ZeitRäume versammelt jährlich eine Auswahl von zeitgeschichtlichen Analysen, die am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam (ZZF) vorgestellt wurden oder aus der Arbeit des Instituts entstanden sind. Die Zusammenstellung hat nicht den Anspruch, die am ZZF betriebenen Forschungen repräsentativ zu spiegeln. Aber sie vermittelt einen Eindruck von der Vielfalt und Vielgestalt der Wege, die zum Verständnis unserer zugleich so nahen und so fernen Zeitgeschichte im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert beitragen.
Frank Bösch Bücher
Frank Bösch ist ein deutscher Historiker und Autor, dessen Werk sich mit den Komplexitäten der modernen Geschichte auseinandersetzt. Er untersucht kritisch gesellschaftliche und politische Prozesse und bietet den Lesern ein differenziertes Verständnis der Vergangenheit. Als Professor für Neuere Geschichte an der Universität Potsdam bringt Bösch akademische Strenge in seine Forschungen ein. Seine Analysen sind unerlässlich für das Verständnis der Entwicklung der Gegenwart.






Europabilder im 20. Jahrhundert
- 304 Seiten
- 11 Lesestunden
Vorstellungen von Europa seit 1900 - erklärt aus der Begegnung mit den Rändern des Kontinents. »Europa« zählt zu den Schlüsselbegriffen des 20. Jahrhunderts. Was jeweils darunter verstanden wurde, wandelte sich jedoch fortlaufend. Auf welche Weise Vorstellungen über Europa in unterschiedlichen Ländern aufkamen wird in diesem Band untersucht. Dabei wird deutlich, dass das europäische Bewusstsein im hohen Maße durch die Auseinandersetzung mit den Rändern des Kontinents geprägt wurde. Entsprechend stehen die Wahrnehmung der Länder im Norden, Osten und Süden des Kontinents, aber auch die Begegnung mit den USA und den Kolonien im Vordergrund. Im Unterschied zu klassischen Darstellungen, die vor allem die Einigung Westeuropas nach 1945 oder ideengeschichtliche Entwürfe im Fokus haben, entsteht auf diese Weise ein deutlich anderes Bild. So lassen sich bereits im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts vielfältige Europa-Entwürfe jenseits der Politik und von Gelehrtenkonzepten nachweisen. Durch seine kulturhistorische Perspektive zeigt der Band zudem, wie durch öffentliche Diskurse und gesellschaftliche Praktiken vielfältige und weit verbreitete Vorstellungen von dem »Europäischen« aufgebracht und angeeignet wurden - sei es durch Medien, Begegnungen, Vereinstätigkeiten oder Reisen.
Die Innenministerien in Bonn und Ost-Berlin trugen maßgeblich zum Aufbau und zur Konsolidierung der Bundesrepublik und der DDR bei. Wie und mit welchem Personal dies nach dem Nationalsozialismus geschah, zeigt eine Forschungsgruppe unter Leitung von Frank Bösch und Andreas Wirsching anhand von bisher unbekannten Archivakten. Die Autorinnen und Autoren verdeutlichen, welche politischen Folgen die jeweiligen Prägungen der Mitarbeiter hatten und wie sich die Verwaltungskultur in Ost und West veränderte. Im Bundesinnenministerium, so wird differenziert belegt, stammte die Mehrheit der Beamten aus der Bürokratie des Nationalsozialismus. Viele verschwiegen ihre Vergangenheit, die kaum überprüft wurde. Sie passten sich in die Demokratie ein, aber oftmals bestanden autoritäre Denkmuster fort, die sich in politischen Entscheidungen niederschlugen. Im Ministerium des Innern der DDR übernahmen ältere Kommunisten und junge Kader die Leitung, doch einzelne Expertenbereiche wiesen auch hier Kontinuitäten auf. Die Innenministerien in Ost und West beobachteten und beeinflussten dabei auch wechselseitig den Umgang mit der NS-Vergangenheit. Als Forschungsteam verfasst von Frank Bösch, Martin Diebel, Frieder Günther, Lutz Kreller, Franziska Kuschel, Stefanie Palm, Maren Richter, Dominik Rigoll, Irina Stange und Andreas Wirsching.
Public history
- 290 Seiten
- 11 Lesestunden
Geschichte wird nicht nur von Historikern geschrieben. Vielmehr konkurrieren diese gerade beim Thema Nationalsozialismus mit zahlreichen anderen Deutungsinstanzen, die Vorstellungen von der Vergangenheit prägen. Dazu gehören Zeitungs-, Radio- und Fernsehjournalisten, Verleger und Lektoren, Museen und Gedenkstätten, Schriftsteller und Staatsanwälte, aber auch Tatbeteiligte und Opfer. Die Autorinnen und Autoren des Bandes zeigen, wie die »Public History« das Bild des Nationalsozialismus in den verschiedenen Phasen der Bundesrepublik thematisierte und in welchen Beziehungen sie zur universitären Zeitgeschichtsforschung stand. Deutlich wird, dass öffentliche Geschichtsschreibung nicht einfach die akademische popularisierte, sondern auch eigene Anstöße gab.
Grenzen des Neoliberalismus
Der Wandel des Liberalismus im späten 20. Jahrhundert
Der Liberalismus veränderte sich im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts rasant: Neoliberale Positionen gewannen mit ihrer Forderung nach einem Rückzug des Staates und einer verstärkten Marktorientierung von Ökonomie und Gesellschaft an Gewicht. Doch in dieser marktliberalen Verengung ging der Wandel des Liberalismus nicht auf. Denn zur selben Zeit erlebte auch der Linksliberalismus gerade in Deutschland eine erstaunliche Konjunktur, die weit über den organisierten Liberalismus hinausging. Zudem kam es unter liberalen Innenministern zu einer Neubestimmung des Verhältnisses von Freiheit und Sicherheit im Zeichen einer neuen Politik der „Inneren Sicherheit“, die auf terroristische Anschläge reagierte. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes stellen diese vielfältigen Wandlungsprozesse des Liberalismus erstmals im Zusammenhang dar. Warum erreichte der Neoliberalismus die Bundesrepublik erst spät und in moderater Form? Und wie interagierte er mit anderen liberalen Strömungen? Die Beiträge zeigen, dass der Neoliberalismus Teil eines generellen Wandels des Politischen war – und sie benennen die Grenzen, die seiner Durchsetzung in der Bundesrepublik gesetzt waren.
Politik als Beruf
Zum Wandel einer beschimpften Profession seit 1945
Zur Publikation Politiker haben ein denkbar schlechtes Ansehen. Nicht erst seit Aufkommen des Populismus wird ihnen vorgeworfen, sie seien nur auf Machterhalt und Geld aus, seien inkompetent und ohne Bezug zur Bevölkerung. Doch halten derlei Pauschalurteile einer zeithistorischen Analyse stand? Wie entwickelte sich in der Bundesrepublik Deutschland die Politik zu einem Beruf mit einem festen Gehalt? Was waren Voraussetzungen dafür, in der Politik erfolgreich zu sein? Wie veränderten sich Image und Sozialprofil von Politikern? Frank Bösch, ein ausgewiesener Experte der Politik- und Parteiengeschichte, geht diesen Fragen sozialgeschichtlich nach. Dabei kommt er zu einem klaren Befund: Die deutschen Politiker sind deutlich besser als ihr Ruf.
Public Historians
Zeithistorische Interventionen nach 1945
Historikerinnen und Historiker agieren oft in der Öffentlichkeit. Sie beteiligen sich an gesellschaftlichen Debatten, setzen (geschichts-)politische Akzente und engagieren sich in der historischen Aufarbeitung.Dabei können sie eine aufklärende, eine agitierende, eine mahnende, eine anklagende oder auch verteidigende Rolle einnehmen und wirken so als Public Historians im breiten Feld der Public History. Ihre Interventionen betreffen oft die Erinnerungskultur und Geschichtspolitik, aber auch darüber hinausreichende aktuelle Fragen. Der geplante Band versammelt Beiträge aus dem ZZF Potsdam. Die Artikel nehmen einzelne Public Historians, gesellschaftliche Debatten und wissenschaftliche Selbstverständigungen in den Blick und thematisieren auf diese Weise das Verhältnis von Geschichte und Öffentlichkeit.
Wege in die digitale Gesellschaft
Computernutzung in der Bundesrepublik 1955-1990
- 326 Seiten
- 12 Lesestunden
Wahrnehmungen, Gebrauchsweisen und sozioökonomische Folgen der Computernutzung bis zum Aufkommen des PCs. Die Verbreitung des Computers zählt zu den wichtigsten Veränderungen der jüngeren Zeitgeschichte. Bereits seit Mitte der 1950er Jahre setzten zunächst große Unternehmen und Behörden, dann auch das Militär und Sicherheitsdienste zunehmend Computer ein. Die Zeitgenossen diskutierten intensiv die Auswirkungen der Computernutzung und bewerteten sie als einen tiefgreifenden Umbruch. Dennoch hat sich die Zeitgeschichtsforschung bislang kaum mit dem Beginn des digitalen Zeitalters beschäftigt. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes untersuchen die Verbindungen zwischen technischem und gesellschaftlichem Wandel als einen evolutionären Prozess, der selten gradlinig verlief. Klassische Themen der Zeitgeschichtsforschung, wie die Geschichte der Inneren Sicherheit, des Wohlfahrtsstaats und des Bankenwesens, der Arbeitswelt, der Verwaltung, aber auch von Protest- und Subkulturen werden auf diese Weise neu betrachtet. Dabei wird aufgezeigt, inwieweit Computer die Kontroll-, Betriebs- und Machtgefüge veränderten. Die Bundesrepublik steht im Vordergrund, jedoch mit vielfältigen Seitenblicken auf grenzübergreifende Verflechtungen.
Ziele und Praktiken der internationalen Solidarität in Ost- und Westdeutschland im Kalten Krieg. Seit den späten 1960er Jahren entstanden in vielen westlichen Ländern zivilgesellschaftliche Initiativen, die Teile der »Dritten Welt« unterstützten. Auch in der Bundesrepublik engagierten sich zahlreiche Solidaritätsgruppen für politisch Verfolgte in lateinamerikanischen Diktaturen, gegen die rassistische Ordnung in Südafrika oder für den Aufbau sozialistischer Reformprojekte in Nicaragua. In der DDR entstand dagegen eine staatlich initiierte internationale Solidarität. Sie leistete ebenfalls Hilfe vor Ort und basierte auf einer massenhaften Unterstützung. Mitunter entstanden auch hier unabhängige Aktionen. In diesem Buch untersucht eine internationale Autorengruppe die Ziele und Praktiken der internationalen Solidarität in Ost- und Westdeutschland zur Zeit des Systemkonflikts. Die Solidarität fassen sie als grenzübergreifende Praxis im Kalten Krieg und betrachten besonders Lateinamerika und das südliche Afrika. Deutlich werden dabei vielfältige transnationale Kooperationen, die über den Menschenrechtsdiskurs hinaus reichten. Ebenso werden die Grenzen vieler Initiativen erkennbar, deren Scheitern und die damit verbundene Enttäuschung.