Typographische Kultur
Eine zeichentheoretische und kulturgeschichtliche Studie zur Typographie und ihrer Entwicklung
Der Entwurf der Zeichentheorie von Typographie nutzt zentrale Elemente der Semiotik von Peirce und Eco, um verschiedene Semantisierungsprozesse bei der Wahrnehmung und Deutung von Typographie zu analysieren. Die Systematisierung typographischer Gestaltungsmittel umfasst Mündlichkeitsmerkmale, die gesprochene Sprache typographisch repräsentieren, sowie typographische Dispositive, die Muster der Textgliederung wie Lyrik und Dramatik darstellen. Im historischen Teil wird die Kontroverse um Fraktur und Antiqua anhand historischer Quellen diskursanalytisch untersucht. In der Goethezeit wird der Schriftstreit im Kontext der klassischen Werkästhetik und der Kanonisierung deutscher Nationalliteratur betrachtet. Im Übergang vom Kaiserreich zum Dritten Reich wird die Debatte ideologisch aufgeladen und zur nationalen Frage stilisiert, was die machtpolitische Funktionalisierung der Schriftfrage durch die Nazis erklärt. Der abschließende Teil behandelt typographische Innovationen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die aus dem Zusammenspiel von Gebrauchstypographie in Presse und Werbung sowie der Kunsttypographie der Avantgarden hervorgehen. Es wird aufgezeigt, wie Werbung als Motor typographischer Neuerungen fungiert und die Visualisierung sprachlicher Kommunikation fördert. Die Textexperimente des Dadaismus werden in Bezug auf ihre Grundlagen in der Gebrauchstypographie analysiert, und die Entwicklung von Typographie als sprachunabhängige Bi
