Rom ohne Papst
Römische Berichte vom Ende des zwanzigsten Jahrhunderts
Guido Morselli war ein italienischer Schriftsteller, dessen Werke sich durch tiefgründige philosophische Auseinandersetzungen und einen unverwechselbaren Stil auszeichnen. Obwohl er zu Lebzeiten wenig veröffentlichte, fanden seine posthum veröffentlichten Romane große Anerkennung. Morsellis Schriften befassen sich häufig mit Themen wie Einsamkeit, Identität und der Suche nach Sinn im Dasein. Seine einzigartige literarische Stimme und sein scharfer Blick auf die menschliche Verfassung machen ihn zu einem Autor, der entdeckt werden sollte.






Römische Berichte vom Ende des zwanzigsten Jahrhunderts
Am 2. Juni um 2 Uhr morgens verschwindet die gesamte Menschheit, lautlos und ohne Spuren zu hinterlassen. Zurück bleiben die Sachen und die Tiere, die sich schon bald mit wachsender Furchtlosigkeit hervorwagen, um die Erde wieder in ihren Besitz zu nehmen. Übriggeblieben ist außerdem: ein einziger Mensch, ein Einzelgänger, der mit der Welt nicht zurechtkam und sich in ebendieser Nacht das Leben nehmen wollte. In einer paradoxen Umkehrung wird der verhinderte Selbstmörder nun zum einzigen Repräsentanten menschlichen Lebens, zur Menschheit schlechthin. Offen bleibt dabei die Frage, ob er, der einzig verschont Gebliebene, ein Auserwählter oder ein Verdammter ist. Geschrieben kurz vor dem Freitod des Autors, ist Dissipatio ein visionäres Porträt unserer heutigen Zeit, ein philosophisches Vermächtnis und das Testament eines großen italienischen Solitärs.
Der Roman erzählt die Geschichte einer Tochter, die ihre ganze Liebesfähigkeit auf den Vater konzentriert, und dieses Vaters, der seine Zuneigung der Tochter immer deutlicher entzieht. Nach elfjähriger Trennung verbringen sie den ersten gemeinsamen Urlaub, durch die engen Verhältnisse zweier ineinandergehender Hotelzimmer ständig aufeinander angewiesen. Seit dem frühen Unfalltod ihrer Mutter ist Mimmina im Internat zur Gefangenen einer in langer Einsamkeit geschaffenen Phantasiewelt geworden. Ihrem Vater will sie Mutter, Tochter, Frau und Geliebte sein, ihn bewundert sie, erlebt ihren Körper für die Augen ihres Vaters, drängt sich zu ihm ins Bett. An ihrem Vater, einem radikalen Individualisten, der sich auf seine moralische und intellektuelle Autarkie einiges zugute hält, zerbricht Mimminas sich selbst verneinende Liebe, wird Sie ihr zur Tragödie. Als sie die Vergeblichkeit ihres Kampfes um die Liebe ihres Vaters endlich begreift, gibt sie sich den Tod.
"Licht am Ende des Tunnels" von Morselli ist keine Utopie, sondern eine Alternativ-Realität. Morselli zeigt, dass ein heimlicher Alpentunnel 1916 einen erfolgreichen Überraschungsangriff der Österreicher gegen Italien ermöglicht hätte. Dies hätte den Ersten Weltkrieg zugunsten Deutschlands entschieden und eine sozialdemokratische westeuropäische Gemeinschaft hervorgebracht.