeitpunkt auf einem Hausbesuch bei einer Farm. Der Abschied wurde nach Wights Wunsch zunächst im kleinen Familienkreis gefeiert. Der Leichnam wurde verbrannt und die Asche auf dem Whitestone Cliff östlich von Thirlby verstreut, einem von Wights Lieblingsplätzen. Am 20. Oktober 1995 wurde eine große Gedenkfeier für die Öffentlichkeit im York Minster abgehalten, der 2.300 Besucher beiwohnten.Die Gegend um Thirsk zwischen dem North York Moors National Park im Osten und dem Yorkshire Dales National Park im Westen wird mittlerweile auch Herriot Country genannt. Thirsk trägt auf seinen Ortsschildern den Untertitel „Home of James Herriot“. Wight wird von seinen Zeitgenossen als außergewöhnlich freundlicher Mensch mit sehr positiver Lebenseinstellung beschrieben. Als ihn das Einkommen aus seiner Autorentätigkeit der hohen Reichtumsbesteuerung der regierenden Labour Party unterwarf (1976 betrug Wights steuerpflichtiges Einkommen £165.000, sein Steuersatz lag bei 83 Prozent), lehnte er es ab, anderen englischen Bestseller-Autoren in die Steueroase Jersey zu folgen (die es ihm ermöglicht hätte, nach einem Jahr Aufenthalt einen großen Teil seines Einkommens legal nach England zu bringen). Abgesehen davon, dass das bedeutet hätte, die Praxistätigkeit zu unterbrechen, wollte er als Engländer in England leben und nahm die hohen Steuern mit der Bemerkung hin, es bleibe doch immer noch mehr als genug übrig.Wights Lieblingstier war zeitlebens der Hund, wobei er auch Katzen sehr gern hatte. Man sagt, dass Wight praktisch immer und überall einen Hund bei sich hatte. Von seinen eigenen Hunden sind namentlich bekannt: Dan (Labrador Retriever), Hector (Jack Russell Terrier) und Bodie (Border Terrier).