Gerhard Rühm experimentiert mit einem Roman, der fast ausschließlich aus Adjektiven besteht, inspiriert von Musils »Mann ohne Eigenschaften«. Der konzeptionelle Text entfaltet sich rhythmisch und überraschend, indem er die attributive Verfasstheit eines »Mannes« erkundet und dabei Sprachkunst und Witz verbindet.
Gerhard Rühm Bücher






Gerhard Rühm definiert «auditive Poesie» als poetische Werke, in denen Sprachklang und Artikulation bewusst integriert sind. «Sprechtexte» sind für den Vortrag gedacht und vermitteln Informationen, die akustisch erfasst werden. Rühms «gesammelte Sprechtexte» werden erstmals in einer Kombination von Buch und Kassette veröffentlicht, viele Texte sind Erstveröffentlichungen.
Ein voll Gottvertrauen zerschellter Pilgerbus, ein sogenannter „Ehrenmord“, industrielles Schlachten und anthropogenes Insektensterben, aber auch das Versiegen von Abels freudlosem Leben oder Jungfrau Marias Auferstehung „aus Protektion“: solche und andere Sujets dienen Gerhard Rühm als Material für 36 Neuinterpretationen der Gattung „Epitaph“: vom frühen Lautgedicht im Wiener Dialekt auf den Selbstmörder „dlü“ bis zu dem mit monovokalen türkischen Wörtern verfassten „gedenken an gülsüm“ aus jüngster Produktion. Die poetischen Kalküle und Rühms lakonischer Humor konterkarieren den Irrglauben und Gewalt-Eskalationen heutiger Wirklichkeit. Mitreißende Sprachartistik und vom Autor entwickelte Verfahren sprachmusikalischer Transgression eröffnen Wege zu einem intensiveren, gleichsam leibbasierten Verstehen. Auch die sechs mal sechs „Epigramme“ beruhen auf singulären Text- und Bildkonzepten. Als Einworttafel oder als collagierte Versatzstücke aus Zeitungstexten und Kreuzworträtseln oder in Gestalt von Wettergraphik, Strichliste, Parkstrafe, Merkzettel u.a.m. durchqueren die Blätter die Tradition des Epigramms als biederen Sinnspruch, setzen Impulse für kreative Assoziationen und generieren mittels Formbeziehungen Zusammenhang, (Lebens-)Geschichte in konzentriertester Form.
achtung achtung sonne zehntausendmal heller geworden stop gigantischer feuerball stop aequator erreicht umlaufbahn der erde stop gesamtes planetensystem taghell erleuchtet stop berge schmelzen stop ganze erde kochender ozean aus fluessigem gestein
Lügen über Länder und Leute
- 125 Seiten
- 5 Lesestunden
Feingeschliffene poetische Gebilde, die jedweder Form literarischer Phrasendrescherei und Dampfplauderei zu Leibe rücken.
Erstmals erscheint eine vollständige Ausgabe der „wiener dialektgedichte“ Rühms, die größtenteils in den Jahren 1954-58 (einige weitere noch zwischen 1980 und 1990) entstanden und bisher nur z. T. und verstreut in längst vergriffenen Büchern publiziert sind. Rühm spannt den Bogen der neuen Dialektdichtung, die konkrete (auch surrealistische) Tendenzen am lautlich reich nuancierten Dialektmaterial probiert und entwickelt, von den frühen makabren Texten in der Tradition des Wiener Volkstheaters über Lautgedichte im Wiener Dialekt bis zu Wiener Liederbildern, die als visuelle Musik Lieder und Fotomaterial zusammen notieren. Zusätzlich zum Buch erscheint eine CD, auf der Rühm 20 von ihm vertonte Wiener Lieder vorträgt und ein musikalischer Querschnitt durch die Operette „der schweissfuss“ (Text: Konrad Bayer/Gerhard Rühm, Musik: Rühm) zu hören ist. (Die Uraufführung der Operette erfolgte im Schauspielhaus Wien in der Silvesternacht 1993)


