In ihrem sinnlichen und poetischen Roman 'Mottenkugeln' schildert Alia Mamduch - aus der Sicht eines Mädchens - die Welt der Frauen im Bagdad der fünfziger Jahre. Trotz sozialer und sexueller Unterdrückung lassen sie sich nicht unterkriegen. Huda, die Protagonistin und aufmüpfige Ich-Erzählerin, ist gerade neun Jahre alt, als ihr Vater, ein irakischer Polizeioffizier, ihre aus Syrien stammende, an Tuberkulose erkrankte Mutter verstösst und eine jüngere Frau heiratet. Huda und ihr kleiner Bruder bleiben bei Grossmutter, Tante und Grosstanten zurück. Alle zittern vor dem despotischen Vater, der die Familie regelmässig besucht, nur Huda, 'ein Ausbund an Aufsässigkeit' mit einer 'Haut wie Krokodilleder', wagt es, ihm die Stirn zu bieten. Den Verlust der Mutter überwindet Huda nicht, doch er schärft ihren Blick für die familiären und gesellschaftlichen Ereignisse.
ʿĀlīya Mamdūḥ Bücher


Die Leidenschaft
Roman aus dem Irak
In ihrem kunstvoll komponierten Roman schildert Alia Mamduch die Begegnung von vier Exil-Irakern in England: Mussaab, reich, mächtig und polygam, trifft mit seiner vierten Ehefrau, Widâd, jung, hübsch und unterwürfig, in London ein, wo sie von Mussaabs zweiter Frau Huda und ihrem gemeinsamen Sohn Mâsin, der in England studiert und schon ein halber Europäer geworden ist, erwartet werden. In einer Art Huis-clos-Situation verbringt das Quartett in Mâsins Haus in Cardiff einige Wochen, die immer wieder von den Ereignissen des zweiten Golfkriegs überschattet werden. Die Situation ist explosiv, ist doch die Leidenschaft zwischen Huda und Mussaab aller Kämpfe zum Trotz nie ganz erloschen. Die selbstbewusste und noch immer rebellische Huda hat Mussaab einst seiner zahllosen Affären wegen verlassen und führt längst ein eigenständiges Leben. In den Reflexionen, Erinnerungen und Begegnungen der vier Personen spiegeln sich nicht nur intime Befindlichkeiten, sondern auch mehrere Jahrzehnte irakischer Geschichte. Alia Mamduch hat die verschiedenen Erzählperspektiven subtil und souverän ineinander verflochten. Wie bereits in ihrem Roman „Mottenkugeln“, der im Bagdad der fünfziger Jahre spielt, überzeugt sie auch in diesem Werk durch ihre sinnliche, poetische Sprache.