In Büchern unterwegs
Gedanken beim Lesen von Reiseliteratur
Gedanken beim Lesen von Reiseliteratur
Der Lebensweg eines Intellektuellen ist auch ein Leseweg. Das gilt in besonderem Maß für den berufsmäßigen Leser, den Rezensenten. Hermann Schlösser hat sich bei seiner Sammlung von Buchkritiken in dieser Reihe für die zeitliche Abfolge als Gliederungskriterium entschieden, und das war eine gute Entscheidung. Wir erfahren hier Anregendes und Interessantes über 85 Bücher, die Schlösser über eine Zeitspanne von 30 Jahren gelesen und publizistisch beurteilt hat, und zugleich macht uns der Autor in seiner Einleitung klar, unter welchen Bedingungen diese Beurteilungen entstanden sind. In Hermann Schlössers Rezensionen wird keiner hymnisch hochgelobt, aber auch keiner verbal hingerichtet.
Berlin war in der Zwischenkriegszeit d i e kulturelle Metropole der deutschsprachigen Welt: Nirgendwo gab es mehr Theater, Opern- und Operettenhäuser, Filmstudios, Zeitungsredaktionen und Verlage wie in der Stadt an der Spree. Hier gab es zahllose Anregungen, hier eröffneten sich ungeheure Möglichkeiten, hier konnte man die große Karriere machen. Die Stadt sprühte vor Energie. Das kreative Leben jener aufregenden Zeit wurde stark von den zahlreichen Zuwanderern beeinflusst. Sie waren der Anziehungskraft der modernen Stadt verfallen und sie erfüllten die Anforderungen der aufgeschlossenen und Unterhaltung suchenden Stadt. Viele von ihnen kamen aus Wien. Das Buch schildert das Milieu der Wiener Künstler, Journalisten und Literaten, deren Arbeit den Geist jener Zeit so maßgeblich prägte.
Sieben, fünf, drei – Rom kriecht aus dem Ei… Was tun, wenn man ohne Wikipedia allein da steht und sich verdammt noch mal partout nicht erinnert, in welchem Jahr Rom gegründet wurde? Dieses Buch verrät Ihnen, wie Sie sich alles besser merken. Der Esel mag nicht durchs Wasser waten, über einen einfachen Steg trabt er hingegen problemlos. Auch wir bauen Eselsbrücken, wenn sich das Gedächtnis störrisch weigert, etwas zu behalten. Aber woher stammt dieser Trick, Namen, Daten und Zahlen mittels witziger Sprüche zu speichern? Wir wissen, dass ihn die alten Römer populär gemacht haben. Doch sind solche 'Eselsbrücken' nicht nur bei Kennern der Antike im Gebrauch, sondern werden bis zum heutigen Tag in vielen Sprachen und Kulturen verwendet. Die beiden Journalisten Gerald Jatzek und Hermann Schlösser beschäftigen sich in ihrem Buch mit der langen Tradition dieser Gedächtniskunst, zeigen aber auch deren aktuellen Nutzwerk auf
'Wormser Fundstücke' – das sind ausgewählte Reiseberichte, Briefe, Gedichte, Erzählungen, Essays aus fünf Jahrhunderten, die sich auf unterschiedliche Weise mit der Stadt Worms befassen. Dabei wird vorgeführt, wie die Stadt wahrgenommen und erlebt wurde – und zwar sowohl von Wormsern als auch von Besuchern. Im Kreuzpunkt der Blicke von Einheimischen und Fremden entsteht ein buntes, vielgestaltiges Bild der Stadt. Manche Texte sprechen Dialekt, andere sind in Versen gehalten; viele Beiträge setzen sich in irgendeiner Form mit der großen Tradition der Nibelungen- und Lutherstadt auseinander, und manche schildern die krisenhaften Epochen der Stadtgeschichte. Einige Texte wurden eigens für dieses Buch geschrieben und erscheinen hier zum ersten Mal. Ein ausführlicher Kommentar gibt Auskunft über die jeweiligen Verfasser und über den jeweils besonderen Worms-Bezug. So entsteht ein buntes und vielfältiges literarisches Porträt der alten Stadt am Rhein, über die der britische Reisende Thomas Coryat im Jahr 1611 den begeisterten Satz schrieb: 'Die Lage dieser berühmten Stadt entzückte mich wie nur irgend eine von allen, die ich in Deutschland sah.'
Der Erzähler, Essayist, Reiseschriftsteller und Journalist Kasimir Edschmid (1890 bis 1966) war Jahrzehnte lang eine der einflussreichsten Persönlichkeiten des deutschen literarischen Lebens, und dabei zeitlebens ein überaus produktiver Schriftsteller. Hermann Schlössers Edschmid-Biographie unternimmt erstmals den Versuch einer Gesamtdeutung von Edschmids Leben und Lebenswerk. Der Autor, dessen literarische Laufbahn mit expressionistischen Erzählungen begann, entwickelte sich in den Zwanziger Jahren zum Repräsentanten eines sportiven und mobilen Lebensstils und trat vor allem mit viel gelesenen Reisebüchern hervor. Von den Nationalsozialisten wurde Edschmid als „Zivilisiationsliterat“ verdächtigt, seine Bücher wurden 1933 verbrannt. Hier wird erstmals dargestellt, wie er in den engen Grenzen, die ihm von der Diktatur gezogen wurden, weiterlebte und -arbeitete. In seinen beiden letzten Lebensjahrzehnten war Edschmid schließlich einer der entscheidend wichtigen Literaturfunktionäre der Bundesrepublik, dessen literaturpolitische Leistungen ausführlich gewürdigt werden. Das wichtigste Ziel der Arbeit besteht jedoch darin, auf dem Weg der Biographie ein neues Interesse am umfangreichen literarischen Werk Kasimir Edschmids zu wecken.