Tor Ulven Bücher
Tor Ulven war ein norwegischer Dichter, der als eine bedeutende Stimme der Nachkriegszeit gilt. Seine frühen, vom Surrealismus beeinflussten Werke entwickelten sich zu einem eigenständigeren Stil, der sich in seinen späteren Jahren der Prosa zuwandte. Seine Lyrik zeichnet sich durch evokative Sprache und die Auseinandersetzung mit existenziellen Themen aus und festigt seine Bedeutung in der norwegischen Literatur.



Ablösung
Roman
In seinem einzigen Roman erschafft Tor Ulven fünfzehn Figuren, die sich befinden in unterschiedlichen Lebensphasen befinden, von der Kindheit bis ins Greisenalter. Sie haben den Moment des Innehaltens und Stillstands erreicht und verfolgen eine »private Utopie«, sehnen sich nach etwas Unerreichbarem. Die Figuren erinnern, träumen oder malen sich in Selbstgesprächen aus, was aus ihrem Leben hätte werden können oder was ihnen für ein glückliches Leben fehlt. Und so sind es die Abwesenheiten, die ihre Gedanken dominieren: eine geliebte Frau, ein vermisster Hund, Geld oder Gesundheit. Die individuellen Schicksale gleichen stillen Variationen von Sehnsüchten und Ängsten, Trauer und Verlust. Ulven gestaltet einen Erzählreigen um die fünfzehn Protagonisten und deren unscheinbare Ablösungen. Die Wechsel von Figur zu Figur sind flackernd, leuchtend oder geschehen im Dunkel. »Alle Übergänge in dem Buch werden dadurch markiert, dass eine Lichtquelle in eine andere übergeht oder erlischt«, so beschrieb es der Norweger in einem seiner seltenen Interviews.
Ungerührt und mit einigem Witz eroberte der Norweger Tor Ulven der Literatur wieder eine Erkenntniskraft, die sie auf ihrem Weg in die Unterhaltungsbranche im allgemeinen verloren hat; existenzieller Ernst, eine beinah wütende Aversion gegen falsche Tröstungen jeder Art und eine vitale sprachliche Unverbrauchtheit machten ihn zu einem der großen dichterischen Erneuerer des Jahrhunderts. Ulven war ein Meister der knappen Erzählformen, er hinterließ nur einen einzigen, kurzen Roman. Sein Thema war die Zumutung des Todes, der Sterblichkeit, das so kurze Aufblitzen des menschlichen Individuums in der Geschichte, das so viel längere Leben und Überleben der Dinge, die er mit Empathie und großem Interesse schildert, als handelte es sich bereits um Fossilien. Seinen Stil beschrieb er als 'eine glühende Sprache unter kaltem, feuerfestem Glas. Es geht darum, gleichzeitig zu denken und zu schreien, ein bisschen pathetisch ausgedrückt.' Das allgemein Unmenschliche enthält nicht nur die beiden Einzelbände mit Ulvens kurzer Prosa, 1991 und 1995 (posthum) veröffentlicht, sondern auch ein ausführliches, langes Gespräch mit dem Autor – das einzige Interview, das er gab und das eine hervorragende Einführung in sein Werk darstellt.