Thomas Harlan. Das Gesicht deines Feindes
- 235 Seiten
- 9 Lesestunden
Goebbels Hätschelkind - Entdecker des ersten Vernichtungslagers und linksradikaler Revolutionär - wer Thomas Harlans Leben kennt, versteht die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts.Sein Vater war der berüchtigte 'Jud Süss-Regisseur Veit Harlan, sein Wahlonkel Joseph Goebbels - kein Wunder, daß Thomas Harlan 1949 fluchtartig Westdeutschland verließ, um die Schrecken seiner Herkunft niederzuringen. Was folgte, liest sich wie ein Zeitraffer deutscher Hoffnungen und Traumata: enge Freundschaft mit Kinski, mit dem zusammen er als erster Deutscher den Boden des neu gegründeten Staates Israel betritt. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wird er von einem Kriegsverbrecher - den er so nannte - wegen Beleidigung verklagt. Flucht nach Polen um nachzuweisen, daß die Beleidigung schlichte Wahrheit war. Mehrjährige Arbeit in polnischen Archiven - mit dem Ergebnis von fast 2000 Anklagen gegen deutsche Naziverbrecher. Finanzminister der chilenischen Freiheitsbewegung, Dokumentar der portugisischen Nelkenrevolution, Regisseur des Filmes 'Wundkanal', bei dem ein ehemaliger Nazi-Kriegsverbrecher sich selbst in der Hauptrolle spielt und der bis heute im deutschen Fernsehen nicht mehr gezeigt worden ist.Thomas Harlan hat nie Geschichte geschrieben - er hat sie erlebt und gelebt. Mit schonungsloser Offenheit auch sich selbst gegenüber, hat er Jean Pierre Stephan von seinen Irrungen und Wirrungen erzählt.

