Beim Biegen hochfester Mehrphasenstähle führen enge Radien häufig zu unerwarteten Rissen und zur Bildung von Zugrilligkeit, auch Ridging genannt. Diese Arbeit untersucht die grundlegenden Einflussgrößen des Gefüges auf die Biegbarkeit und das Ridging bei zwei hochfesten Kaltbändern. Durch die Analyse der Schädigungsmechanismen sowie die Optimierung der Gefügezusammensetzung und Prozessparameter kann die Biegsamkeit signifikant erhöht und das Ridging verringert werden. Der Kohlenstoffgehalt und dessen Verteilung im Gefüge spielen eine entscheidende Rolle für die Schädigungsmechanismen und die Zugrilligkeit. Bei niedrigen Kohlenstoffgehalten erfolgt die Schädigung vorwiegend in den Randbereichen, was zu einer langsamen Ablösung der Phasengrenzen führt und rissinitiierende Zonen mit erhöhter Porenanzahl bildet. Höhere Kohlenstoffgehalte verursachen Porenbildung in tieferliegenden Bereichen, die stark vom Anteil an polygonalem Ferrit und angelassenem Martensit abhängt. Neben der Gefügeoptimierung wurde auch der Einfluss verschiedener Prozessparameter untersucht. Ein Vorpolieren der Oberfläche sowie ein größerer Stempelradius können die Zugrilligkeit reduzieren, während die Umformgeschwindigkeit keinen signifikanten Einfluss hat. Eine Erhöhung der Überalterungstemperatur verringert die Kaltwalztextur, was das Ridging und das anisotrope Verhalten deutlich mindert.
Adrian Karl-Gustav Rüskamp Reihenfolge der Bücher

- 2019