Georgi Nesmanow, der bescheidene pensionierte Redakteur einer sowjetischen Provinzzeitung, möchte die Biographie eines Zeitgenossen, des tschuktschischen Nationaldichters Juri Gemo, recherchien. Obwohl er dessen Leben und Werk zu kennen glaubt, findet er jedoch keine einzige Spur. Niemand erinnert sich an Gemo, nirgendwo sind seine Bücher zu finden. Und so wie Nesmanow ständig über Gemos Schicksal grübelt, so spukt Gemo ein Redakteur Nesmanow im Kopf herum. Die beiden nähern sich einander auf verschlungenen Pfaden - ein hinreißend ironisches Vexierspiel vor dem historischen Hintergrund der sich wandelnden Sowjetunion.
Yuri Rytkheu Bücher
Yuri Rytkheu gilt als Vater der tschuktschischen Literatur. Indem er sowohl in seiner Muttersprache als auch auf Russisch schrieb, verband er sein kulturelles Erbe mit einer breiteren literarischen Welt. Sein Werk trug die Last, die Geschichten seines Volkes zu artikulieren, und seine einzigartige Stimme vermittelt den Reichtum und die Komplexität indigener Traditionen.







Wenn die Wale fortziehen
Erzählung
Nau ist die Urmutter des Menschengeschlechts. Aus Liebe zu ihr wird Rëu, der Wal, zum Menschen und zeugt mit ihr Waljunge und Menschenkinder. Diese poetische Schöpfungslegende der Tschuktschen von der ursprünglichen Gemeinschaft von Mensch und Wal, von der Einheit von Mensch und Natur, ist zugleich eine Vorahnung der Fragen und Probleme unserer Zeit.
Der letzte Schamane
Die Tschuktschen-Saga. Roman
Juri Rytchëus Familiengeschichte ist zugleich die Saga des tschuktschischen Volkes. Denn von Generation zu Generation wurden seit Anbeginn der Zeiten die Taten, Verdienste und Schicksalsschläge weitergegeben. Wir hören von Göttern, Geistern, Händlern und Zaren, vom Segen der Nähnadel, vom Fluch des Alkohols. Eine fremde, barbarische Zivilisation voll technischer Wunder bricht über die kleine Siedlung an der Küste herein. Die hohe Kunst, im Einklang mit den rauen Naturkräften der Arktis zu leben, droht in Vergessenheit zu geraten. Da beschließt der letzte Schamane Mletkin auf eine große Reise zu gehen. Als er schließlich an sein heimisches Ufer am arktischen Meer zurückkehrt, versucht der er, das alte und das neue Wissen zu vereinen, um seinem Volk eine Zukunft zu sichern.
LETZTER ANFLUG AUF KANSAS CITY Während ein Sturm über dem Flughafen von Kansas City tobt, verunglückt ein Airbus beim Landeanflug. Joe Wallingford, Leiter der Untersuchungen, tappt im dunkeln. Wer hat Interesse daran, die Ermittlungen zu behindern? Wallingford hat einen schrecklichen Verdacht. EIN LIED GEGEN DIE FINSTERNIS Der Ire Benedict Glyn ist glücklich wie nie zuvor: Erst findet er Arbeit auf einer Schaffarm in Yorkshire, und dann begegnet er dort der großen Liebe. Um so härter trifft ihn ein Schicksalsschlag, der jeden an den Rand der Verzweiflung treiben würde. SPIEL MIT DER ANGST Sarah und Alex Whitaker haben sich einen Traum erfüllt. Mit ihrem sechsjährigen Sohn sind sie in ein wunderschönes altes Haus gezogen. Während sich die ganze Familie auf das erste Weihnachtsfest im neuen Heim freut, verwandelt sich die Idylle plötzlich in einen Alptraum. Sarah merkt, daß jemand ein grausames Spiel treibt. Der Einsatz ist hoch: Ihre Familie soll zerstört werden. TRAUM IM POLARNEBEL Ostsibirien, 4. September 1910. Der schwerverletzte kanadische Seemann John MacLennan hat keine andere Wahl: wenn er überleben will, muß er sich drei finster dreinblickenden Jägern vom Stamm der Tschuktschen anvertrauen, die ihn auf einem Hundeschlitten zum Arzt in die weit entfernte Siedlung Anadyr bringen wollen.
Traum im Polarnebel
- 369 Seiten
- 13 Lesestunden
Nach einem Unfall wird der Kanadier MacLennan auf einem Hundeschlitten durch die eisige Tundra, im äußersten sibirischen Norden, zu einer rettenden Schamanin gebracht. Bei seiner Rückkehr zur Küste ist sein Schiff längst in See gestochen. Er muss als einziger Weißer unter dem Volk der Tschuktschen überwintern. Aus einem Winter wird ein ganzes Leben.
Geboren in einer traditionellen Fellhütte am Polarkreis, geht er seinen Weg und bewahrt sich immer den wachen, heiteren, ironischen Blick auf die seltsamen Gebräuche der »zivilisierten« Welt. Noch nie hat Juri Rytchëu so persönlich, verschmitzt und anrührend von dem erzählt, was ihm, dem Tschuktschen aus dem äußersten Winkel Asiens, auf seiner Lebensreise widerfuhr. Hunderttausende von Leserinnen und Lesern kennen die Romane von Juri Rytchëu und haben den Autor auf seinen zahlreichen Lesungen erlebt. Kurz vor seinem Tod im Jahr 2008 hat er diesen Rückblick auf sein Leben abgeschlossen.
Unna
- 239 Seiten
- 9 Lesestunden
Als das Tschuktschenmädchen Unna ins Internat geschickt wird, findet sie bald Gefallen an der Zivilisation: Das städtische Leben, die Sauberkeit, aber vor allem der Schulausflug in den Süden, wo die Sonne scheint, wecken in ihr den Wunsch nach einem anderen Leben. Sogar ihren Vater, einen oft vor Alkohol und Sehnsucht nach seiner Tochter trunkenen alten Tschuktschen, stößt sie von sich. Sie rebelliert gegen die eigene Herkunft. Beinah gelingt es ihr, auf der Leiter ihrer politischen Karriere ganz nach oben zu gelangen. Doch zu spät begreift sie, welche Opfer man von ihr dafür verlangt.
Polarfeuer
Roman
Der Kanadier John MacLennan hat sich für ein Leben bei den Tschuktschen entschieden. Eine Schamanin hat ihm nach einem Unfall das Leben gerettet, seither hat er diese uralte Kultur kennen- und lieben gelernt. Aber die »Zivilisation«, die er hinter sich gelassen hat, um eine erfüllte Zukunft bei den Tschuktschen zu finden, holt ihn ganz unerwartet wieder ein: Der äußerste Osten Sibiriens wird von den Umwälzungen der Russischen Revolution erfasst. John McLennan gerät in den Strudel der Weltgeschichte, sein Lebensglück steht auf dem Spiel. In der Sowjetunion konnte »Polarfeuer« nur zensiert erscheinen. Für die deutsche Übersetzung hat Juri Rytchëu nun die ursprüngliche Fassung wieder hergestellt.
Der Mondhund
Erzählung
Wenn es einem Polarhund gelingt, bei Vollmond auf dem Tonstrahl seines Heulens in den Himmel zu fliegen und ein Stück vom Mond abzubeißen, sind ihm fortan magische Fähigkeiten geschenkt. Der junge Rüde Monder hat es geschafft und ist damit einer der wenigen, der alle Tiere verstehen und ihre Gestalt annehmen kann. Voller Neugier und Lebenslust macht er sich auf, die Welt zu erkunden. Soll er bei den Robben bleiben und Fische jagen? Sich den Raben, den uralten Erschaffern der Welt, unterordnen? Mit den Mücken über die sommerliche Tundra schwärmen? In keiner Tiergestalt wird er wirklich glücklich, bis er den Menschen begegnet und ihrer Welt voller Gefahren und Verlockungen.
Dicht am Polarstern glitzern im Sternbild der Trauer jene Sterne, die aus den Seelen der Toten hervorgegangen sind. Dort sieht der Schamane Analko auch seinen Sohn Atun, der ein Opfer der Umwälzungen geworden ist, die über die Bewohner der Wrangel-Insel hereingebrochen sind. Den Stoff zu diesem Roman schöpfte Juri Rytchëu aus zwei Quellen: den Erzählungen seiner Stammesgenossen und aus den Akten eines damals aufsehenerregenden Moskauer Prozesses. 1934 schlägt eine sowjetische Forschergruppe auf der Wrangel-Insel ihr Lager auf. Die Insel am Polarkreis wird zum Schauplatz des unheilvollen Zusammenpralls zweier Kulturen. Beim jungen Atun endet die Zerreißprobe zwischen den materiellen Verlockungen der eingebrochenen »Zivilisation« und dem traditionellen Leben und magischen Denken tödlich.



