Eine seltene Sache in der Poesie: der Autor kontinuiert eine lebendige Inspiration von 2015 (»Zum Verwischen, zum Auslöschen«) und provoziert sie zugleich, um in »Der Canyon glüht, bleckt die Zähne« (Engelsdorfer Verlag 2018) noch kreativer zu werden. Er kehrt zurück zu denselben Nationalparks in den USA, besucht aber auch andere, um seine Vision mit ihnen zu konfrontieren. In jedem Gedicht prüft er die Realität der Inspiration und ergründet, woher die Vision stammt, in welcher diese großartigen Naturwunder mit dem Schicksal der Indianer und dem der unbeugsamen polnischen Verfemten Soldaten korrespondieren, die nach dem Zweiten Weltkrieg gegen die bolschewistische Okkupation Polens kåmpften. Ergibt sich eine solche Vision aus subjektiver Überempfindlichkeit oder berührt sie auf realen Grundlagen? Und wenn beides, dann in welchen Proportionen? Auf dem Weg zur poetischen Beantwortung dieser Fragen wirkt der Grand Canyon erleuchtend, bleckt die Zähne und offenbart sein Verschwinden. Aber er könnte auch ein herrlicher indianischer Federschmuck sein oder ein Bett in der Hochzeitsnacht. Ganz verschiedene Welten – nur einen Schritt voneinander entfernt. Beide Bände enthalten Fotos von dort, damit der Leser diese Vision nachvollziehen und einschätzen kann, welche Bedeutung sie in kognitiver, lebensbejahender und bewertender Hinsicht hat.
Artur Chlewin ski Reihenfolge der Bücher






- 2018
- 2015
Wenn mein Land fremde Proportionen als Selbstverständlichkeit annimmt – zersplittert Stahl an einem Baum. Und wenn mein Land weder die Ehre der Gefallenen verteidigt noch ihre Körper vor der Schändung bewahrt, wie sollte sich in der Dichtung dann nicht die Frage nach der Identität stellen? Ich prüfe in mir selbst den Verlauf der Versteigerung der Seele mit ihren in den Schlamm getretenen Flügeln – wieder am teuersten und von uns zu bezahlen. Jeder konnte die Kraft sehen, die das Leben beschleunigt, was bemerkt wird erst mit den Relikten von etwas Großem – Und wer das nicht sieht, hat auch das Blau nur aus zweiter Hand.