Schattenwelten
Die dunkle Seite der Aufklärung
Die dunkle Seite der Aufklärung
Die Untersuchung von Zeitfiguren in der Geschichtsschreibung steht im Mittelpunkt dieser Analyse. Lucian Hölscher argumentiert, dass Geschichte nicht linear verläuft, sondern durch verschiedene zeitliche Konzepte geprägt ist, die sich in Ornamenten und Abteilungen anordnen. Er beschreibt die grundlegenden temporalen Bausteine historischer Erzählungen und beleuchtet bedeutende historische Werke. Die systematische Sammlung und Entfaltung der Zeitfiguren führt zu einer Diskussion über den Raum, in dem sie interagieren, sowie über die Rolle der „Leere“ als universelles Konzept der historischen Zeit.
Der Historiker Lucian Holscher verfolgt in seinem Buch den Wandel der protestantischen Frommigkeitskultur durch die letzten Jahrhunderte. Statt auf die Geschichte der christlichen Kirchen richtet er seinen Blick verstarkt auf die religiosen Praktiken und das jeweilige gesellschaftliche Umfeld. Schwerpunkte der Betrachtung bilden die Nahe der katholischen und protestantischen Frommigkeitskulturen im Zeitalter der Reformation, die konfessionelle Spaltung im 18. Jahrhundert und die sakulare Religiositat der Gegenwart. Band eins der neuen Reihe Blumenberg-Vorlesungen.
Die Parameter der klassischen Geschichtswissenschaft auf dem Prüfstand: Hölscher stellt die Einheit der geschichtlichen Wirklichkeit zur Diskussion. Systematische Leerstellen wie das Vergessen, die Zukunft und die leere Distanz zwischen den Dingen bilden das Bedeutungspotential der Geschichtswissenschaft. Ohne sie würde Geschichtsschreibung nicht mehr sein können als ein immer wieder erneutes Aus- und Umschreiben der Quellen. Indem sie die Geschichte als Einheit zu entwerfen helfen, konstituieren sie aber auch die Geschichte selbst als Wirklichkeitsraum. Lucian Hölscher diskutiert diese Zusammenhänge in vier Kapiteln: I. »Die räumliche und zeitliche Erschließung der geschichtlichen Welt«, II. »Die Grenzen der Erinnerung und die historische Bedeutung des Vergessens«, III. »Die Generierung der Zukunft« und IV. »Geschichtsbrüche im 20. Jahrhundert«.
Wie haben sich Vorstellungen vom Jenseits während der Neuzeit verändert? Was haben diejenigen, die nicht an ein Leben nach dem Tod glauben, dazu beigetragen? Das Jenseits gehört, obwohl vielfach abgelehnt, zu den wichtigsten religiösen Konzepten der Neuzeit. An seiner facettenreichen Ausformulierung haben, mehr noch als die Gläubigen selbst, religionskritische Stimmen entscheidenden Anteil. Ohne Zustimmung oder Ablehnung des Glaubens an ein Jenseits kommt neuzeitliche Religiosität nicht aus. Aus dem Inhalt: Walter Sparn: Jenseitskonzeptionen in der protestantischen Aufklärungstheologie Helmut Zander: Monistische »Jenseits«-Konzepte um 1900 und die Traditionen einer monistischen Eschatologie Diethart Sawicki: Das Jenseits Karl Mays Volkhart Krech: Jenseitsvorstellungen als Thema der Religionswissenschaft im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert Alf Christophersen: Zur Entwicklung protestantisch-theologischer Transzendenzdeutungen im 19. und 20. Jahrhundert Bernhard Lang: »Jenseits« und »Diesseits« in der katholischen Theologie des 19. und 20. Jahrhunderts Michael Ebertz: Die Zivilisierung der Jenseitsvorstellungen in katholischer Theologie und Verkündigung
Der Wandel der »Baupläne« zum Verhältnis zwischen Religionsgemeinschaften und dem Staat in sechs ausgewählten Ländern: Deutschland, Belgien, Niederlanden, Schottland, Schweden und Rußland. Das Verhältnis zwischen Staat und Religionsgemeinschaften folgt in Europa sehr unterschiedlichen nationalen »Bauplänen«. Durch den neuen begriffsgeschichtlichen Zugriff werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den religiösen Kulturen verschiedener Länder kenntlich, politische und soziale mit religiösen und sprachlichen Strukturen in lebendigen Bildern der kirchlichen Kultur verbunden. Inhalt: Lucian Hölscher: Konfessionspolitik in Deutschland zwischen Glaubensstreit und Koexistenz Hans Erich Bödeker: Kirche als Religionsgesellschaft im Diskurs der deutschen protestantischen Aufklärung Siegfried Weichlein: Die Entstehung des Begriffs der »Körperschaft öffentlichen Rechts« mit Blick auf die Kirchenartikel der Weimarer Reichsverfassung Vincent Viaene: The semantic stakes of »separation« between church and state in Belgium Peter van Rooden: Dutch concepts to express religious difference, 1572-2002 Callum G. Brown: The Kirk and the Word: meanings in the ecclesiastical terminology of Scotland Bo Stråth: Der Volksbegriff in der Organisation der Religionsausübung Schwedens Martin Schulze Wessel: Ekklesiologische und politische Bedeutungen des »sobornost'« -Begriffs in Rußland
Der Wandel der protestantischen Frömmigkeit von der Reformation bis zum frühen 20. Jahrhundert wird detailliert untersucht, wobei religiöse Vorstellungen und Verhaltensweisen in verschiedenen sozialen Schichten Deutschlands beleuchtet werden. Lucian Hölscher bietet eine umfassende Geschichte, die die Vielfalt der protestantischen Strömungen von Orthodoxien über Pietismus bis hin zu modernen Bildungsreligionen und Christlichem Atheismus darstellt. Zudem werden die religiöse Geographie und die sozialen Kulturen des deutschen Protestantismus einbezogen, was neue Perspektiven auf aktuelle religiöse Orientierungen eröffnet.
Angesichts der Vielfalt und Unversöhnlichkeit geschichtlicher Erfahrungsräume im ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhundert stellt sich die Frage, wie die Geschichte noch als einheitliche Wirklichkeit gedacht werden kann. Der geschichtstheoretische Entwurf, der darauf eine Antwort gibt, schreibt den historischen Ereignissen eine für den Zusammenhang des geschichtlichen Kosmos zentrale, allerdings ganz neue Bedeutung zu: Als Knotenpunkte verknüpfen sie die unterschiedlichsten Geschichten zu einem sich stetig erweiternden Gewebe historischer Sinn- und Ereigniszusammenhänge. Das »annalistische« Geschichtsbild ist gegenwarts- und vergangenheitszentriert zugleich. Historisch zu denken ist allerdings nur eine unter vielen Möglichkeiten der Aneignung von und Orientierung in der Welt - wenn auch eine bislang außerordentlich erfolgreiche. Link: Max-Planck-Instituts für Geschichte, Göttingen
Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg
Der Datenatlas zur religiösen Geographie im protestantischen Deutschland bietet umfassende statistische Informationen über das kirchliche Leben in deutschen evangelischen Landeskirchen von 1850 bis 1940. Er analysiert Daten zu Kirchenbesuchen, Wahlen und Kasualien und ist eine wertvolle Ressource für Historiker, Theologen und Statistiker.