Der Begriff der Toleranz wird als Schlüssel zur Lösung kultureller Konflikte in der westlichen Welt betrachtet, die an historische Religionskriege erinnern. Die Beiträge in diesem Band beleuchten die historische Entwicklung und die philosophischen Grundlagen der Toleranz, die bis zur Reformation zurückreichen. Sie untersuchen die Kriterien zur Rechtfertigung von Toleranz und erörtern die damit verbundenen Paradoxien sowie die Grenzen dieses Konzepts. Eine umfassende historische Perspektive wird als notwendig erachtet, um aktuelle Probleme angemessen zu verstehen und anzugehen.
Apologie und Vindicatio als Möglichkeiten der Positionierung im gelehrten Diskurs
296 Seiten
11 Lesestunden
In der frühneuzeitlichen Gelehrtenkultur herrschte ein großes Bewusstsein für die Funktion bestimmter Textsorten und ihrer genuinen, zweckgebundenen Verwendungsweise, die sich nicht zuletzt auch an rhetorischen Traditionen orientierte. Das trifft auch auf den Bereich der Verteidigungsschriften, hier vornehmlich der Apologie und der Vindicatio, zu. Beide stehen im Bezugsrahmen gelehrter Streitigkeiten, die in jüngster Zeit vermehrt in den Blick genommen wurden. Allein dominierten bisher Fragestellungen, die sich in erster Linie an Inhalten orientierten. Die Formen und je eigenen Textsorten gelehrten Streitens kamen bisher nicht genauer in den Blick. Die hier zusammengetragenen Analysen nehmen das rhetorische Erbe und die Sensibilität der Gelehrten der Epoche der Frühen Neuzeit für die Verwendung bestimmter Schreibweisen zu ihrem Ausgangspunkt, um agonale Positionsbestimmungen im gelehrten Diskurs in ihren Kontexten verständlich zu machen. Die hier versammelten Beiträge aus Philosophie, Philologie, Theologie und Geschichte zeigen erstmals, dass Verteidigungsschriften in den seltensten Fällen rein defensiv waren, vielmehr eignete ihnen ein ebenso offensives, mitunter gar aggressives Moment.
Die vorliegende Studie ist die erste monographische Untersuchung der Rettungen Lessings. Sie stellt diese von der Forschung vernachlässigten, der gelehrten literarischen Polemik zuzuordnenden Texte in den Mittelpunkt und versucht ihnen mittels gattungs- und ideengeschichtlicher Kontextualisierung gerecht zu werden. Der den Rettungen zugrundeliegende Denkstil wird für Lessing prägend und bietet dadurch einen neuen Zugang zu seinem Gesamtwerk.