Frei und spielerisch, tänzelnd poetisch und voll eigenwilliger Kraft: Joshua Groß ist auf verstörende Art gegenwärtig und macht sich auf den Weg zu einer tiefen, zu einer wahrhaften Erzählung. Sprachbewusst und ernsthaft, voller Humor und mit der geschliffenen Präzision schräger Bilder entwirft Joshua Groß ein literarisches Spiegelkabinett. Nürnberg, Elektroluchs oder Bergamo sind die ganz realen Ausgangspunkte kaleidoskopischer Welten und Geschichten, die immer wieder verblüffende Wendungen nehmen: Der Wrestler Alchemist Teaz verschwindet, verschickt aber noch weiterhin bedeutsame Nachrichten, die rätselhafte Professorin Kemander entdeckt ihre Faszination für einen uralten Baum, und auch Jellyfish P aus Flexen in Miami schreibt sich mit seinem Twitterfeed in diese Geschichten ein. Die Rapper A$AP Rocky und Lil Wayne treten auf, Werner Herzog und Maggie Nelson werden befragt, Donna Haraway und Marcus Steinweg geben Rat und spenden Trost. Mit ihnen denkt Joshua, der zugleich Autor, Erzähler und Figur ist, notiert und erfindet. So entstehen Erzählungen und Essays, die in einer unbändigen Lust an der Gegenwart einen ganz eigenen Sinn für Realität hervorbringen: gegen Selbstaufgabe, gegen Heuchelei – und für ein unbedingtes Schreiben, vorangetrieben von Humor und Tiefgang, bis zur Entgrenzung.
Joshua Groß Bücher
Joshua Groß befasst sich in seinem Schreiben mit den komplexen Beziehungen zwischen Sprache, Politik und Ethik. Seine Prosa ist prägnant und deckt verborgene Mechanismen auf, die unser Denken und unsere Gesellschaft prägen. Durch literarische Analyse und einen philosophischen Ansatz untersucht er, wie Textkulturen unsere Weltsicht beeinflussen. Seine Werke bieten tiefe Einblicke in gegenwärtige gesellschaftliche und philosophische Fragestellungen.






Auf der Bergiselschanze in der Tiroler Wintersportmetropole Innsbruck lernen der Erzähler Joshua und seine Partnerin Lisa im Frühsommer den sechzehnjährigen Michael Stiening kennen, ein österreichisches Skisprungtalent, das sich auf die neue Saison und seinen Angriff auf die Weltspitze vorbereitet. In den Trainingsmethoden seiner älteren Schwester Johanna finden Gravitation, Eingebundensein und Selbstkonfrontation zusammen. Als Joshua und Lisa in die Ferienwohnung im Haus der Geschwister einziehen, entsteht eine Gemeinschaft auf Zeit, zu der unerwartet noch Joshuas exzentrische, aber fürsorgliche Oma Suzet und für einige Wochen auch noch die kleine Tilde dazustoßen. Und so beginnt in diesem heißen Sommer an diesem beinahe unwirklichen Ort nahe den Sümpfen, wo Aloe Vera in den Alpen wächst, für alle eine Reise der Selbstwerdung. Prana Extrem ist ein Versuch, die sich überstürzend verändernde Welt vielschichtig abzubilden; es ist das Wagnis, durch Liebe, Aufmerksamkeit und Humor Raum für ein anderes Miteinander entstehen zu lassen; ein Buch, das vom Gelingen tiefer Verbundenheit erzählt, und ein Ort, der für die Dauer der Lektüre als magisch erhabener Gegenraum zu unserer Wirklichkeit entsteht.
In "Plasmatropfen" verfolgt die Malerin Helen mit übernatürlichen Kräften, wie ihre gestohlenen Bilder sie zurück in ihre Heimat Egio führen. Während sie sich künstlerisch entfaltet, untersucht ihr Partner Lenell die tektonischen Bruchstellen der Welt. Die Geschichte thematisiert persönliche Erfüllung und den Einsatz von Kräften in einer surrealen Realität.
In "Flexen in Miami" von Joshua Groß wird der Erzähler Joshua nach Miami eingeladen, wo er in einem futuristischen Apartment lebt. Bei einem NBA-Spiel trifft er die Meeresbiologin Claire, die ihm offenbart, dass sie schwanger ist. Der Roman beleuchtet die Fragen von Identität und menschlicher Verbindung in einer digitalen Welt.
Ein eigenmächtiges Spaceshuttle, bewohnt von Tigern, fliegt durch das Universum. Diese Tiger leben in luxuriösen Bedingungen, wissen jedoch nicht, was den Kurs des Raumschiffs bestimmt. Sie stehen vor Rätseln: Wie gehen sie mit ihrer Ideenlosigkeit um? Welche Entscheidungen treffen sie? Und warum verliert das Shuttle scheinbar willkürlich Teile von sich? In diesem Science-Fiction-Märchen von Joshua Groß, bekannt für seinen Roman »Prana Extrem«, vermischen sich Dekadenz und Gefahr, Landschaften und Träume, Verluste und mögliche Zukünfte. Die singende Tigerin Raja und ihr Bodyguard Gongor erleben Abenteuer, treffen andere Tiger, spielen Curling und essen in vollautomatisierten Garküchen. Sie bestehen Kämpfe und warten auf das nächste Ereignis einer Neon-Nova. Die Tusche-Malereien von Sebastian Tröger fangen diese Atmosphäre ein: universumskaltes Blau bildet den Grundton abstrakter und konkreter Versuche, den Fluktuationen literarischer Fantasie nachzuspüren. Tiger, Torbögen, Galaxien und geometrische Figuren schaffen eine Welt, in der Kunst statt Verzweiflung dominiert. Alles formt sich, transformiert sich und löst sich auf. Eine Geschichte über Weltraumtiger, Verwerfungszonen und die Veränderungen des Lebens, die eine frappierende Verbindung zu unserer eigenen Welt herstellt.
Faunenschnitt
Joshua Groß / Hannah Gebauer
With his debut novel “Der Trost von Telefonzellen” (“The Solace of Telephone Booths”), Joshua Groß burst onto the scene to the delight of many readers. “Magische Rosinen” (“Magical Raisins”), his second book, has already won several prizes (including the Bavarian Prize for the Promotion of Fine Arts and the Wolfram von Eschenbach Promotional Prize, both in 2014). Not surprisingly, in his new novel Joshua Groß once again recounts an extraordinary and magnificently highly-charged story. “Faunenschnitt” (“Mass Extinction”) is set in Austria’s Salzkammergut region in high summer and tells the story of a Nazi secret and a snappy moray eel, of postmodern sadness and a crashed glider, of the psychiatric treatment of Thomas Middelhoff, of Dalí sculptures and a dog fed on vegan food, of the rosy glow of the mountains at sunset, and of friendship, love, and paranoia. “Faunenschnitt” outlines one young person’s quest for meaning in a world marked by violence, of brave defiance and sly intervention. A fast-paced novel accompanied by the interplay of color and light in Hannah Gebauer’s photographs, by images that leave room for secrecy and discovery.
»Der Trost von Telefonzellen« vereint den Debutroman von Joshua Groß mit Fotografien von Philippe Gerlach und thematisiert Freundschaft, Liebe, Identitätssuche und Zweifel an der Erwachsenenwelt. An einem heißen Junitag brechen Emil Mino und Luca Tasso aus ihrem Alltag aus und entwickeln sich von Studenten zu Kleinunternehmern und Gründern eines Musikfestivals. Lucas Liebeskummer führt zur Eröffnung eines Bücherverkaufs an einer abgelegenen Landstraße, was nicht nur ihr Leben, sondern auch das ihrer Umgebung durcheinanderbringt und eine Kette von chaotischen Ereignissen in einem Ort namens Flashcity auslöst. Großs Text enthält Anspielungen auf Pop-Kultur, B-Movies der 70er und den Magischen Realismus, insbesondere auf Richard Brautigan, einen fast vergessenen Vertreter des amerikanischen Undergrounds. Gerlachs Fotografien dokumentieren das Lebensgefühl der jungen Generation und fangen besondere Momente ein, die oft nur in Sekundenbruchteilen sichtbar werden. Sein Ansatz zielt nicht auf traditionelle Schönheit, sondern auf die Wahrheit des Augenblicks. Die Verbindung zwischen Großs Text und Gerlachs Bildern eröffnet überraschende Perspektiven auf die Realität und reflektiert das diffuse Chaos unserer Zeit, stets begleitet von mystischer Lakonie und rebellischer Ironie.
