Amélie Nothomb
9. Juli 1966
Auch bekannt als: Amélie Nothomb
Amélie Nothomb alias Fabienne Claire Nothomb (* 9. Juli 1966 in Etterbeek, Brüssel oder 13. August 1967 in Kōbe, Japan) ist eine belgische Schriftstellerin französischer Sprache.
Nothomb stammt aus einer großbürgerlichen, in den Adelstand erhobenen, frankophonen belgischen Politikerfamilie. Sie verbrachte als Tochter des belgischen Diplomaten Baron Patrick Nothomb ihre ersten fünf Lebensjahre in Japan. Nach weiteren durch den Beruf des Vaters bedingten langjährigen Aufenthalten in China, New York, Burma und Laos kam sie im Alter von 17 Jahren erstmals nach Europa. Sie studierte Romanistik an der Université Libre de Bruxelles. Nach dem Abschluss kehrte sie nach Tokio zurück und arbeitete in einem Großunternehmen. Die Erfahrungen dieser Zeit dienten ihr später als Grundlage für ihren Roman Mit Staunen und Zittern (1999). 1992 kehrte Nothomb nach Belgien zurück und veröffentlichte ihr erstes Buch Die Reinheit des Mörders. Bereits mit diesem Erstlingswerk begann ihre Erfolgskarriere als Schriftstellerin, der sie sich fortan hauptberuflich widmen konnte. Sie veröffentlicht jährlich einen Roman. Von den bis 2009 erschienenen 17 Werken hatten fünf autobiografischen Charakter, in denen eine Identität von Autorin, Erzählerin und Protagonistin gegeben scheint. Sie schreibt aber auch ihrem Erstlingswerk, in dem das Mädchen Léopoldine die ersten Anzeichen der Pubertät mit Magersucht zu unterdrücken sucht, autobiografische Züge zu. An der autobiografischen Glaubwürdigkeit Nothombs darf der Leser allerdings zweifeln. Ihre bevorzugte Schreibform ist der Dialog, in dem das Gegenüber übertrumpft und gedemütigt werden soll, bis es auf dem Boden kriecht, wie schon der Protagonist Prétextat Tach in Die Reinheit des Mörders. Ob in diesem Dualismus das Tugendhafte und Schöne über das Schändliche und Hässliche siegt, ist allerdings am Ende nicht ausgemacht, die Journalistin Nina wird zur Mörderin Tachs, in Reality Show beendet die Böse, nicht die Tugendhafte, die mörderische Schau. In ihrem 2019 erschienenen Roman Die Passion lässt sie Jesus Christus persönlich am Tag vor seiner Kreuzigung einen Monolog halten. Ihr mit dem Prix Renaudot 2021 und dem Premio Strega Europeo 2022 ausgezeichneter Roman Premier sang (Verlag Albin Michel) beschreibt inhaltlich die fiktiven Erinnerungen des 2020 verstorbenen Vaters der Schriftstellerin.