Leon und Kaj könnten nicht unterschiedlicher sein: Leon ist mit allen Privilegien ausgestattet, alles scheint ihm zuzuflie-gen; Kaj, der wie sein Freund die Freiheit sucht, muss sich alles selbst erarbeiten. Kennengelernt haben sie sich in einer Fabrik, gemeinsam brechen sie auf eine Reise auf, um dem Alltag zu entfliehen. In einer Wüstenstadt, einer Art pervertiertem Las Vegas, angekommen, verschwindet Leon und Kaj taucht tief in eine absurde und grausame Welt ein, in der die Beziehungen der Menschen untereinander ausschließlich von Abhängig-keiten geprägt sind. Schließlich wird Kaj zu Spiderman, aber nicht als gebrochener Held, sondern als eine kostümierte Figur am Straßenrand, die Flugblätter verteilt, um ganz banal am Leben zu bleiben. Im Mittelpunkt des Romans steht die Legende des Spatzen-kaisers, der sich am chinesischen Volk für die Vernichtung aller Spatzen unter der Herrschaft Maos rächen will. Thomas Po-dhostnik nutzt in seinem vierten Buch moderne Mythen, von Comic-Verfilmungen bis zu Netflix-Serien, gleichsam als Folie für die Bühne, auf der sich ein scheinbar unwichtiges Drama abspielt: Der Untergang eines Individuums, das mit seinen Wünschen, Träumen und Ängsten wie ein entbehrliches Insekt erscheint. Podhostniks Sprache ist rau und seinen Figuren körperlich nahe, er schildert eindrücklich, wie das Prinzip toxischer Männlichkeit funktioniert und wie die Starken die Schwachen in dieser Welt behandeln.
Thomas Podhostnik Bücher






Er ist der erste Deutsche seiner Familie; nicht für die Deutschen, aber für seine Eltern – denn das Land, das ihnen so fremd ist, ist seine Heimat: Als in Deutschland geborener Sohn slowenischer Immigranten wird Sivo zum stillen Beobachter der Zersetzung von Identität und wächst in zwei Welten auf, die selbst wiederum in Auflösung begriffen sind. Episodenhaft gebrochen, in klaren Worten und ohne jede Sentimentalität erzählt er vom eigenen Unvermögen, am Leben seines Landes teilzunehmen, und der Enttäuschung seiner Eltern, dass er nicht länger einer der ihren ist. Sivos stetige Loslösung von den eigenen Wurzeln, sein Ehrgeiz beim Beschreiten eigener Wege bedeutet gleichzeitig Schmach für seine Familie, deren Schwächen er damit ungewollt aufdeckt; das erhoffte Glück nicht gefunden, sind sie auf ihrer Suche schon zu weit gegangen, um unbeschadet umkehren zu können.
In "Frame" geht es um einen jungen Kameramann, der von den Bildern einer Unglücksnacht verfolgt wird. Er sucht Orientierung in einem inneren Bilderwald, in dem Erinnerungen und Aufnahmen verschmelzen. Das Buch thematisiert soziale Fragen, Geschlechterverhältnisse und die fragwürdige Rolle des Kameramanns sowie die Beziehung zwischen Motiv und Blick.
Plav spricht mit seinem Daumen, aber er verschließt sich vor der Welt. Plav ist sensibel und hochbegabt, lebt sein Talent aber nur nachts aus, wo er die Stadt auf der Suche nach Fundstücken durchstreift, mit und an denen er wie besessen arbeitet. Er schnitzt Figuren und Marionetten, baut Skulpturen aus Schrott; tagsüber arbeitet er in einer Spritzgussfabrik. Er fühlt sich fremd und empfindet dieses Fremdsein als Schuld. Er ist früh mit seiner Mutter aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland gekommen, nach Westberlin. Ihren schwierigen Sohn empfindet die Mutter zunehmend als Störung und Belastung. Als sie eine Beziehung zu einem deutschen Mann eingeht, eskaliert die Situation. Thomas Podhostnik nimmt sich auch in seinem zweiten Roman dem Thema der örtlichen und sprachlichen Fremdheit an, der vermeintlichen Schuld, die daraus erwächst. In einer dem Film und der Malerei entlehnten, komprimierten Bildsprache reiht er auf drei Textebenen Szenensplitter aneinander, die das poetische Abbild eines Helden zeigen, den die Verzweiflung zur Provokation treibt, ein grausames Echolot, seine Gefängnismauern abzutasten: Wie viel kann sich der Fremde unter den Menschen erlauben, bevor er ausgestoßen wird?
Es ist ein wortkarger, namenloser Jüngling, der hier aus seinem Land, das er hasst, geflohen ist. Das verhasste Land ist Deutschland und der Fluchtort ist Kuba, wo sich „der Blonde“ in einer aussichtslosen Freundschaft zu dem jungen, intellektuellen Kubaner Yanez verstrickt, welcher maßlos für Deutschland schwärmt. Für ein Deutschland, das es so jedoch niemals gegeben hat, ein Deutschland, das aus den Gedankenwelten eines Thomas Mann, eines Hegel, Heidegger und Kant besteht. Der aus dem Sehnsuchtsort Gekommene ist Yanez’ Ideal, das zwangsläufig zerbrechen muss. Schließlich ist er nicht einmal ein richtiger Deutscher. Und auch der Fluchtort ist für den „falschen Deutschen“ kein gelobtes Land: Die einen werden eingeschlossen, die anderen aus, mein Freund. ein unaufhaltsamer Abstieg beginnt. In seinem dritten Roman Der falsche Deutsche erzählt Thomas Podhostnik in schnellen Schnitten und innerhalb einer radikalen Dramaturgie von Freundschaft und dem Scheitern von Freundschaft, von kulturellen und sozialen Differenzen, von Identität, Rassismus und Vorurteilen, von Deutschland und Kuba, von uns und den Anderen.
„Ein anderer Däne“ sind fünf Texte, die zwischen Märchen und Kurzgeschichte changieren, alle mit surrealen und kafkaesken Momenten, hat Thomas Podhostnik dem Literatur Quickie Verlag geschrieben. Wollte er uns damit vor seinen Texten warnen? Wir wissen es nicht. Wir haben Sie trotzdem alle gelesen und wussten sofort, beste Lektüre für alle Leser, muss man verlegen.