Deutschland, 1951: Zwei Pfälzer, jung und wagemutig, wollen raus aus dem Nachkriegsmuff. Im alten Seitenwagen-Motorrad machen sie sich auf die kühne Fahrt nach Indien. Ihr spritziger und sinnlicher Bericht ist getragen von mitreißender Aufbruchsfreude.
Oss Kröher Bücher






In seinem neuen Buch erzählt Oskar Kröher aus den Jahren 1945, als er, knapp 18jährig, aus britischer Kriegsgefangenschaft ins heimische Pirmasens zurückkehrt bis 1951, dem Start seiner Motorradfahrt nach Indien. In der vom Krieg fast völlig zerstörten Stadt beendet er seine Schulausbildung mit dem Abitur, träumt vom Studieren. Zeitweilig arbeitet er als Holzfäller, absolviert statt des Studiums eine Lehre als Industriekaufmann. Wie für die meisten gehören „Hamstertouren“ für ihn zum Alltag. Mit seinem Bruder Hein und Freunden geht er auf Wanderschaft, voller Begeisterung wird gemeinsam gesungen und musiziert. Und er findet seine erste Liebe. Vor allem die Freizeitaktivitäten der bündischen Jugend (Oskar Kröher war Mitglied des am 1.11.1029 von Eberhard Koebel - genannt „Tusk“ - gegründeten Sonderverbandes Deutsche Jungenschaft „dj.1.11“), die er eindrucksvoll beschreibt, bestimmen seine Erinnerungen: Wanderungen und Zeltlager, aber auch Sängerwettbewerbe. Die Texte vieler Lieder, die der Autor damals kennenlernte und die ihn beeindruckten, sind mit abgedruckt. Detailgenau und lebendig beschreibt Oskar Kröher diese Zeit seiner Selbstfindung und vermittelt so den Lesern einen authentischen Eindruck der Nachkriegsjahre.
Vom Zauber schöner Lieder seit ihrer Kindheit besessen, hatten die Kröhers hunderte davon schon über drei Jahrzehnte zusammengetragen und gesungen - als da waren: Lieder der Handwerksburschen auf der Walz, Tanzweisen der Kosaken, Cowboysongs, Shanties der Seeleute auf den Weltmeeren, Balladen französische Amouren, Partisanenlieder, Freiheitsgesänge, Arbeiterlieder, und viele mehr. Der Vollbluterzähler schildert auf über 300 Seiten sein Leben als Lehrer an amerikanischen Schulen und als Handelsvertreter auf den Straßen des Wirtschaftswunderlandes. Dazu die Heirat, den Hausbau und die Geburt zweier Söhne. Stets hört der Leser aus dem Hintergrund die Musik jener Tage, Calypsoweisen und Skifflejazz, Big Band-Sounds und Lagerfeuerromanzen.
Romantik prägt die Erlebnisse von Oss und seinen Freunden, die 1965 eine Turmruine im Wasgau ausbauen. Trotz ihres Alters genießen sie am Feuer Spiele, Lieder und Getränke, als wären sie jung. Im selben Jahr findet ein Festival auf der Burg Waldeck statt, das die Aufmerksamkeit der Presse und des Rundfunks auf die aufstrebenden Sänger lenkt. Das Fernsehen in Berlin lädt sie ein, und die Karriere von Hein und Oss beginnt, begleitet von anderen Künstlern wie Degenhardt und Süverkrüp, die sich als „Volkssänger“ bezeichnen. 1968 bringt eine Welle der Freiheit; die Brüder fahren mit selbstgebauten Kajaks die Donau hinunter und treten im Fernsehen auf. Oss erklimmt den Mount Robson mit Freunden und wandert 1977 mit Willy Brandt durch die Pfalz. Das Buch skizziert die Abenteuer eines freien Geistes, beginnend mit der Meißnerformel, die das Leben prägt. Begegnungen mit bedeutenden Künstlern setzen Akzente, und die Seiten über Peter Rohland zeugen von großer Bewunderung. Die herzlichen Worte über Hannes Wader zeigen tiefe Freundschaft. Eine langjährige Verbindung zur schottischen Familie McLean bereichert sein Leben. In seinen Erinnerungen schildert Oss Kröher bewegend sein Leben, geprägt von Aufrichtigkeit, Freude und Dankbarkeit. Die Höhen und Tiefen seines Lebens, gepaart mit erzählerischer Kraft, offenbaren das Geheimnis literarischer Kunst.