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Leonid I. Dobyc in

    Leonid Dobychin war ein russischer Prosaautor, dessen Werk sich durch lyrischen „Antipsychologismus“ und ein starkes Streben nach Einfachheit und lakonischem Stil auszeichnete. In seinen Erzählungen und Romanen schilderte er den Zusammenprall der alten Welt mit der neuen sowjetischen Realität, oft mit ironischer Distanz. Sein experimenteller Ansatz und seine Fokussierung auf den „Jedermann“ unterschieden ihn von den literarischen Strömungen seiner Zeit und führten zu Missverständnissen. Heute gilt er als Meister der prägnanten Erzählweise, der es verstand, trotz seiner Kürze komplexe menschliche Situationen und Gefühle meisterhaft darzustellen.

    Die Erzählungen
    Die Stadt N.
    Im Gouvernement S.
    • Von den Tagen des Ersten Weltkriegs über die Wirren des Bürgerkriegs bis in die Zeit der beginnenden "Sowjetisierung" spannt sich der zeitliche Bogen von Dobycins Skizzenroman. Er verfolgt den Prozeß einer schleichenden Verödung und Versteppung, die allmähliche Selbstauflösung einer Familie, einer Gesellschaft, in Elend und Gleichgültigkeit. Surka, der "Held" der Geschichte, treibt davon in die Verwahrlosung, in die äußere und innere. Er will Räuber werden. Ist doch klar, da doch so viele Verbrecher werden in den Jahren, als ganz Europa unter die Räuber viel.

      Im Gouvernement S.
    • 1987 wurde Joseph Brodsky, frisch gekürter Nobelpreisträger für Literatur, von Studenten nach dem bedeutendsten russischen Prosaschriftsteller des XX. Jahrhunderts gefragt. Nach kurzem Zögern nannte er Leonid Dobyčin, einen Autor, der in Russland kaum bekannt war. Brodsky schätzte an Dobyčin die „Gogolsche Kraft“, das „geschärfte Gefühl für die Semantik“, die „Proustsche Aufmerksamkeit für das Detail“ und eine „starke Joycesche Note“. Diese Merkmale sind besonders in Dobyčins Roman „Die Stadt N.“ (1935) zu erkennen, der das Leben in der Provinz beschreibt, wo „nichts geschieht“. Die hier versammelten Erzählungen Dobyčins, die zwischen 1924 und 1930 in Leningrad veröffentlicht wurden, repräsentieren seinen erzählerischen Stil, obwohl er sich theoretisch nie geäußert hat. Dobyčins Stil ist von Puskins Diktum über „Genauigkeit und Kürze“ und Čechovs Forderung nach „äußerster Kürze“ geprägt. Er reduziert die Erzählungen auf das Minimum und lässt die Rolle des Erzählers weitgehend entfallen. Stattdessen wird sie von einer imaginären, objektiven Filmkamera übernommen, die „treffende Details“ mit moderner Montage präsentiert. In der westrussischen Kleinstadt Brjansk nach der Revolution geschieht „nichts“, doch dieses „Nichts“ entfaltet bei Dobyčin eine ungeheure Dichte und Konzentration, die die Prosaminiatur an die Grenze zum epischen und lyrischen Gedicht rückt.

      Die Erzählungen