Die Dialoge in diesem Werk kombinieren Dichtung, Theologie und Philosophie und reflektieren über die Suche nach Wahrheit im Kontext des christlichen Glaubens. Historische Figuren der Kirchengeschichte, darunter Schleiermacher und Hildegard von Bingen, diskutieren die Hauptfeste des Kirchenjahres und deren Bedeutung. Dabei wird nicht nur der Inhalt, sondern auch die Art der Kommunikation als Schlüssel zum Verständnis hervorgehoben. Ein aphoristischer Anhang ergänzt die tiefgründigen Gespräche und regt zum Nachdenken an.
Frank Lilie Bücher






Brücken symbolisieren nicht nur physische Verbindungen, sondern auch tiefgreifende Transformationen in unserem Leben und Denken. Sie helfen, Ängste vor Grenzen und dem Unbekannten zu überwinden, indem sie einen Raum schaffen, in dem Wandel und Begegnung möglich sind. In Kunst und Religion wird die Brücke als wichtiges Motiv genutzt, um die Furcht vor dem Endgültigen zu mildern und den Dialog zwischen unterschiedlichen Welten zu fördern. Dieses Buch beleuchtet die tiefere Bedeutung von Brücken und ihre Fähigkeit, unsere Perspektiven zu verändern.
Passion: Lectio
Gottesdienstliche Lesungen und die neue Perikopenordnung
Der Glaube bewegt den Menschen als Ganzen, mit Kopf, Herz und Hand. Das macht auch den Blick frei für die Rolle der Emotionen und Affekte auf dem Weg des Glaubens. Gegenüber "protestantisch"-nüchterner Auskühlung des Glaubens steht dann auch spiegelbildlich die affektive Aufladung in den Erneuerungsbewegungen vom Pietismus bis zum charismatischen Aufbruch. Das Osterlachen und die Gabe der Tränen in der ostkirchlichen Spiritualität weisen auf Grundzüge des Evangeliums hin. Schmerz und Weinen über Verlorenheit und Sünde; Freude und Jubel dagegen, wenn ein Mensch gerettet und frei wird. Hat Jesus eigentlich gelacht? Wir wissen es nicht. Aber dass Jesus die "Augen über gingen", als er seinen toten Freund Lazarus sah, wird in Johannes 11 bezeugt. Starke Emotionen, Lachen und Weinen, sind also mit der Glaubenserfahrung auf das engste verbunden. Nur wo Glaube blass geworden ist, bleiben Lachen und Weinen aus. Das Heft soll den Spuren der Emotionen durch die Geschichte folgen und Mut machen, auch gegenwärtig vor Gott zu lachen und zu weinen.
"Tief vom Leben verwundete Menschen haben alle Heiterkeit verdächtigt, als ob sie immer kindlich und kindisch sei und eine Unvernunft verrate, bei deren Anblick man nur Erbarmen und Rührung empfinden könne." So warnte einst Friedrich Nietzsche. Kann dann das Lachen etwas mit dem Glauben zu tun haben? Immerhin will er sich ja auch und gerade den vom Leben Verwundeten zuwenden. Und das Weinen? Welchen Platz hat das Weinen in der Religion? Lachen und Weinen zeigen den Menschen nicht so, wie er sich anderen vorweisen und sich selbst sehen möchte, sondern sind Ausdruck seiner Un-Beherrschtheit. Und gerade darin offenbaren sie unsere Sehnsucht nach einer ursprünglichen Ganzheit, deren Verlust wir betrauern. Sie sagen etwas über die Bedingungen unseres Menschseins. Weinen und Lachen führen bis dicht an den Himmel heran.
"Hat er was rausgekriegt?" Als der Weise Laotse in die Emigration ging, ritt er auf seinem Ochsen bis an die Grenze des chinesischen Reiches. Dort wurde er von einem Zöllner aufgehalten und gefragt, ob er Kostbarkeiten zu verzollen habe. "Keine", antwortete der Weise. Und sein Begleiter fügte hinzu: "Er hat gelehrt." Wer lehrt, hat keine großen Besitztümer bei sich. Und seine Konterbande trägt er im Kopf und im Herzen. In einem Gedicht Brechts fragt der Zöllner nach: "Hat er was rausgekriegt?" Darum soll es auch in den Beiträgen dieses Bandes gehen, zu sehen, ob man was rauskriegen kann. Wie weise die Antworten sind, steht dahin, es sind Versuche. In verschiedenen Aufsätzen und Betrachtungen geht es um den Glauben selbst als eine Grundbefindlichkeit. Eine solche Befindlichkeit ist freilich nur dann Grund, wenn sie einen Gegenstand besitzt. Glaube verdankt sich einem Gegenüber. Und christlicher Glaube ist Glaube von Jesus als dem Christus her.
Die Berneuchener stellten Ende der 1920er Jahren ihre Vision für die Erneuerung von Kirche und Gesellschaft unter das Leitbild des Erzengels Michael - der dann zum Namensgeber der Evangelischen Michaelsbruderschaft wurde. Mit der Aufnahme von Sprachmustern der biblischen Apokalyptik verband sich auch die Bemühung um einen Realismus in geistlichem Leben und Theologie, der die Weite eines biblischen und altkirchlichen Wirklichkeitsverständnisses wieder gewinnen wollte. Die Kirche erwartet, mit den Worten des Nicänum, das Leben der kommenden Welt. Die Beiträge des Heftes wollen den Raum dieser Erwartung beschreiben und in Beziehung setzen einerseits zu gegenwärtigen Formen von Erwartung und andererseits zu den geistlichen Erfahrungen von Präsenz, von Gegenwart des Erwarteten.
Der 500. Jahrestag des Beginns der Wittenberger Reformation ist zugleich eine bedeutende Wegmarke der Selbstbesinnung und Selbstverständigung der evangelischen Kirche wie ein in Deutschland breit wahrgenommenes gesamtgesellschaftliches Ereignis. Die Reformation selbst steht im Streit der Deutungen. Die wesentliche Bruchlinie verläuft wohl zwischen denjenigen, die Luther als die Gestalt des Aufbruchs in eine pluralistische Moderne verstehen möchten und denjenigen, die gegen eher identifizierende und affirmative Lesarten der Reformation die tiefe Fremdheit und die historische Distanz betonen. Die Beiträge des Heftes bieten Erkundungen der Reformation an, die ebenso an der Katholizität der Kirche wie an den Grundlagen geistlicher Erfahrung orientiert sind. Eine Reihe von Beiträgen bringt die besondere Perspektive der Evangelischen Michaelsbruderschaft und der Autoren aus dem Raum der Berneuchener Bewegung zur Geltung und verbindet damit die Erwartung, dass sich im Raum einer ökumenisch ausgerichteten evangelischen Gemeinschaft besondere Facetten der Interpretation reformatorischer Frömmigkeit und Theologie gewinnen lassen, die sich der Alternative von modernisierender Entschärfung und historisierender Verfremdung nicht fügen.